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Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ihr Ohr.
    Nikki nahm all ihren Mut zusammen und linste noch einmal über das Treppengeländer. Für einen Augenblick konnte sie ihre Mutter und den Mann sehen, doch dann verschwanden die beiden aus ihrem Blickwinkel und gingen über den Flur in Richtung Küche. Nikki wagte sich wieder einen Schritt nach vorne und nahm ein weiteres Mal das Gewehr ins Visier. Es stand noch immer an der gleichen Stelle. Ganz vorsichtig begann sie, die Treppe hinabzusteigen; sie bemühte sich, möglichst kein Geräusch zu verursachen, doch obwohl sie nur ein Fliegengewicht von fünfunddreißig Kilo war, knarrte es bei jedem Schritt.
    Als Nikki die Treppe gerade zur Hälfte hinabgestiegen war, hörte sie, daß ihre Mutter und der Mann wieder zurückkamen. Panisch rannte sie die Treppe wieder hinauf und blieb erst stehen, als sie beinahe am Ende des oberen Flures angelangt war. Sie überlegte noch, was sie tun sollte, als sie ihre Mutter und den Mann die Treppe hochkommen hörte.
    Nikki rannte ins Schlafzimmer ihrer Eltern und versteckte sich in einem der begehbaren Wandschränke. An der Rückwand des Schranks befand sich eine zweite Tür, die auf einen kurzen Flur hinausführte, der das Haus mit der Scheune verband. Von diesem Flur aus konnte man die verschiedenen Lagerräume erreichen; er mündete in eine schmale Wendeltreppe, die in den Vorraum der Küche hinabführte.
    Nikki raste diese Wendeltreppe hinunter und eilte dann, so schnell sie konnte, durch die Küche und über den Flur im Erdgeschoß, bis sie endlich die Diele erreichte. Dort schnappte sie sich das Gewehr. Hektisch überprüfte sie, ob eine Patrone in der Kammer war; sie hatte gut aufgepaßt, als Angela ihr das Gewehr erklärt hatte. Nachdem sie festgestellt hatte, daß das Gewehr geladen war, löste sie den Sicherungsbügel.
    Doch sosehr es Nikki auch erleichterte, endlich das Gewehr in den Händen zu halten, sosehr verwirrte es sie auch, da sie nicht wußte, was sie als nächstes tun sollte. Ihre Mutter hatte ihr erklärt, daß die Ladung sehr breit gestreut wurde. Man mußte also nicht so genau zielen, da man mit einem Schuß ein relativ großes Umfeld mit Schrot eindeckte. Und genau da war das Problem: Wenn Nikki auf den Eindringling schoß, würde sie auch ihre Mutter treffen, und das wollte sie auf keinen Fall riskieren.
    Doch Nikki hatte keine Zeit, weiter über dieses Dilemma nachzudenken. Es vergingen nämlich nur ein paar Sekunden, bis der Reptilienmann mit ihrer Mutter zum Treppenabsatz zurückkam und ihr befahl, wieder hinunterzugehen. Nikki flüchtete schnell in die Küche. Sie wußte nicht, ob es besser war, sich zu verstecken oder zu den Nachbarn zu laufen.
    Bevor Nikki Zeit hatte, sich zu entscheiden, erhaschte sie einen Blick auf ihre Mutter; die taumelte die Diele entlang und konnte sich nur mühsam auf den Beinen halten, weil sie die letzten Stufen offenbar hinuntergestoßen worden war. Der Reptilienmann war ganz nah hinter ihr. Direkt vor Nikkis Augen verpaßte er Angela jetzt einen weiteren, so brutalen Stoß in den Rücken, daß sie beinahe durch die Wohnzimmertür flog. In seiner rechten Hand hielt der Mann eine Pistole.
    Nikki hielt das Gewehr in Höhe ihrer Taille und beobachtete den Mann aus etwa sechs Metern Entfernung. Ihre linke Hand hatte sie um den Lauf gelegt, und mit der rechten umklammerte sie den Schaft. Ihren Mittelfinger hatte sie am Abzug.
    Plötzlich drehte sich der Eindringling um und entdeckte Nikki. Zunächst schien er seinen Augen nicht trauen zu wollen, doch dann hob er seine Pistole und zielte auf sie. Nikki schloß die Augen und drückte ab. Der Schuß verursachte in dem engen Flur einen ohrenbetäubenden Lärm. Nikki wurde von der Wucht des Rückstoßes ein paar Meter nach hinten geschleudert und fiel zu Boden, doch sie umklammerte das Gewehr hartnäckig und behielt es in der Hand. Als sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte, setzte sie sich auf und verwendete all ihre verbliebene Kraft darauf, den Hahn erneut zu spannen. In ihren Ohren hallte der Schuß so heftig nach, daß sie das mechanische Klickgeräusch gar nicht hören konnte, welches die Schrotflinte verursachte, als eine neue Patrone in die Schußkammer gestoßen und die verbrauchte ausgespuckt wurde.
    Plötzlich kam Angela aus dem rauchigen Dunstschleier auf Nikki zu. Sie kam zu ihr und nahm ihr das Gewehr aus der Hand. Nikki war erleichtert, daß sie die Flinte abgeben konnte.
    Sie hörte, wie im Wohnzimmer eine Tür geknallt wurde. Danach war es still.
    »Bist

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