Todesengel
noch deine Fax-Nummer geben.«
»Wir haben kein Faxgerät«, erwiderte Angela und hatte auf einmal das komische Gefühl, daß die neunziger Jahre an David und an ihr spurlos vorbeigegangen waren. »Aber ihr habt doch bestimmt ein Modem an euren Computer angeschlossen?« fragte Robert. »Wir haben auch keinen Computer«, gestand Angela. »Wenn man mal von dem winzigen Gerät absieht, mit dem Nikki ihre Videospiele betreibt. Aber ich werde schon einen Weg finden, wie ich an das Material komme. Kannst du mir vielleicht vorab eine Frage beantworten? Geht aus den Daten hervor, warum van Slyke nur einundzwanzig Monate bei der Marine war?«
Es entstand eine kurze Pause. Angela hörte, wie Robert diverse Seiten durchblätterte.
»Hier ist es«, sagte er schließlich. »Van Slyke ist aus medizinischen Gründen entlassen worden.«
»Steht da auch die Diagnose dabei?« fragte Angela. »Leider nein«, erwiderte Robert. »Aber ich bin gerade auf eine weitere, interessante Information gestoßen. Van Slyke hat in New London in Connecticut eine Schule besucht, in der er auf den Dienst in einem Unterseeboot vorbereitet wurde. Und danach wurde er zu einem Spezialisten für Nukleartechnik ausgebildet. Er muß auf einem Atom-U-Boot stationiert gewesen sein.«
»Und was ist daran so interessant?« fragte Angela. »Naja«, erwiderte Robert, »schließlich landet nicht jeder x-beliebige Soldat auf einem U-Boot. Hier steht, daß er auf der U.S.S. Kamechameha gedient hat, die vor Guam stationiert war.«
»Würdest du bitte auch noch nachsehen, welche Funktion Clyde Devonshire bei der Marine hatte?« bat Angela. Wieder hörte sie Robert in den Unterlagen blättern. »Er war Marine-Sanitäter«, sagte er schließlich und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: »Meine Güte, wenn das kein Zufall ist!«
»Was denn?« fragte Angela ungeduldig. Sie ärgerte sich, daß sie die Papiere nicht selber durchsehen konnte. »Devonshire ist ebenfalls aus medizinischen Gründen entlassen worden«, erwiderte Robert. »Bei jemandem, der wegen einer Vergewaltigung im Knast gesessen hat, hätte ich eigentlich mit einem anderen Entlassungsgrund gerechnet.«
»Das find’ ich wesentlich interessanter als den Hinweis darauf, daß van Slyke eine Ausbildung zum Spezialisten für Nukleartechnik absolviert hat«, bemerkte Angela. Nachdem sie sich noch einmal für seine Bemühungen bedankt hatte, legte Angela den Hörer auf und ging zurück in die Küche, wo David und Nikki gerade dabei waren, ihrer Kürbislaterne den letzten Schliff zu geben. Angela berichtete David, daß Robert noch weitere Informationen zusammengetragen hatte und daß sie die Unterlagen abholen wolle. Außerdem erzählte sie ihm, was sie gerade über Devonshire und van Slyke erfahren hatte. »Aha«, sagte David. »Sie sind also beide aus medizinischen Gründen entlassen worden.« Es war offensichtlich, daß er in Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt war.
»Wie gefällt dir unser Kürbis?« fragte David seine Tochter, während sie beide einen Schritt zurücktraten, um ihr Werk besser bewundern zu können. »Ich finde ihn total super«, rief Nikki begeistert. »Können wir jetzt noch eine Kerze hineinstellen?«
»Na klar«, sagte David.
»David«, begann Angela noch einmal. »Hast du mir denn gar nicht zugehört?«
»Doch, natürlich habe ich zugehört«, erwiderte David, während er Nikki eine Kerze reichte. »Ich wünschte, wir könnten herausfinden, was das für medizinische Gründe waren, aus denen die beiden entlassen worden sind«, sagte Angela.
»Ich weiß, wie wir das herausfinden können.« David schaute Angela plötzlich an. »Wir müssen jemanden fragen, der bei der Veterans Administration arbeitet und an die Daten der ehemaligen Soldaten herankommen kann. Diese Personaldaten werden dort mit Sicherheit gespeichert.«
»Eine gute Idee«, pflichtete Angela bei. »Aber an wen sollen wir uns dort wenden?«
»Ich kenne jemanden im Veteranen-Krankenhaus von Boston.«
»Glaubst du, daß er uns einen Gefallen tun würde?« fragte Angela.
»Sicher«, sagte David. »Sie ist ebenfalls Ärztin.« Dann wandte er sich wieder Nikki zu; er empfahl ihr, innen eine kleine Vertiefung in den Kürbis zu schnitzen, damit die Kerze einen besseren Halt hatte. Bei ihren ersten Versuchen, die Kerze in der Kürbislaterne aufzustellen, war sie immer wieder umgefallen.
»Wer ist denn diese Bekannte von dir?« wollte Angela wissen.
»Sie ist Augenärztin«, antwortete David, während er sein
Weitere Kostenlose Bücher