Todesfahrt: Thriller (German Edition)
zurückholen. Weder Sie noch sonst wer kann uns daran hindern!«
»Höchstens die Lungenpest!« Frau Dr. Kainz ärgerte sich, dass sie sich mit diesem Büffel herumschlagen musste. Er würde, das war ihr klar geworden, seinen Plan nicht aufgeben, selbst wenn er die Hälfte seiner Leute krank hier zurücklassen musste.
Trotzdem versuchte sie noch einmal, ihm Vernunft zu predigen. »Hören Sie: Die Lungenpest ist eine Seuche mit hoher Todesrate. Wenn die sich ausbreitet, werden viele Menschen sterben. Ich muss darauf bestehen, dass Sie in Quarantäne bleiben.«
Wagner schüttelte den Kopf. »Das geht nicht! Ich rufe jetzt meine Leute zusammen, und Sie geben jedem eine Spritze gegen diese Krankheit. Das muss reichen.«
»Das reicht eben nicht!« Nach den vielen Patienten, die Dr. Kainz heute schon behandelt hatte, fühlte sie sich müde und ausgelaugt. Am liebsten hätte sie losgeheult.
Nimm dich zusammen, schimpfte sie mit sich selbst und sah dann Wagner so streng an, wie sie es vermochte. »Ich werde Ihre Leute untersuchen. Zeigt allerdings ein Einziger von ihnen Symptome der Lungenpest, bleiben Sie hier, verstanden? Notfalls werde ich dafür den Präsidenten dieses Landes bemühen! Er wird eine Ausbreitung der Seuche ganz sicher verhindern wollen.«
»Die Kranken können hierbleiben. Doch die Gesunden werden gehen!« Das war das äußerste Zugeständnis, zu dem Wagner sich herabließ. Um zu zeigen, dass dies sein letztes Wort war, drehte er der Ärztin den Rücken zu und rief nach Renk und den anderen Leuten seiner Truppe.
Fünf Minuten später drängten sich über dreißig Männer und drei Frauen in dem Besprechungsraum, den Torsten entwanzt hatte. Doch bevor auch nur einer den Mund für eine Frage aufmachen konnte, hob Wagner die Hand. »Das hier ist eine Routineuntersuchung. Es gibt ein paar Krankheitsfälle unter den Leuten, die an Bord der Lady gewesen sind, und jetzt will Dr. Kainz nachsehen, ob sich jemand von uns angesteckt hat.« In seiner Stimme schwang eine Warnung für die Ärztin mit, die Situation nicht zu dramatisieren.
Dies hatte Dr. Kainz auch nicht vor. Sie packte alles aus, was für die Untersuchung notwendig war, und begann, Blutproben zu nehmen und zu untersuchen. Zu ihrer Erleichterung war bei keinem der Lungenpesterreger zu finden. Dennoch wäre es dringend nötig gewesen, sie ein paar Tage in Quarantäne zu stecken. Aber ihr fehlten die Mittel, diese Maßnahme durchzusetzen.
»Ich werde jedem von Ihnen eine Dosis Antibiotika spritzen und kann dann nur …«
»Jetzt fangen Sie schon an! Die Hubschrauber kommen bald, um uns abzuholen. Bis dahin sollten Sie fertig sein«, unterbrach Wagner, um zu verhindern, dass sie noch einmal auf die Quarantäne zu sprechen kam.
»Gut! Sie müssen mir aber versprechen, sich von anderen Menschen fernzuhalten. Kein Händeschütteln, keine Küsschen …«
Fahrner unterbrach sie lachend. »Liebe Frau Doktor, wir wollen mit den Entführern der Caroline nicht knutschen, sondern sie bekämpfen.«
Dr. Kainz beachtete den Soldaten nicht, sondern funkelte Wagner an. »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun! Verdammt, Ihretwegen riskiere ich meine Zulassung als Ärztin.«
»Keine Sorge, die behalten Sie!« Wagner fühlte sich zwar nicht gerade wohl in seiner Haut, tat aber alles, um zuversichtlich zu erscheinen. Ein großer Stein war ihm allerdings bereits vom Herzen gefallen. Keiner seiner Leute war bis jetzt erkrankt, und er hoffte, dass dies auch so blieb.
»Und jetzt werden sich die Ersten in einer Reihe aufstellen und die Hosen runterlassen!« Frau Dr. Kainz wollte die Sache so rasch wie möglich hinter sich bringen, damit sie wieder zu den anderen Patienten zurückkehren konnte.
Natürlich hatten mittlerweile alle begriffen, dass die Sache nicht so harmlos war, wie Wagner sie darstellen wollte. Da jeder Einzelne aber selbst mit dem Kopf unter dem Arm noch mitgemacht hätte, verdrängten sie jegliche Unsicherheit und stellten sich wie gefordert auf. Dann musste so mancher, der sich für einen harten Soldaten gehalten hatte, die Zähne zusammenbeißen, als die Ärztin ihm die Spritze ins Sitzfleisch trieb. Im Gegensatz zu ihren einheimischen Patienten, die sie mit sehr viel Verständnis und Zartgefühl behandelte, tat Dr. Kainz sich bei diesen Leuten keinen Zwang an. Die Männer wollen es nicht anders, sagte sie sich, als sie Wagner die Spritze setzte.
Dieser stöhnte vor Schmerz auf, als ihm die Nadel in den Gesäßmuskel fuhr, und meinte danach:
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