Todesfahrt: Thriller (German Edition)
verstanden? Du sagst es niemandem.«
»Wenn du meinst«, antwortete Henriette zögernd, sagte sich dann aber, dass ihre Kollegin sicher gute Gründe dafür hatte. Auch galten ihre Gedanken wieder mehr ihrem Bruder, Torsten und den anderen, die auf dem Weg zur Tonnerre waren, um den entscheidenden Schlag gegen die Caroline zu führen.
»Hoffentlich geht alles gut«, sagte sie seufzend.
»Das hoffe ich auch!« Erst als sie es gesagt hatte, merkte Petra, dass Henriette damit nicht ihre Schwangerschaft gemeint hatte, sondern den Angriff auf das von den Piraten gekaperte Frachtschiff.
»Hoffentlich geht wirklich alles gut. Weißt du was? Wir gehen hinüber in den Besprechungsraum. Wegen der Insekten, meine ich.«
Henriette nickte. Bis auf den einen Raum waren alle anderen immer noch mit Abhöranlagen versehen. Da konnte ein falsches Wort bereits zu viel sein. Immerhin hatte Torsten erklärt, dass es einen Verräter gab.
SIEBTER TEIL
DIE CAROLINE
EINS
S
ayyida bedachte den Mann, der ihr vom Bildschirm ihres Laptops entgegensah, mit einem giftigen Blick. »Warum hast du Sohn einer Hündin mich nicht gewarnt? So konnten diese elenden Ungläubigen das Schiff in ihre Gewalt bringen und meine Krieger töten!«
Ihr Gesprächspartner schluckte, um seine trockene Kehle zu befeuchten. »Es tut mir leid, Sultana. Aber die Fremden hatten mich nicht in ihre Pläne eingeweiht. Es gab keinen einzigen Hinweis darauf, dass sie versuchen würden, die Lady of the Sea zu erobern. Doch ich habe neue Nachrichten!«
»Sprich!« Erwartungsvoll beugte Sayyida sich vor. Sie wusste, dass sie umgehend Erfolge brauchte, um ihre Gefolgschaft bei der Stange zu halten. Der Warsangeli-Anführer Diya Baqi Majid hatte den Verlust der Lady of the Sea bereits bissig kommentiert, und für ihren Schwager Abdullah Abu Na’im war es ebenfalls gesünder, wenn er ihr in den nächsten Wochen nicht unter die Augen trat.
»Die Deutschen werden versuchen, den Frachter zurückzuholen, und zwar morgen Nacht. Auch dieses Mal kommen sie mit Booten über die See, und zwar zusammen mit französischen Fremdenlegionären. Sie sind zu jedem Risiko bereit, und es wird nicht leicht sein, sie niederzukämpfen.«
»Lass das meine Sorge sein«, antwortete Sayyida hochmütig und sah ihren Zuträger scharf an. »Wage es nicht noch einmal, zu versagen! Deine Dummheit hat mich sehr viel gekostet, und es wird schwer sein, über diese Verluste hinwegzukommen. Ich brauche einen Sieg, und zwar nicht nur über ein paar Schweinefleisch fressende Barbaren, sondern auch hier im Land. Sobald die Waffen der Caroline an meine Krieger verteilt sind, werde ich die Großoffensive gegen Somaliland befehlen. Die Provinzen Sanaag, Sool und Togdheer müssen innerhalb weniger Tage in meiner Hand sein. Hast du verstanden?«
Der Mann nickte und wagte es sogar, der aufgebrachten Frau einen Rat zu geben. »Du solltest nicht an der Küste angreifen, Sultana. General Mahsin hat dort starke Truppenverbände zusammengezogen, mit denen er in die Berge vorstoßen und Cheerigaabo erobern will. Damit bietet er dir jedoch die Chance, weiter im Süden vorzugehen. Die Grenzen dort sind schwach besetzt, und ich kann dir die Pläne der Minenfelder übermitteln.«
Der Rat ihres Zuträgers war klug, das wusste Sultana Sayyida. Doch wenn sie Somaliland erobern wollte, durfte sie auf keinen Fall dessen stärkster Armee aus dem Weg gehen und die feindlichen Truppen in ihren Rücken kommen lassen.
»Schicke mir die Pläne als Mail-Anhang«, sagte sie und legte sich in Gedanken die nächsten Schritte zurecht.
ZWEI
T
o rsten Renk und die anderen Mitglieder der Teams, die die Lady of the Sea freigekämpft hatten, wurden an Bord der Tonnerre in einem Raum isoliert, der dem Geruch nach frisch desinfiziert war, und dann vom Bordarzt auf Herz und Nieren geprüft. Wie Dr. Kainz fand auch er keine Anzeichen einer Krankheit oder gar Seuche. Allerdings bekam jeder von ihnen drei Spritzen, die noch Stunden später brannten, und musste ein Desinfektionsbad über sich ergehen lassen. Erst dann durften sie sich zu den Soldaten gesellen, die mit ihnen die Caroline kapern sollten.
Aus Dietrich von Tarows Kompanie stießen dreißig Mann zu ihnen, die sich freiwillig gemeldet hatten. Die Männer waren neugierig darauf, zu hören, was ihr Major und dessen fünf Begleiter an Land erlebt hatten. Vor allem aber wunderten sie sich über Jamanah, die sich angesichts so vieler Fremder noch enger an Dietrich hielt als
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