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Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesfahrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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worden waren, als lebender Schutzschild zu dienen. Von diesem Gedanken angetrieben ließ sie das Deck und ihre kämpfenden Gefolgsleute zurück. In ihrer Kabine angekommen, befahl sie ihrer weiblichen Leibgarde, ebenfalls in das Gefecht einzugreifen. Zwar würden die Frauen sterben, aber sie verschafften ihr die Zeit, die sie brauchte, um ihre Pläne in die Tat umzusetzen.
    Kaum waren die Kämpferinnen gegangen, griff Sayyida nach ihrem Laptop und einem der tragbaren Halogenscheinwerfer. Dann nahm sie ihren Sohn auf den Arm und verließ die Kabine. Als sie tiefer in das Schiff hinabstieg, rümpfte sie die Nase, denn der hier herrschende Gestank raubte ihr fast den Atem.
    Der Junge wachte auf und begann zu weinen.
    »Sei still!«, herrschte Sayyida ihn an. Dabei fiel ihr auf, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Im Vorgefühl des nahen Sieges hatte sie ihren Sohn in einen extra für ihn genähten Kampfanzug gesteckt und auch selbst einen angezogen. In dieser Kleidung würden die Feinde sie für eine der weiblichen Kämpferinnen halten und erschießen oder gefangen nehmen.
    Wütend, dass sie so leichtsinnig gewesen war, ging sie weiter und erreichte den Lagerraum, in dem die restliche Besatzung der Caroline und mehrere verletzte Soldaten des zerstörten Bootes gefangen gehalten wurden. Als sie die Tür aufstieß und den Lichtkegel der Lampe in den Raum richtete, blickte sie auf die Elendsgestalten hinab, die mit Stricken im hinteren Teil an der Wand festgebunden waren und in ihrem eigenen Schmutz lagen. Sie lachte höhnisch auf. Selbst wenn die Feinde das Schiff erobern sollten, würden sie diese Männer nicht mehr retten können.
    »Du wolltest die Ungläubigen erschießen, mein Sohn. Hier hast du die Gelegenheit dazu!« Sayyida stellte die Lampe auf den Boden, setzte den Jungen ab und entsicherte seine MP.
    Ihr Sohn richtete die Waffe in den Raum und drückte ab.
    Als die Kugeln hoch in der Wand einschlugen, versetzte Sayyida ihm einen Schlag. »Du musst auf die Männer zielen, Sayyid! Töte sie!«
    »So wie du und deine Männer meine Familie getötet haben«, klang es da hinter ihr auf.
    Sayyida prallte herum und sah einen großen, wuchtig gebauten Europäer sowie eine schlanke, ungewöhnlich hochgewachsene Frau ihres eigenen Volkes vor sich. Eine ferne Erinnerung glomm in ihr auf. »Du bist das lange Mädchen, dem ich das Leben geschenkt habe.«
    »Du hast mich deinen Schurken überlassen!« Jamanah musterte sie hasserfüllt und hob die Waffe.
    »Nein! Du darfst mich nicht erschießen. Ich ergebe mich«, kreischte Sayyida und versetzte ihrem Sohn einen Stoß mit dem Knie.
    Statt auf die beiden neu aufgetauchten Feinde zu schießen, starrte das Kind sie jedoch nur verwirrt an.
    Als Sayyida sah, wie Jamanahs Zeigefinger sich um den Abzugshahn krümmte, packte sie ihren Sohn und schleuderte ihn der Angreiferin entgegen. Mit der anderen Hand riss sie ihre Cobray M-11 hoch und drückte ab.
    Sie traf den Oberschenkel des Mannes und sah ihn einknicken. Doch als sie die Waffe herumzog, um auch die Frau auszuschalten, geriet ihr Sohn in die Schussbahn, und sie sah die Kugeln in seinen Rücken einschlagen. Ihr Mund öffnete sich zum Entsetzensschrei. Im gleichen Moment feuerte Jamanah ihre Kalaschnikow ab. Sayyida erbebte unter den Treffern und sank wie in Zeitlupe zu Boden.
    Jamanah schoss das gesamte Magazin auf ihre Feindin ab und starrte dann auf die Leiche der Frau, die ihr Leben zerstört hatte. Seltsamerweise fühlte sie weder Erleichterung noch Triumph, sondern nur eine tiefe Leere. Sie hatte ihre Familie gerächt, doch das, was geschehen war, ließ sich weder rückgängig machen noch aus ihrem Kopf verbannen.
    Müde wandte sie sich zu Dietrich um. Dieser saß auf dem Boden und wickelte ein Tuch um seinen verletzten Oberschenkel. Mit schmerzverzerrter Miene sah er zu ihr auf. »Du bist wieder in Führung gegangen, denn heute hast du mir zum zweiten Mal das Leben gerettet.«
    Inzwischen konnte Jamanah genug Deutsch, um seine Worte zu verstehen. »Ich froh, du leben!«, antwortete sie.
    Dann starrte sie auf Sayyida und das tote Kind, die beide verkrümmt am Boden lagen, und ließ ihre Kalaschnikow fallen, als wäre diese glühend heiß geworden. Obwohl ihr eigener kleiner Bruder von Sayyidas Leuten umgebracht worden war, empfand sie diesen Preis als viel zu hoch.
    »Ich nie mehr töten!« Sie sank in die Knie und brach in haltloses Schluchzen aus.
    Mühsam kroch Dietrich zu ihr hin und fasste nach ihrer Rechten. »Du

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