Todesfahrt: Thriller (German Edition)
Tür erinnerte sie sich an ihren Laptop und nahm ihn samt der Tasche an sich.
Unterdessen schleifte Henriette ihr Opfer in Richtung des nächsten Niedergangs, wurde aber von Petra über eine Nottreppe umgeleitet: »Vor euch sind Piraten. Dieser Weg hier ist noch sicher. Ihr könnt von Glück sagen, dass der Bursche nicht blutet. Sonst würde er eine Spur hinterlassen, der selbst ein Blinder mit dem Krückstock folgen kann.«
»Quassle nicht so viel, sondern gib lieber acht, dass uns keiner über den Weg läuft.«
»Keine Sorge. Ihr müsst den nächsten Korridor nach links gehen und dann wieder den Notabstieg nehmen. Die Kerle filzen wirklich das ganze Schiff«, sagte sie angespannt.
Unterdessen wurde Evelyne sich wieder mehr ihrer Umwelt bewusst und sah, wie sich Henriette mit dem schweren Mann abmühte.
»Warten Sie, ich helfe Ihnen«, flüsterte sie der Halbphilippinerin zu und fasste nach den Beinen des Toten. Auf diese Weise ging es schneller.
Sie erreichten auf Petras Anweisungen hin eine Ladeluke, die von oben nicht eingesehen werden konnte. Vorsichtig löste die Computerspezialistin per Fernsteuerung die Verriegelung der Luke und ließ sie so weit aufschwingen, wie sie es glaubte verantworten zu können.
»Schnell!«, drängte sie.
Henriette warf einen kurzen Blick nach draußen und sah den Meeresspiegel nur wenige Meter unter sich. Trotzdem würde es klatschen, wenn sie den Toten einfach ins Freie warfen.
»Wir müssen den Kerl vorsichtig hinunterlassen«, wies sie Evelyne an. Diese nickte und hielt den Kerl an einem Bein fest. Henriette ergriff das andere, dann schoben sie ihn langsam zur Luke hinaus. Als nur noch die Füße über deren unteren Rand herausragten, ließen sie los.
Es platschte leicht, als der Tote im Wasser aufschlug. Sogleich schloss Petra die Luke wieder, damit niemand erkennen konnte, woher das Geräusch gekommen war. Nun blieb Henriette und Evelyne nicht viel Zeit, sich selbst in Sicherheit zu bringen. Sie hasteten los und erreichten wenige Minuten später das Versteck.
Petra öffnete die Luke, als die beiden Frauen noch drei Schritte davon entfernt waren, und half der zitternden Reporterin in den Raum.
»Du kannst reinkommen! Es ist niemand in unmittelbarer Nähe«, rief sie ihrer Kollegin zu, die den Gang mit der Gasdruckpistole sicherte.
Henriette nickte und stieg mit einem Bein in ihr Versteck, ohne ihre Umgebung aus den Augen zu lassen. Kaum stand sie drinnen, verschloss Petra die Luke und machte ein Siegeszeichen. »Das hätte auch Torsten nicht besser hingekriegt!«
»Ich habe einen Menschen umgebracht«, antwortete Henriette tonlos.
»Tut mir leid! Aber der Kerl hat es verdient.« Petra deutete auf Evelyne, die mit erstaunten Blicken die aufgestapelten Lebensmittel musterte, und sagte mit ruhiger Stimme: »Der Pirat hätte sonst Frau Wide umgebracht, verstehst du!«
Evelyne drehte sich zu ihnen um. »Das war kein Somali, sondern ein Deutscher, der sich den Piraten angeschlossen hatte.«
Henriette hieb mit der Hand durch die Luft. »Ich weiß, dass ich keine Wahl hatte, aber ich hätte es lieber gesehen, wenn wir den Kerl gefangen nehmen und vor ein Gericht hätten stellen können.«
Dann seufzte sie und zuckte mit den Achseln. »Ich bin nicht so abgebrüht, dass ich jemanden umlegen kann, ohne mit der Wimper zu zucken!«
»Und wenn dem so wäre, könntest du deinen Job nicht mehr machen. Dennoch wirst du nicht umhinkommen, den einen oder anderen Piraten aus dem Weg zu räumen. Ich kann erst die Kontrolle über den Kasten übernehmen, wenn ein paar Schalter im Maschinenraum überbrückt worden sind – und das musst du machen.«
Evelyne starrte sie und Henriette kopfschüttelnd an. »Wie sind Sie eigentlich hier auf das Schiff gekommen? Ich dachte, Sie sind in Deutschland. Und Sie wollen dann auch noch zu zweit dieses Schiff kontrollieren?«
»Vielleicht nicht das Schiff selbst, aber seine Maschinen und die Steuerung.« Petra fasste sich an die Stirn. »Langsam kriege ich Kopfweh. Ich hätte nicht die ganze Nacht durcharbeiten sollen. Andererseits hätte ich dann nicht gesehen, dass der Kerl zudringlich geworden ist. Henriette, bist du so lieb und hältst das Schiff unter Bewachung, während ich ein wenig schlafe? Du kannst Frau Wide dann erklären, wie wir hierhergekommen sind.«
»Ersteres mache ich gerne, das Zweite ist geheim!« Henriette hatte keine Lust, einer neugierigen Journalistin Rede und Antwort zu stehen. Daher setzte sie sich vor den Laptop und
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