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Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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unkomplizierten Sache ins Krankenhaus eingeliefert worden. Und jetzt war sie tot.
    »Das ist wirklich traurig«, sagte Dr. Mieslich. »Sie war eine wunderbare Person.«
    »Und sie hatte so viel aus ihrem Leben gemacht; wenn man bedenkt, was sie alles durchmachen mußte«, ergänzte Dr. Prichard. »Aber eines Tages mußte es ja so kommen.«
    »Moment mal«, schaltete sich David ein. »Glauben Sie, daß Marjorie an ihrem Krebsleiden gestorben ist?«
    »Ich denke schon«, antwortete Dr. Mieslich. »Als ich sie zum ersten Mal untersucht habe, hatten sich bereits Metastasen gebildet. Es ging ihr zwar in letzter Zeit besser, als ich es je für möglich gehalten hätte, aber sie war trotzdem eine schwerkranke Frau.«
    »Es gibt aber nicht den geringsten klinischen Hinweis darauf, daß sie zur Zeit einen Tumor hatte«, erwiderte David. »Die Komplikationen, an denen sie gestorben ist, scheinen doch eher darauf hinzuweisen, daß ihr Immunsystem aus irgendeinem Grund nicht richtig funktioniert hat. Wie kommen Sie darauf, das mit ihrem Krebs in Verbindung zu bringen?«
    »Das Immunsystem hat doch keinen unmittelbaren Einfluß auf die Atmung oder das Herz«, bemerkte Dr. Prichard.
    »Aber die Anzahl ihrer weißen Blutkörperchen war deutlich zurückgegangen«, insistierte David. »Ja, da stimme ich Ihnen zu«, warf Dr. Mieslich ein. »Es war definitiv kein Tumor zu erkennen. Aber wenn wir jetzt in sie hineinschauen könnten, dann würden wir vermutlich jede Menge Krebsgeschwüre entdecken, wahrscheinlich sogar in ihrem Gehirn.« Dr. Prichard klopfte David auf die Schultern und sagte: »So ist das nun mal. Wir können nicht jeden Patienten retten.« Nachdem sie gegangen waren, ließ David sich im Schwesternzimmer auf einen Stuhl fallen. Er war vollkommen fertig. Er fühlte sich für Marjories Tod verantwortlich. Und zudem war sie Nikkis über alles geliebte Lehrerin gewesen. Wie sollte er seiner Tochter bloß beibringen, daß sie tot war?
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte Janet Colburn leise. »Lloyd Kleber, Marjories Mann, ist da und würde gerne mit Ihnen sprechen.«
    David stand auf. Er fühlte sich total benommen und hatte keine Ahnung, wie lange er im Schwesternzimmer gewesen war. Janet führte ihn in den Aufenthaltsraum. Lloyd Kleber hatte seinen Blick auf das Fenster gerichtet und starrte in den Regen hinaus. David schätzte, daß er etwa Mitte vierzig war. Seine Augen waren vom Weinen gerötet. David hatte Mitleid mit dem Mann. Er hatte nicht nur gerade seine Frau verloren, sondern er trug jetzt auch die alleinige Verantwortung für zwei mutterlose Kinder. »Es tut mir so leid«, murmelte David. »Danke«, sagte Lloyd und bemühte sich, die Tränen zurückzuhalten. »Vielen Dank, daß Sie sich so um Marjorie bemüht haben. Sie hat es sehr zu schätzen gewußt, daß Sie sich immer so intensiv um sie gekümmert haben.« David nickte und suchte nach ein paar mitfühlenden Worten. In Momenten wie diesem wußte er nie, wie er sich verhalten sollte, doch er versuchte sein Bestes. Am Ende ihres Gesprächs wagte David, Lloyd Kleber die heikle Frage zu stellen, ob er einer Autopsie zustimmen würde. David wußte, daß er viel verlangte, doch die rasante Verschlechterung von Marjories Zustand ließ ihm keine Ruhe. Er wollte unbedingt herausfinden, woran seine Patientin gestorben war.
    »Wenn dadurch anderen Kranken geholfen werden kann, dann hätte Marjorie es sicher gewollt«, sagte Mr. Kleber. David blieb noch bei Lloyd Kleber sitzen, bis weitere Familienmitglieder eingetroffen waren. Dann ließ er die Trauernden allein und ging hinüber zum Labor. Angela saß in ihrem Arbeitszimmer am Schreibtisch und freute sich, daß David bei ihr vorbeischaute. Aber ihr fiel gleich auf, wie abgespannt David wirkte. »Was ist passiert?« fragte sie besorgt. David erzählte ihr die ganze Geschichte und sagte abschließend: »Mr. Kleber ist einverstanden, daß ich eine Autopsie durchführen lasse. Darüber bin ich wirklich froh. Ich habe nämlich nicht die geringste Ahnung, woran Marjorie gestorben ist; vor allem begreife ich nicht, warum alles so schnell ging. Zuerst hat ihre Atmung ausgesetzt und danach ihr Herz. Die anderen Spezialisten glauben, daß sie an ihrem Krebs gestorben ist, und wahrscheinlich haben sie ja recht. Aber ich möchte, daß die Todesursache offiziell durch das Krankenhaus bestätigt wird. Könntest du dafür sorgen, daß das gemacht wird?«
    »Natürlich«, versprach Angela. »Ich kümmere mich darum. Aber jetzt mach’

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