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Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesfahrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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Scheißfalle gewarnt! Wir sind hineingetappt wie heurige Hasen.«
    Al Huseyin zuckte mit den Achseln. »Der Mann hat mich nicht in seine Pläne eingeweiht. Er wird seine Gründe gehabt haben.«
    »Dieser Gründe wegen ist eines unserer Boote zerstört worden, und es hat Tote und Verwundete gegeben. Renk wird mir einiges zu erklären haben, wenn ich ihn sehe!« Dietrichs Stimme klang eisig.
    »Ich hätte Ihnen gerne eine bessere Nachricht überbracht«, sagte der Somali nach kurzem Zögern. »Allerdings werden Sie Renk in Deutschland zur Rede stellen müssen. Es war schon schwer genug, ihn über die Demarkationslinie zu schmuggeln. Bei einem Mann Ihrer Größe und Ihres Aussehens ist das unmöglich.«
    Das sah Dietrich ein. Er überragte Renk noch um gut zehn Zentimeter und war um einiges wuchtiger gebaut. Außerdem verstand der MAD-Mann es durch seinen Job, sich unauffällig zu bewegen.
    »Er wird auf jeden Fall etwas von mir zu hören bekommen. Doch erlauben Sie, dass ich mich verabschiede. Ich will nur noch kurz Jamanah auf Wiedersehen sagen, dann fahre ich nach Berbera, um von dort abgeholt zu werden.«
    »Ich wünsche Ihnen eine gute Reise!« Al Huseyin streckte Dietrich die Hand hin. Dieser ergriff sie, drückte sie kurz und wandte sich dem Ausgang zu, während der Somali sich wieder über seine Karte beugte.
    ELF
     

    A
ls Jamanah auf den Teil des Lagers zuschritt, in dem ihre Leute Zuflucht gefunden hatten, wurde sie mit Blicken empfangen, die nichts Gutes verhießen. Die Frauen schnaubten verächtlich, und die jüngeren Männer zogen wütende Gesichter.
    Dann stand sie vor Baha, dem Vater ihres toten Verlobten. Der alte Mann saß auf einem niedrigen Hocker und hatte sich in das weite Gewand eines Stammesanführers gehüllt. Neben ihm hatten andere alte Männer auf Decken und Fellen Platz genommen. Es handelte sich dabei nicht nur um frühere Bewohner ihres Dorfes, sondern in der Mehrzahl um Überlebende anderer Dörfer, die sich unter Bahas Führung zu einer neuen Stammesabteilung zusammengeschlossen hatten. Unter anderen Bedingungen wäre Jamanah froh gewesen, dass ihre Leute den Kern der neuen Gruppe bildeten. Der Gedanke aber, jetzt auch noch Fremden Rede und Antwort stehen zu müssen, erbitterte sie.
    Baha sah die junge Frau, die beinahe die erste Ehefrau seines Sohnes geworden wäre, durchdringend an. Sie würde der härteste Prüfstein werden, den er auf seinem Weg zum Anführer des neuen Clans bewältigen musste. Hier durfte er sich keine Schwäche erlauben. Jamanah war zwar die Tochter ihres früheren Dorfhäuptlings, doch da dieser tot war, fiel ihm die Aufgabe zu, das schreckliche Mädchen zum Gehorsam zu zwingen.
    »Was ist das für eine Art, das Lager ohne die Erlaubnis des Stammesoberhaupts zu verlassen?«, fuhr er sie an, als sie vor ihm stand.
    Jamanah hob den Kopf und sah – so schien es ihm – verächtlich auf ihn herab. »Das Stammesoberhaupt war mein Vater! Er starb, während er unseren Stamm verteidigte. Als ich dieses Lager verließ, war noch kein neues Stammesoberhaupt gewählt. Daher konnte ich auch nicht gegen dessen Willen verstoßen.«
    Damit hatte sie zwar recht, doch Baha ließ diese Begründung nicht gelten. »Nach dem Tod deines Vaters war ich als der Vater deines Verlobten dein Vormund. Du hättest mich fragen müssen, ob du gehen darfst, und ich hätte es dir untersagt!«
    Zustimmende Rufe erklangen. Jetzt, da die Schrecken des Überfalls hinter ihnen lagen und sie wieder mehr an die Zukunft dachten, sehnten sich die Menschen nach Ordnung, und diese wurde in ihren Augen durch Jamanahs ungebührliches Benehmen gestört.
    »Das ist noch nicht alles!«, fuhr Baha mit seiner Anklage fort. »Du hast nicht nur das Lager ohne Erlaubnis verlassen, sondern kleidest dich auch noch wie ein Mann, ja, sogar wie ein Krieger.«
    Das böse Zischen der Frauen bekräftigte seine Worte. Jamanah begriff, dass niemand für sie sprechen würde, und straffte die Schultern. »Ich trage die Kleidung, die ich mit meiner Waffe erbeutet habe. Da die Milizionäre unserer Feinde keine Röcke tragen, ist mir nichts anderes übriggeblieben, als deren Hosen und Hemden anzuziehen. Meine Kleidung ging bei dem Überfall auf unser Dorf verloren.«
    Bevor Baha seine Macht ausgebaut hatte, hätte Jamanah sich auf diese Weise verteidigen können. Doch mehr als die Hälfte der Männer, die nun über sie zu Gericht saßen, stammten aus anderen Dörfern. Sie kannten weder die genauen Verhältnisse in ihrem Dorf,

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