Todesengel
später die jeweiligen Strafregister übermittelt und auf einem anderen Drucker ausgedruckt wurden. Peter hatte ein zweites Gerät einschalten müssen, weil das erste noch immer die Daten der Sozialversicherungen auswarf. Am überraschendsten aber war wohl die Enthüllung, daß Clyde Devonshire vor sechs Jahren wegen einer Vergewaltigung verhaftet und verurteilt worden war. Der Zwischenfall hatte sich in einem Ort namens Norfolk in Virginia ereignet; danach hatte Devonshire zwei Jahre im Gefängnis gesessen.
»Ihr scheint da in eurer Kleinstadt einen charmanten Kerl zu beherbergen«, bemerkte Robert sarkastisch. »Er arbeitet bei uns im Krankenhaus in der Notaufnahme«, sagte Angela. »Ich frage mich, ob dort irgendjemand über seine Vergangenheit Bescheid weiß.« Robert ging zurück zu dem anderen Drucker und blätterte so lange in den ausgedruckten Seiten, bis er auf die Daten von Clyde Devonshire stieß.
»Er war auch bei der Marine«, rief Robert Angela zu. »So wie es aussieht, ist er während seiner Marinedienstzeit verknackt worden.«
Angela ging zu Robert hinüber und schaute ihm über die Schulter.
»Sieh dir das mal an«, sagte Robert und zeigte auf das Papier. »Seit Mr. Devonshire aus dem Gefängnis entlassen wurde, ist er nicht mehr lückenlos sozialversichert gewesen. So etwas kommt öfter vor. Die Lücken weisen darauf hin, daß er entweder noch einmal im Gefängnis war oder unter einem Decknamen gearbeitet hat.«
»Ich kann es kaum fassen«, sagte Angela, »obwohl Phil Calhoun uns angekündigt hatte, daß wir auf einige Überraschungen stoßen würden. Und wie es scheint, soll er recht behalten.«
Eine halbe Stunde später trugen Angela und Robert mehrere Kisten Computerausdrucke aus Peters Büro hinüber in Roberts Zimmer.
»Jetzt wollen wir erkunden, wie es um die finanzielle Lage deiner Verdächtigen bestellt ist«, schlug Robert vor und setzte sich vor seinen Computer. Es dauerte nicht lange, und aus Roberts Drucker flogen die Seiten mit erstaunlicher Geschwindigkeit in den Sammelbehälter. »Ich bin wirklich beeindruckt«, gestand Angela. »Daß man so einfach an ganze Bände persönlicher Daten herankommen kann, hätte ich nicht gedacht.«
»Sollen wir mal nachschauen, was der Computer über dich ausspuckt?« fragte Robert.
»O nein, bitte nicht«, erwiderte Angela. »Ich weiß auch so, wie hoch mein Schuldenberg ist. Ich möchte die Zahlen nicht auch noch schwarz auf weiß sehen müssen.«
»Heute nacht versuche ich, noch mehr Informationen über deine Verdächtigen zu bekommen«, sagte Robert. »Nachts ist es manchmal einfacher, in die Datenbanken einzudringen, weil dann weniger elektronische Daten fließen.«
»Ich bin dir wirklich zu Dank verpflichtet«, sagte Angela, während sie versuchte, die beiden schweren Kisten vom Boden hochzuheben. »Ich helfe dir, die Sachen zum Auto zu tragen«, bot Robert an.
Als alles im Kofferraum verstaut war, schloß Angela ihren Ex-Freund zum Abschied in die Arme.
»Vielen Dank«, sagte sie und drückte ihm noch einmal freundschaftlich die Hand. »Es war schön, dich wiederzusehen.«
»Ich bin wieder da«, rief Angela, als sie das Haus durch die Hintertür betrat. Da niemand antwortete, ging sie noch einmal zurück zum Auto, um die zweite Kiste aus dem Kofferraum zu holen. Als sie erneut ins Haus ging, war immer noch kein Laut zu vernehmen. Sie suchte David zunächst in der Küche und ging dann durch das Eßzimmer in die Diele. Als sie gerade in den ersten Stock hinaufgehen wollte, sah sie plötzlich aus dem Augenwinkel, daß David im Wohnzimmer saß und las.
»Warum hast du mir nicht geantwortet?« fragte Angela. »Was soll ich denn antworten, wenn du rufst, daß du wieder zu Hause bist?« entgegnete David. »Was ist los mit dir?« fragte Angela. »Gar nichts«, erwiderte David. »Hattest du einen schönen Tag mit deinem ehemaligen Lover?«
»Ach, deshalb bist du so mies gelaunt«, entgegnete Angela. David zuckte nur mit den Schultern. »Ich finde es ziemlich seltsam, daß du mir in den vier Jahren, in denen wir in Boston gelebt haben, nie etwas davon erzählt hast, daß du mal mit diesem Mann zusammengewesen bist.«
»Oh, David!« rief Angela; in ihrer Stimme schwang ein Hauch von Verzweiflung mit. Sie ging zu David hinüber, setzte sich auf seinen Schoß und schlang ihre Arme um seinen Nacken. »Ich habe Robert doch nicht vor dir geheimhalten wollen. Glaubst du vielleicht, ich hätte seinen Namen jetzt erwähnt, wenn ich gewollt
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