Todesfahrt: Thriller (German Edition)
o rsten stand auf einem Container der Caroline und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Die Piraten feuerten aus jeder Deckung heraus auf die Fremdenlegionäre und Bundeswehrsoldaten und trieben diesen ihre lebenden Schutzschilde entgegen. Immer noch geblendet vom Licht der Blendgranaten, stolperten Frauen und Kinder in die Reizgasschwaden und brachen darin würgend und heulend zusammen.
»Die legen uns einen Kotzteppich, damit wir darauf ausrutschen. So etwas nennt man chemische Kampfführung«, stieß Fahrner aus, der für einen Moment neben Torsten auftauchte.
»Halten Sie den Mund!« Bevor Torsten noch mehr sagen konnte, verschwand Fahrner wieder. Ein Trupp Freischärler quoll aus den Tiefen des Schiffes heraus, die Augen mit Sonnenbrillen geschützt und Tücher um den Mund gewickelt. Sie beharkten die Legionäre und die deutschen Soldaten mit Dauerfeuer und drängten sie bis an den Rand der äußersten Container zurück.
Torsten hatte ein Sturmgewehr mit Treibsätzen geladen und schoss Reizgasgranaten direkt in die angreifenden Feinde. Dagegen halfen auch die Tücher vor dem Mund nicht mehr. Etliche Freischärler sanken stöhnend und würgend zu Boden, doch aus dem Vorschiff drangen weitere und schossen ohne Rücksicht auf die Frauen und Kinder, die sich zwischen ihnen und den Angreifern befanden.
Eine Hand auf seiner Schulter ließ Torsten herumfahren. Es war Dietrich von Tarow, den er nur anhand des aufgenähten Namens auf dessen Uniform erkannte, da Schutzbrille und Gasmaske sein Gesicht verdeckten.
»Heizen Sie den Brüdern weiter mit Reizgas und Blendgranaten ein. Die ums Gesicht gewickelten Tücher schützen nicht lange, und ihre Brillen sind schlechter als die unseren.«
Torsten nickte und schob ein frisches Magazin mit Treibmunition in sein Gewehr. »Jetzt holen wir uns die Kerle!«, rief er Dietrich von Tarow zu und feuerte die nächste Reizgasgranate direkt in eine Luke hinein.
NEUNZEHN
Z
uerst hatte Jamanah sich eng an Dietrich gehalten. Nun aber sah sie vor den Heckaufbauten des Schiffes eine Gestalt in einem gefleckten Kampfanzug auftauchen. Das Gesicht wurde durch eine Sonnenbrille und ein um den Mund geschlungenes Tuch verdeckt. Doch die langen, schwarz glänzenden Haare, die aus dem Barett quollen und bis fast auf die Hüften fielen, verrieten Jamanah, dass es sich um die Frau handeln musste, die ihre Familie ausgerottet und sie selbst ihren Schurken vorgeworfen hatte.
»Sultana Sayyida«, murmelte sie hasserfüllt. So hatte sich diese Teufelin damals genannt.
Jamanah schlich auf dem schmalen Steg außen an den Containern vorbei Richtung Heck und ignorierte dabei die Piraten, die sich mit allen Kräften gegen die Angreifer stemmten. Die Schutzbrille behinderte sie, und so schob sie diese nach oben. Gerne hätte sie auch die Gasmaske abgelegt, doch der Anblick der erbrechenden Frauen und Kinder sowie der Piraten, die das Reizgas eingeatmet hatten, hielt sie davon ab.
Als Jamanah die Stelle erreichte, an der sie Sayyida gesehen hatte, war die Frau verschwunden. Dafür tauchten mehrere Fremdenlegionäre auf, die in die Heckaufbauten eindringen wollten, aber sofort unter Beschuss genommen wurden.
»Verdammt, das sind Frauen!«, brüllte einer der Soldaten verblüfft, als eine der Verteidigerinnen getroffen zusammenbrach.
Da um diesen Eingang erbittert gekämpft wurde, suchte Jamanah nach einer anderen Möglichkeit, ins Innere des Schiffes zu gelangen, und sah sich auf einmal einem mit Schutzbrille und Gasmaske ausgerüsteten Freischärler gegenüber, dessen MP auf sie zielte. Sie riss noch ihre Kalaschnikow hoch, wusste aber, dass sie zu langsam sein würde.
Da klangen neben ihr Schüsse auf, und Abt al Latif, der sich bereits Hoffnungen gemacht hatte, der neue Anführer der Miliz zu werden, wurde von den Einschlägen mehrere Schritte nach hinten geschleudert, stürzte gegen die Wand des Heckaufbaus und rutschte herunter. Dabei verlor er seine Schutzbrille, und die Gasmaske verrutschte. Im Licht der Scheinwerfer, die das Schiff fast taghell erleuchteten, erkannte Jamanah den zweiten Mann, der sie vergewaltigt hatte, und eine Welle des Triumphs jagte durch ihren Körper.
Sie drehte sich um und sah, dass Dietrich geschossen hatte. Doch sie war so erschüttert, dass sie nur »Danke!« sagen konnte. Das Wissen, dass die Blutsäuferin noch lebte, trieb sie weiter, und so drang sie durch ein offen stehendes Schott in den Heckaufbau ein.
Dietrich folgte ihr und fasste sie
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