Todesfahrt: Thriller (German Edition)
eindringlich, während sie zögernd die Hose nach unten streifte.
»Keine Sorge, so schlimm wird es nicht!« Während Dr. Kainz die Spritze ansetzte, hörten die drei von draußen das Geräusch von Hubschrauberpropellern.
»Da fliegen sie«, fauchte Henriette.
Petra hingegen atmete auf. »Ich bin froh, dass ich nicht dabei sein muss. Mir hat die Sache mit der Lady gereicht. Meinetwegen könnte es sofort nach Hause gehen.«
»Vorher möchte ich Sie beide noch einmal gründlich untersuchen«, erklärte die Ärztin und fragte, ob es hier irgendwo ein Bett gäbe, das sie dafür verwenden könnte.
»In dem Zimmer, das man uns zugeteilt hat, stehen ein paar Pritschen. Bequem sind die aber nicht gerade und verdammt schmal dazu. Wenn ich mich darauf lege, habe ich bei jeder Bewegung Angst, herunterzufallen«, erklärte Petra mit einem missmutigen Schnauben.
Sie folgte Henriette und Dr. Kainz in jenen Raum und sah dann zu, wie ihre Kollegin förmlich auf den Kopf gestellt wurde. Schließlich atmete die Ärztin erleichtert auf. »Sie sind kerngesund und fit. Trotzdem sollten Sie und Ihre Kollegin hier unter sich bleiben. Ich glaube zwar nicht, dass Sie ansteckend sind, aber ich will nichts riskieren.«
»Beschaffen Sie mir ein Buch, damit ich etwas zu lesen habe?«, fragte Henriette.
»Wir haben doch beide unsere Laptops dabei. Da kann ich dir was aus dem Internet herunterladen«, bot Petra an, konnte ihre Freundin aber nicht aufmuntern.
Nun war sie an der Reihe. Dr. Kainz wiegte missbilligend den Kopf, als sie die stattliche Speckschicht sah, die sich um Petras Bauch und Rücken spannte.
»Sie sollten etwas mehr auf Ihr Gewicht achten«, sagte sie spitz.
Petra lächelte verlegen. »Das würde ich ja gerne, aber wenn ich zu hungern anfange, funktioniert mein Gehirn nicht mehr, und das kann ich mir nicht leisten.«
Der Ärztin war anzusehen, dass sie das als Ausrede ansah. Doch als sie Petra weiter untersuchte, zog sie die Augenbrauen zusammen und setzte das Stethoskop schließlich direkt auf deren Bauch. »Sie sind schwanger!«
Dieser Gedanke war Petra bereits bei Henriettes Bemerkung über ihre Essgewohnheiten gekommen, aber in der Aufregung der letzten Tage hatte sie ihn verdrängt. Was wird Torsten dazu sagen?, fuhr es ihr durch den Kopf. Er muss doch annehmen, ich hätte es darauf angelegt. Apathisch ließ sie den Rest der Untersuchung über sich ergehen und nahm die Ratschläge, die ihr Dr. Kainz erteilte, seufzend hin.
Diese rieb sich müde über die Augen. »Ich werde Sie jetzt wieder verlassen, um nach meinen anderen Patienten zu sehen. Morgen schaue ich wieder vorbei. Zu Ihrer Beruhigung kann ich Ihnen sagen, dass die Spritze, die ich Ihnen vorhin gesetzt habe, keine schädlichen Auswirkungen auf Ihr Baby hat.« Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer.
Bis jetzt hatte Henriette sich zurückgehalten. Jetzt aber fasste sie Petras Hand. »Du bekommst ein Baby? Das ist ja herrlich!«
Ihre Kollegin sah so aus, als hätte sich ein Abgrund vor ihr aufgetan.
»Das war ein Unfall«, sagte sie tonlos und meinte damit ebenso die Nächte auf Mallorca wie den Autounfall, den Torsten im Emsland verursacht hatte. Ohne diesen Zwischenfall wären sie sich niemals so nahe gekommen wie in dem gemeinsamen Urlaub, den Wagner Torsten aufgezwungen hatte.
Dann aber straffte sie die Schultern und strich sich über ihren Leib. »Wenigstens wird mein Genie an die nächste Generation weitervererbt.«
Henriette nickte lächelnd. »Ich finde es schön. Wer ist eigentlich der Vater?«
»Das«, antwortete Petra, »möchte ich für mich behalten.«
»Ist ja auch nicht so wichtig! Aber wir müssen wirklich zusehen, dass du bald nach Hause kommst. Das heiße Klima bekommt dir nicht besonders.«
»Ich werde froh sein, wieder auf meinem Bürostuhl an meinem Schreibtisch zu sitzen, und werde mir solche Aktionen, wie wir sie hinter uns haben, zukünftig nur in Hollywoodfilmen anschauen.« Petra angelte sich eine Coladose, riss sie auf und begann genussvoll zu trinken.
»Vorsicht, da ist Koffein drin! Das könnte deinem Baby schaden«, mahnte Henriette.
»Das ist meine erste heute. Die muss es aushalten.« Für sich beschloss Petra trotzdem, in den nächsten Monaten etwas gesünder zu leben. Ihre Schwangerschaft lag ihr schon schwer genug im Magen. Sie musste mit Torsten reden, bevor er von anderer Seite erfuhr, dass sie ein Kind erwartete. Daher fasste sie Henriette am Arm und sah sie beschwörend an.
»Das ist unser Geheimnis,
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