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Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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das Krankenhaus rote Zahlen schreibt, ist nun wirklich nicht Sache der CMV«, sagte Kelley. »Und schon gar nicht, wenn das so offensichtlich an der Mißwirtschaft liegt, die einige von Ihren leitenden Angestellten zu verantworten haben.«
    »Ich glaube, da liegen Sie völlig falsch.« Harold konnte seine Wut über Kelleys beleidigende Bemerkung nur mit Mühe verbergen. Er haßte es, in die Defensive gedrängt zu werden; und am allerwenigsten wollte er sich von diesem dreisten jungen Bürokraten über den Tisch ziehen lassen. »Ich denke, daß es die CMV sehr wohl etwas angeht, wenn wir Verluste machen. Wenn sich die Lage nämlich noch weiter verschlechtert, könnten wir eines Tages gezwungen sein, unsere Pforten zu schließen. Und davon hätte keiner von uns beiden etwas. Wir müssen einfach zusammenarbeiten. Wir haben gar keine andere Wahl.«
    »Wenn das Städtische Krankenhaus von Bartlet pleite macht, kann die CMV genausogut mit einem anderen Krankenhaus kooperieren«, erwiderte Kelley.
    »Ganz so einfach geht das wohl nicht mehr«, sagte Harold. »Schließlich sind die beiden anderen Krankenhäuser in der Umgebung umfunktioniert worden und kommen für die akute Versorgung von Patienten nicht mehr in Frage.«
    »Kein Problem für uns«, sagte Kelley beiläufig. »Notfalls liefern wir unsere Patienten im CMV-Krankenhaus in Rutland ein.«
    Harolds Herz setzte für einen Schlag aus. Es war ihm noch gar nicht in den Sinn gekommen, daß die CMV ihre Patienten einfach in ihr eigenes Krankenhaus transportieren lassen könnte. Durch die Schließung der beiden nahegelegenen Krankenhäuser hatte er sich immer in Sicherheit gewiegt und geglaubt, einen gewissen Verhandlungsspielraum zu haben. Doch offensichtlich hatte er sich geirrt. »Ich will damit ja gar nicht sagen, daß ich nicht mit Ihren Leuten zusammenarbeiten will«, sagte Kelley nun. »Wir sollten eine dynamische Beziehung zueinander haben. Immerhin arbeiten wir doch für das gleiche Ziel, nämlich für das Wohl unserer Gemeinschaft.« Er setzte wieder sein strahlendes Lächeln auf, als ob er allen seine perfekten weißen Zähne zeigen wollte.
    »Das Problem liegt darin, daß die vereinbarten Pro-Kopf-Beiträge einfach zu niedrig sind«, sagte Harold nun geradeheraus. »Die Anzahl der stationär eingewiesenen Patienten, die bei der CMV versichert sind, liegt um mehr als zehn Prozent über der Vorausberechnung. Die dadurch verursachten Mehrkosten können wir nicht lange verkraften. Deshalb müssen wir noch einmal über die Höhe der Pro-Kopf-Beiträge verhandeln. So einfach ist die Sache!«
    »Über die Pro-Kopf-Beiträge wird erst dann wieder verhandelt, wenn unsere Vereinbarung ausläuft - und keinen Tag früher«, sagte Kelley freundlich. »Wofür halten Sie uns eigentlich? Sie selbst haben uns die Höhe der Beiträge doch im Rahmen eines Ausschreibungs-Wettbewerbs angeboten. Und dann haben Sie die Vereinbarung unterschrieben, und damit steht der Vertrag! Ich kann Ihnen allenfalls insoweit entgegenkommen, als ich Gespräche über gesonderte Pro-Kopf-Beiträge für Behandlungen in der Notaufnahme vorbereiten könnte; diese Dienstleistung ist ja in unserer bisherigen Vereinbarung ausgeklammert worden.«
    »Zur Zeit sind wir wohl kaum in der Lage, uns auch noch in der Notaufnahme auf Pro-Kopf-Beiträge einzulassen«, sagte Harold. Er spürte, wie ihm ganz langsam Schweißperlen an der Innenseite seines Armes herunterliefen. »Zuerst müssen wir aus den roten Zahlen herauskommen.«
    »Und aus diesem Grund haben wir ja auch die heutige Sitzung einberufen«, schaltete sich nun zum ersten Mal Helen Beaton ein und stellte ihnen die endgültige Version des geplanten Bonuspunkte-Systems für CMV-Ärzte vor. »Jeder CMV-Arzt, der die Anzahl seiner monatlichen Krankenhauseinweisungen auf einem von uns festgelegten Niveau hält, erhält eine Prämie. Wenn die Anzahl der Einweisungen sinkt, bekommt er Punkte gutgeschrieben, wenn die Einweisungen zunehmen, werden ihm Punkte abgezogen.«
    Kelley lachte. »Hört sich nach einem clever ausgeklügelten Bestechungssystem an. Da Ärzte für wirtschaftliche Anreize ja bekanntlich sehr zugänglich sind, dürfte sich die Anzahl der stationären Patienten und der Operationen mit Hilfe dieses Systems sicherlich senken lassen.«
    »In Ihrem CMV-Krankenhaus in Rutland ködern Sie die Ärzte mit haargenau der gleichen Taktik.«
    »Wenn das System in Rutland funktioniert, wird es wohl auch in Bartlet erfolgreich sein«, sagte Kelley. »Ich

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