Todesengel
nickte. Sie und Nikki betrachteten derweil nebenan die Schaufensterauslage eines Schuhgeschäfts. David war schnell wieder zurück. »Man hat mir gesagt, der alte Speisewagen sei am besten für einen schnellen Imbiß geeignet, aber im Iron Horse Inn soll es das beste Essen geben. Ich bin für den Speisewagen.«
»Ich auch«, sagte Nikki.
»Dann sind wir uns ja einig«, stellte Angela fest. Ein paar Minuten später bestellten Angela, David und Nikki Hamburger. Sie waren auf die traditionelle Art zubereitet: mit süßen Brötchen, rohen Zwiebeln und viel Ketchup. Als sie mit dem Essen fertig waren, verkündete Angela, daß sie mal kurz verschwinden müsse. »Vor dem Gespräch muß ich mir unbedingt die Zähne putzen«, sagte sie.
David hingegen schob sich einfach ein paar Pfefferminzbonbons in den Mund, nachdem er die Rechnung bezahlt hatte.
Als sie zum Auto zurückgingen, kam ihnen eine Frau entgegen, die einen ganz jungen Jagdhund mit goldenem Fell an der Leine führte.
»Der ist aber süß!« rief Nikki entzückt. Die Frau blieb sofort stehen, damit Nikki den Hund streicheln konnte.
»Wie alt ist er denn?« fragte Angela. »Zwölf Wochen«, antwortete die Frau. »Könnten Sie uns wohl sagen, wie wir zum Städtischen Krankenhaus von Bartlet finden?« fragte David. »Natürlich«, sagte die Frau. »Fahren Sie rauf bis zum Stadtpark. Dort führt eine Straße nach rechts - das ist die Front Street. Und wenn Sie diese Straße dann hinauffahren, landen Sie direkt vor dem Haupteingang des Krankenhauses.«
Sie dankten der Frau und gingen weiter. Nikki lief seitwärts, weil sie den kleinen Hund nicht aus den Augen lassen konnte. »So ein niedliches Tierchen!« sagte sie. »Kann ich auch einen Hund haben, wenn wir hierherziehen?«
David und Angela warfen sich einen Blick zu. »Natürlich kannst du einen Hund haben«, sagte Angela. »Du darfst ihn dir sogar selber aussuchen«, fügte David hinzu.
»Dann will ich auf jeden Fall nach Bartlet ziehen«, sagte Nikki; die Aussicht auf einen Hund hatte sie vollkommen überzeugt. »Ziehen wir hierher?«
Angela blickte David an und hoffte, daß er die Frage seiner Tochter beantworten würde, doch Davids Mimik forderte sie auf, selber etwas dazu zu sagen. Es fiel ihr nicht leicht, die richtigen Worte zu finden. Zögernd sagte Angela schließlich: »Wir sind uns noch nicht ganz sicher. Es gibt da nämlich noch jede Menge Dinge, die wir berücksichtigen müssen.«
»Was denn?« fragte Nikki.
»Zum Beispiel, ob dein Vater und ich die Stellen hier bekommen«, sagte Angela. Inzwischen hatten sie ihr Auto erreicht, und Angela war froh, daß ihr diese einfache Erklärung eingefallen war.
Das Städtische Krankenhaus von Bartlet wirkte größer und imposanter, als David und Angela es sich vorgestellt hatten, obwohl sie bereits wußten, daß Patienten aus ganz Vermont zur Behandlung dorthin geschickt wurden.
Ein Schild wies deutlich darauf hin, daß sich die Parkplätze hinter dem Krankenhaus befanden, doch David bremste den Wagen trotzdem zunächst in der Kurve ab, direkt vor dem Haupteingang. Er fuhr an den Bürgersteig, ließ den Motor aber laufen.
»Es ist wirklich wunderschön«, sagte er. »Ich hätte nie gedacht, daß ich das mal über ein Krankenhaus sagen würde.«
»Und was für einen Blick man von hier aus hat«, ergänzte Angela staunend.
Das Krankenhaus befand sich im Norden der Stadt und lag auf der halben Höhe eines Hügels. Die Vorderseite der Klinik war nach Süden ausgerichtet, so daß die Fassade jetzt von der hellen Sonne beschienen wurde. Unter ihnen breitete sich der ganze Ort aus, den sie von hier oben gut überblicken konnten. Der Turm der Methodisten-Kirche fiel ihnen besonders ins Auge. Weiter hinten zeichnete sich am Horizont das Panorama der Green Mountains ab.
Angela zupfte David am Arm. »Wir gehen besser rein«, sagte sie. »Mein Termin ist in zehn Minuten.« David gab wieder etwas Gas und fuhr um das Krankenhaus herum. Auf der Rückseite der Klinik lagen zwei stufenförmig angelegte Parkplätze, die durch eine Baumreihe voneinander abgegrenzt waren. Die Besucherparkplätze befanden sich auf der unteren Parkebene, direkt neben dem Hintereingang des Krankenhauses. Mit Hilfe der Hinweisschilder war es einfach, den Verwaltungstrakt des Krankenhauses zu finden. Eine hilfsbereite Sekretärin führte die Wilsons zu dem Büro von Michael Caldwell, dem Verwaltungschef des Städtischen Krankenhauses von Bartlet.
Angela klopfte an die offenstehende Tür.
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