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Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesfahrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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überschwänglichen Begrüßung hatte sie kein Wort verstanden. Dr. Kainz hatte ihr vor ihrer Flucht aus dem Lager angeboten, als ihre Helferin zu arbeiten. Vielleicht war dies gar nicht so schlecht, sagte sie sich. Doch dazu musste sie die Erlaubnis ihres Beinaheschwiegervaters Baha erbetteln. Da nur wenige Männer aus ihrem Dorf dem Gemetzel entkommen waren, hatte er sich zum Anführer des Dorfes aufgeschwungen. Als solcher würde er auch von ihr Gehorsam verlangen.
    Sie begrüßte die Ärztin mit einer gewissen Distanz und wies auf die Zelte der Flüchtlinge. »Ich muss zu meinen Leuten«, sagte sie und ging mit unglücklicher Miene davon.
    Dietrich sah ihr nach und wusste nicht, ob er ihr folgen sollte. Die Ärztin nahm den Blick wahr, den er der Somali hinterherwarf, und hielt ihn auf. »Wenn Sie ein deutscher Offizier sind, haben Sie sicher die Möglichkeit, die Öffentlichkeit über die katastrophalen Verhältnisse in diesem Land aufzuklären. Es ist ebenso schlimm – wenn nicht sogar schlimmer! – wie die Katastrophe in Darfur. Menschen werden umgebracht, Dörfer angezündet und Frauen vergewaltigt. Selbst das Vieh wird sinnlos getötet, nur weil dessen Besitzer einem anderen Stamm angehören als dem der Angreifer. Letztens war schon einmal ein Deutscher hier, und ich habe ihn ebenfalls gebeten, etwas zu tun, aber seitdem habe ich nichts mehr von dem Mann gehört.«
    »Sie meint Oberleutnant Renk von der Abteilung Spezialaufgaben«, mischte sich ein einheimischer Militär in das Gespräch ein. Es handelte sich um einen Mann mittlerer Größe um die dreißig, der schneidig auf Dietrich zutrat und die rechte Hand kurz an sein Barett führte.
    »Ich bin Major Al Huseyin, Angehöriger der Streitkräfte von Somaliland. Meine Aufgabe ist es, diese Gegend vor den feindlichen Todesschwadronen zu schützen. Ich bin, wenn Sie so wollen, Renks Verbindungsmann.«
    »Darüber sollten wir unter vier Augen reden«, sagte Dietrich mit einem Seitenblick auf die Ärztin.
    »Natürlich!« Al Huseyin lächelte verständnisvoll und zeigte auf das große Zelt gegenüber dem Hospital. »Sie finden mich dort.«
    »Ich komme sofort nach.« Dietrich wandte sich noch einmal Dr. Kainz zu und hob bedauernd die Hände. »Es tut mir sehr leid, Frau Doktor, aber im Moment habe ich keine Verbindung zu meinen vorgesetzten Stellen. Ich verspreche Ihnen aber, Ihr Anliegen weiterzuleiten, sobald ich dazu in der Lage bin.«
    »Mehr kann ich von Ihnen nicht verlangen.« Dr. Kainz war enttäuscht, fragte sich dann aber, was sie erwartet hatte. Militärs dachten in anderen Kategorien als sie. Kranke und vertriebene Menschen interessierten die Soldaten nur dann, wenn sie ihren Plänen hinderlich waren. Immerhin hatte Major von Tarow ihr versprochen, ihre Bitte um weitere humanitäre Hilfe weiterzugeben, sobald es ihm möglich war. Damit musste sie sich zufriedengeben.
    Dietrich hatte die Ärztin bereits wieder aus seinem Gedächtnis gestrichen, als er in das Kommandozelt trat. Obwohl es groß genug war, um fünfzig Soldaten Quartier zu bieten, befand sich nur Al Huseyin darin. Er saß an einem Tisch vor einer Karte, auf der er mit Bleistift Linien zog. Bei Dietrichs Eintreten hob er den Kopf. »Es gibt sehr viel zu tun. Wir müssen uns nicht nur gegen die Todeskommandos, sondern auch gegen die Stammesmilizen der Warsangeli und Dulbahante verteidigen und gelegentliche puntländische Attacken zurückweisen.«
    »Ich will Sie nicht aufhalten, Major. Aber Sie nannten vorhin den Namen Renk. War dieser allein hier?« Da seine Schwester Henriette zum selben Stall gehörte wie Renk, befürchtete Dietrich, dass sie den MAD-Mann in den Hexenkessel Somalia begleitet hatte.
    Zu seiner Erleichterung nickte Al Huseyin. »Renk kam allein. Wir mussten ihn in Dire Dawa abholen. Das liegt in Äthiopien«, setzte er hinzu, als er Dietrichs fragenden Blick bemerkte.
    »Und wo kann ich ihn finden?« Dietrichs Wut auf die Piraten, die ihn und seine Männer in eine Falle gelockt hatten, war noch immer groß genug, um im Land zu bleiben und notfalls gemeinsam mit Renk etwas gegen diese zu unternehmen.
    »Renk ist mit meinem Vorgesetzten Omar Schmitt erneut nach Laasqoray aufgebrochen. Beim ersten Mal hätte er Ihren Angriff auf die Caroline überwachen sollen, ist aber vorher zurückgekehrt. Warum er das tat, entzieht sich meiner Kenntnis!«
    Al Huseyins Bericht war für Dietrich ein eisiger Guss. »Renk war in Laasqoray? Verdammt, warum hat er uns nicht vor dieser

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