Todesfalle Triton
breitete er sich von dort aus – durch seine Kehle, in seine Brust, bis in sein Blut; bis in sein Leben.
Als wieder einmal Musik ihn von seiner Mörderin und seinen Geliebten aus seinem ersten Leben weg in die Gegenwart lockte und er die Augen öffnete, schwebte das Gesicht dessen über ihm, auf den er wartete. »Rotman«, flüsterte er. »Endlich …«
Sein Zweitgeborener richtet ihn auf, schob Kissen unter seinen Rücken und gab ihm zu trinken, damit er deutlicher sprechen konnte. »Hast du in Mississippi alles getan, was ich dir aufgetragen habe, mein Sohn?« Seine Stimme war schwach, aber sie hielt durch. Der Alte wußte ja, daß seine Worte gezählt waren. Bald würde er für immer schweigen dürfen.
»Nein, Vater«, sagte Rotman. »Das tun andere für mich. Ich habe viel mehr getan.« Seine Augen füllten sich mit Wasser, er lächelte. »Viel mehr, Vater, und ich kann nicht einmal etwas dafür.«
Der Alter verstand nicht. »Andere? Mehr getan? Was redest du …?«
»Ich habe jemanden mitgebracht, Vater. Wir werden bald wegfliegen aus dieser Hölle.«
Rotman trat zur Seite. Ein fremder Mann beugte sich herab. Der Alte sah rotes Haar, sah ein schmales Gesicht und eine große Hakennase, die seiner eigenen glich. Und langsam, ganz langsam verwandelte sich das fremde Gesicht in ein vertrautes Gesicht, in ein geliebtes Gesicht. »Merican …« Die Lippen des Alten zitterten. »Du …?« In einem letzten Kraftakt hob er seine Arme. »Wirklich du …?«
»Großvater«, sagte eine von Tränen halb erstickte Stimme, und starke Arme schlossen sich um ihn …
*
Alban und Urban brachten drei Männer zu ihm in die Suite. Einer war nur einen Kopf kleiner als DuBonheur selbst und hatte schwarze Haut. Der zweite trug eine Art Augenklappe über dem linken Auge. Er hatte graues, langes Haar, und ein schwarzer Vogel saß auf seiner Schulter. Der dritte war recht kräftig gebaut für einen Mann, der nicht von Fat Wyoming stammte. Er hatte graues Stoppelhaar, ein breites Gesicht mit Tränensäcken unter hellblauen Augen und ein Doppelkinn. Diesen Mann kannte Gender DuBonheur.
»Primoberst Sibyrian Cludwich …?« Er bedeutete Alban und Urban ihm aus dem Sessel zu helfen. So ganz stabil stand er noch nicht auf seinen eigenen Beinen. »Der Kommandant der TROJA! Die heiligen Göttinnen der Dwingolangowars schicken Sie mir!« Er streckte dem Primoberst beide Arme entgegen und zog ihn an seine Brust. »Sie ahnen ja nicht, was ich mitgemacht habe, seit wir uns so plötzlich aus den Augen verloren haben …!« Er klopfte auf Cludwichs Schultern und Rücken herum und ließ ihn endlich los. »Wo ist der Subgeneral?«
»Auch auf Triton, Höchstgeehrter .« Die Bärtigen, die Cludwich, Yaku und Nigeryan an Bord willkommengeheißen hatten, grinsten in sich hinein. Cludwich verstand nicht warum und ignorierte es. Er stellte Yaku Tellim, seinen Raben und den Kommandanten der RHEINGOLD vor.
DuBonheur ließ eine Tafel eindecken und orderte Tee, Kaffee und Gebäck. Alban und Urban führten ihn zu Tisch. Er wies seinen Gästen Plätze zu. Donna Kyrilla setzte sich neben ihn und hielt seine Hand. Seit er wieder klar denken konnte, war seine Geliebte nicht mehr von seiner Seite gewichen. Und in den acht Tagen seiner Hysterie ebenfalls nicht, wie Alban und Urban ihm versichert hatten.
Auch Oberst Sarturan, Commodore Tartagnant und Rüsselheimer fanden sich an der Tafel ein. Dazu drei bärtige Einwohner der MISSISSIPPI, vier Jugendliche aus einer Biosphäre namens Tiborcohen und sein Chefingenieur Gorges mit ein paar seiner neuen Freundinnen.
Cludwich berichtete im Telegrammstil, warum die RHEINGOLD auf Triton gelandet war. »Unsere Regierung belügt uns, Höchstgeehrter .« Wieder grinsten Sarturan und seine Bärtigen. Gorges Weiber kicherten. »Soviel wir bisher in Erfahrung bringen konnten, erreichten nur wenige Höchstgeehrte jemals Terra Prima …«
»Ich weiß, ich weiß doch.« DuBonheur winkte traurig ab. »Auch mich hat man inzwischen über den ungeheuerlichen Betrug aufgeklärt. Vor allem die Nachkommen der Höchstgeehrten werden auf den Mutterplaneten geholt – falls sie das SPIEL gewinnen. Es scheint sich um eine Art Ausleseverfahren zu handeln …« Er schüttelte seinen schweren Schädel und seufzte tief. »Es ist ein Jammer, ein solcher Jammer …«
Die Bordärztin legte ihren mächtigen Arm um ihn und streichelte seine Wange. »Nicht aufregen, Biggy. Trink deinen Tee.« Und an die Adresse der Gäste gewandt: »Er
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