Todesfahrt: Thriller (German Edition)
»Jetzt verstehe ich, weshalb man Sie nach Afrika geschickt hat. Ihr Ahnherr war sicher der berüchtigte Doktor Eisenbart.«
»Wenn Sie meinen«, gab Dr. Kainz zurück und widmete sich dem nächsten Patienten.
Wagner trieb sie zur Eile an. »Die Frauen und Hans Borchart können Sie zuletzt spritzen. Die kommen nicht mit. Für die anderen gilt: Wir brechen auf, sobald der Letzte seine Spritze erhalten hat.«
Alle waren froh, als sie die Spritzenaktion überstanden hatten. Die Ersten verließen bereits den Raum, als Jamanah Dietrich am Ärmel zupfte. Im Gegensatz zu ihm war sie noch nicht behandelt worden, hatte aber von dem Somali sprechenden Fremdenlegionär erfahren, dass nur Personen an der Aktion teilnehmen durften, die vorher von der Ärztin gestochen worden waren.
Um Dietrich klarzumachen, was sie wollte, deutete sie zuerst auf die Ärztin, dann auf seinen und zuletzt auf ihren Hintern.
»Ich sagte ja, die werden Sie nicht los, Herr Major«, warf Fahrner mit einem schiefen Grinsen ein, bevor auch er den Raum verließ. Er hinkte ein wenig und sagte zu einem Kameraden, dass er froh sei, dass diese rabiate Ärztin nicht zum medizinischen Stab der Bundeswehr gehörte.
»Die Frau wäre für mich ein Grund, die Knarre an die Wand zu hängen und Zivilist zu werden«, setzte er hinzu und probierte dann aus, ob es mit dem Gehen besser wurde.
Im Behandlungszimmer waren außer Dietrich nur noch Dr. Kainz, Hans und die drei Frauen zurückgeblieben. Ersterer überlegte kurz und sah dann die Ärztin an. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie jetzt Jamanah behandeln könnten.«
»Ich gebe allen Frauen Antibiotika. Aber ich will keine Mannsleute dabeihaben«, antwortete Dr. Kainz.
Hans verließ sofort das Zimmer, und Dietrich wollte ebenfalls gehen, doch Jamanah hielt ihn fest.
»Sie hat anscheinend Angst, du könntest dich in die Büsche schlagen und sie hierlassen«, sagte Henriette in bissigem Spott.
Tatsächlich schien Jamanah genau das zu befürchten. Dietrich versuchte ihr klarzumachen, dass er vor der Tür auf sie warten würde, doch sie schüttelte entschlossen den Kopf. Gleichzeitig krallte sie die Rechte fest in den Stoff seines Kampfanzugs.
Dr. Kainz beobachtete das Spiel der beiden mit einer Mischung aus Belustigung und Neid. Dabei wusste sie selbst nicht, wem sie den Vorzug geben würde, dem muskulösen Hünen oder der schlanken, hochgewachsenen Frau mit den exotischen Gesichtszügen. Dann winkte sie innerlich ab und versuchte zu lächeln.
»Sagen Sie Ihrer Freundin, sie soll die Hose herabziehen. So kann ich ihr keine Spritze setzen.«
Da Jamanah nicht daran dachte, Dietrich loszulassen, warf dieser seiner Schwester einen hilfesuchenden Blick zu. »Könntest du?«
Henriette war noch nicht darüber hinweggekommen, dass Jamanah mitgehen durfte und sie nicht. Aber sie sagte sich, dass die Somali von ihrer Herkunft und ihrer Kultur her ein weitaus stärkeres Motiv hatte, in den Kampf zu ziehen. Zudem hatte sie selbst bereits zeigen dürfen, was sie konnte. Mit einem raschen Griff löste sie Jamanahs Gürtel und zog ihr die Hose ein Stück über den Hintern.
»So ist es gut«, fand die Ärztin und setzte die Spritze.
Jamanah wartete darauf, dass sie Schmerzen empfand, so wie sie es von den Gesichtern der Männer abgelesen hatte, doch außer einem leichten Brennen spürte sie nichts. Kaum war die Ärztin fertig, zog sie die Hose wieder hoch, schloss sie und funkelte Dietrich auffordernd an.
Dieser hatte einen kurzen Blick auf ihre Kehrseite werfen können und atmete ein wenig schneller. Jamanah war wirklich eine attraktive Frau, und er wünschte sich, sie einmal in Kleidern zu sehen, die ihrem Geschlecht angemessener waren als ausgebeulte Militärklamotten. Um auf andere Gedanken zu kommen, öffnete er die Tür und gab Jamanah den Wink, mit ihm zu kommen.
FÜNFUNDZWANZIG
H
enriette öffnete ihre Hose und zog sie so weit herunter, dass Dr. Kainz ihr die Spritze setzen konnte. Auch sie wunderte sich, dass die Männer die Gesichter verzerrt hatten, denn sie spürte nur einen leichten Pikser und einen gewissen Druck unter der Haut.
»Irgendwie sind die Herren der Schöpfung auch nicht mehr das, was sie einmal waren«, meinte sie spöttisch zu Petra, die großen Respekt vor der Spritze zu haben schien.
»Ich habe sie so behandelt, wie sie es verdienen. Bei einem so dicken Fell muss man schon kräftig zustechen«, antwortete Dr. Kainz fröhlich.
»Also, ich habe ein ganz zartes Fell«, sagte Petra
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