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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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verblaßte, das Sichtfeld erlosch.
    Anna-Luna stieß ihren Sessel an, so daß er sich zur rückwärtigen Frontkuppel drehte. Über den Querholm der LAURIN hinweg stierte sie eine Zeitlang in die fremden und doch so vertrauten Sternkonstellationen. Wer war sie? Was war sie? Eine Figur in einem Spiel? Wer saß vor dem Brett, und wer war am Zug?
    »Kommandantin an Ersten Offizier!« Sie drückte die Taste für den Bordfunk.
    »Ich höre, meine Generalin.« Korvacs Stimme aus den Lautsprechern.
    »Angriff abbrechen. Alarmstufe herunterfahren. Höchste Gefechtsbereitschaft aufheben. Bringen Sie die LAURIN in eine Umlaufbahn um den Neptun. Die nächsten achtundvierzig Stunden will ich nur im Notfall gestört werden. Ich muß nachdenken.«
    Korvac bestätigte, Anna-Luna ließ die Taste los.
    Sie stand auf, ging in ihr Bad, zog dort eine Ampulle Serophium auf und öffnete ihre Hose. Sie spritzte sich die Droge in die Leistenvene. Zurück im Salon ihrer Suite warf sie sich in ihren Sessel. Den stellte sie in Liegeposition. Sie zog sie ISK-Kappe über ihr kurzes weißblondes Haar und dimmte die Beleuchtung herunter. Zuletzt aktivierte sie ihre Schnittstelle und loggte sich ins Bordhirn ein.
    Wenig später steuerte sie einen uralten Viermaster über einen blauen Ozean. Der Wind war mild und roch nach Salz. Sie sprach mit Delphinen, beobachtete Möwen und ging in der Bucht einer Insel vor Anker. Dort kämpfte sie mit Barbaren, kletterte in Steilwände, um den Steinbock zu jagen. Sie sprengte Stützpunkte irgendeines Feindes in die Luft, sie schlief mit einem wilden, bärtigen Mann. Und schließlich fand sie sich an Bord der RHEINGOLD wieder. Merican Bergen saß im Kommandostand und rief Befehle nach links und rechts. Sie begleitete ihn auf dem Weg nach Triton, sie beobachtete jeden seiner Schritte, hörte jedes seiner Worte, registrierte jede seiner Entscheidungen …
     
    *
     
    Außerhalb der RHEINGOLD herrschten Temperaturen von minus zweihundertdreißig Grad. Es war ziemlich düster. Die Außenscheinwerfer funktionierten teilweise und warfen einen Ring aus Licht aufs Eis rings um das Landungsschiff.
    Hier, am Boden des Neptunmondes, hatte das EMG-Feld nur noch wenig störenden Einfluß.
    Tritons Atmosphäre bestand aus fast reinem Stickstoff. Nur einen verschwindend geringen Anteil Methan maßen die Sensoren des Landungsschiffes; ein Tausendstel, nicht mehr. Im Westen und Norden türmten sich faltenartig aufgeworfene Eisgebirge. Im Osten dehnte sich eine Eisebene aus. Zweihundertdreißig Kilometer weiter südlich begann die Lichtzone. Dort schossen kilometerhohe Geysire aus der Tritonoberfläche.
    »Fontänen aufgetauten Stickstoffs«, sagte Heinrich. »Erstaunlich viele. Scheinbar verdampft das Stickstoffeis dort schlagartig.« Die Sonnenlichtreflektoren stimulierten den sowieso vorhandenen Vulkanismus noch, vor allem in der Nähe der Biosphären. Dorthin nämlich leiteten die Satelliten das Licht und die Wärme in erster Linie.
    Dreimal versuchten sie zu starten, dreimal hielt das EMG-Feld sie auf, dreimal zog der Controgravstrahl sie zurück auf die Tritonoberfläche. Schließlich landeten sie knapp tausend Kilometer südlich des Äquators. Draußen herrschte Nacht und tödliche Kälte.
    Wer noch Zuversicht genug hatte, versammelte sich um den Kommandostand.
    Sie analysierten ihre Lage, suchten nach Auswegen. »Wir haben Glaurux«, sagte Plutejo Tigern. »Wir haben über dreißig Sparklancer. Hier unten scheint das elektromagnetische Feld seine Wirkung nicht voll zu entfalten. Also fliegen drei oder vier Beiboote zum Nordpol und zerstören das Aggregat, das dieses Scheißfeld erzeugt.« Der Neunzehnjährige blickte in die Runde. Sein grobschlächtiges, kantiges Gesicht wirkte ein wenig gelangweilt. »Und danach hauen wir ab.« Er zuckte mit den Schultern.
    »Das ist gut«, sagte Bergen, und Tellim, Venus und Nigeryan pflichteten ihm bei. »Falls die Sparklancer funktionieren, machen wir es so. Und parallel schicken wir Sparklancer zu den nächstgelegenen Biosphären.
    Ich will wissen, wer hier lebt und warum so viele Schiffe auf dem Eismond stehen, als wären sie festgefroren.«
    »Ich bin dagegen«, sagte Sibyrian Cludwich, der ehemalige Kommandant der TROJA. »Wir sollten kein überflüssiges Risiko eingehen. Der Flug nach Terra Prima wird noch gefährlich genug.« Rasmuth, Levian, Dr. Costner und Homer Goltz schlossen sich seinen Bedenken an. Eine hitzige Debatte entzündete sich.
    »Diskutiert ihr ruhig noch ein

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