Todesfahrt: Thriller (German Edition)
hätten Sie mir längst melden müssen!«
»Verzeihen Sie, aber ich habe erst vorhin meine Schicht begonnen. Der Kollege, den ich abgelöst habe, hat die drei nicht so beachtet, weil sie nicht verletzt waren, sondern die Verbände der anderen gewechselt«, verteidigte sie sich.
»Ist schon gut! Ich bin nur ein wenig gereizt, weil so viel zu tun ist.«
»Sie machen Ihre Sache sehr gut, Frau Doktor. Mein Chef auf der Surcouf meinte schon, wenn Sie einen neuen Job suchen, könnten Sie jederzeit als Bordärztin bei der französischen Marine beginnen. Aber was haben die drei da? Gestern sah es noch nicht so schlimm aus. Da vermuteten wir, sie hätten sich nur eine Bronchitis eingefangen.«
»Eine Bronchitis ist das mit Sicherheit nicht! Ich muss ein paar Tests machen. Wenn mein Verdacht sich bestätigt, werden wir alle, die auf dem Kreuzfahrtschiff waren, unter Quarantäne stellen müssen.«
Frau Dr. Kainz betete, dass sie unrecht hatte. Doch wenn das Krankheitsbild ihrer Vermutung entsprach, würde sie sich in eine Gegend wünschen, in der alle nötigen Arzneien in ausreichender Menge vorhanden waren. Mit einer heftigen Bewegung, die ihre Niedergeschlagenheit vertreiben sollte, wandte sie sich an die Krankenschwester. »Diese drei Männer müssen sofort isoliert werden, ebenso der Abgeordnete Dunkhase. Bei den übrigen Geiseln und dem Befreiungsteam müssen Tests zeigen, ob sich auch diese angesteckt haben.«
»Was befürchten Sie?«
»Lungenpest! Haben diese Leute hier abgehustet?«
Die Krankenschwester nickte. »Ja, deswegen bin ich ja auf sie aufmerksam geworden. Es war schlimm. Ich dachte, sie ersticken. Zum Glück ist es jetzt erst einmal vorbei.«
»War das ausgehustete Sekret dunkel und vielleicht sogar blutig?«
Erneut nickte die Pflegerin. » Oui , ziemlich.«
»Haben Sie es abgewischt?«
»Oui.«
»Dann stehen auch Sie vorerst unter Quarantäne. Sorgen Sie dafür, dass alle in einen gesonderten Raum kommen. Ich sehe unterdessen nach, welche Medikamente ich auftreiben kann. Wenn Ihr Chef welche aus Djibouti und anderen Orten besorgen könnte, wäre ich sehr dankbar. Wir werden in den nächsten Tagen sehr viele Antibiotika brauchen und noch mehr Glück. Wenn sich mehr Leute angesteckt haben, kommt es hier zur Katastrophe.«
» Oui! Oder besser: Non! «
Der Krankenschwester war der Schreck in die Glieder gefahren. Dennoch ging sie routiniert an die Aufgabe, die Frau Dr. Kainz ihr übertragen hatte. Die Ärztin eilte unterdessen in die winzige Kammer, die als Labor diente, und war nun dankbar für die medizinischen Geräte, die ihr der Kapitän der Surcouf zur Verfügung gestellt hatte.
Zu ihrem Bedauern hatte sie sich nicht geirrt. Die drei Somalis waren an Lungenpest erkrankt, und auch in Dunkhases Blutbild konnte sie den entsprechenden Erreger nachweisen. Als sie ihr eigenes Blut untersuchte, atmete sie erst einmal auf. Bis jetzt hatte sie sich nicht angesteckt. Trotzdem spritzte sie sich eine volle Dosis Antibiotika und zog mehrere Spritzen für die bereits Erkrankten auf. Dabei erinnerte sie sich, dass die Truppe, die die Lady befreit hatte, weggebracht worden war, und redete so lange auf einen somaliländischen Sicherheitsbeamten ein, bis er ihr eine Telefonverbindung mit Major von Tarow verschaffte.
VIERUNDZWANZIG
F
ranz Xaver Wagner musterte die Ärztin fassungslos, während sein Kopf die Farbe einer überreifen Tomate annahm. »Sie sind verrückt!«, stieß er mühsam beherrscht hervor. »Sie können uns nicht einfach unter Quarantäne stellen. Auf uns wartet ein höllischer Job!«
»Wenn Sie krank sind, können Sie keinen Job machen. Verstehen Sie doch! Einige Leute an Bord der Lady of the Sea sind an Lungenpest erkrankt. Wir müssen alles tun, um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern.« Frau Dr. Kainz nahm sich vor, nicht weniger stur zu sein als der Mann vor ihr. Schließlich war die Sache im wahrsten Sinne des Wortes todernst.
»Verdammt und zugenäht! Können Sie nichts dagegen tun?« Wagner starrte sie so durchdringend an, dass die Ärztin den Kopf senkte.
»Ich tue mein Möglichstes! Die erkrankten Patienten habe ich bereits isolieren lassen. Inzwischen werden die übrigen Geiseln und Entführer untersucht, ob sie sich bereits angesteckt haben.«
»Dann sehen Sie sich mein Team und mich an. Wenn keiner von uns erkrankt ist, können wir heute Abend losfliegen. Es ist noch ein weiteres Schiff in der Gewalt dieser Schurken, und das werden wir uns morgen Nacht
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