Todesfee
Kirchenmaus.«
Fidelma warf Brehon Tuama einen Seitenblick zu, um zu sehen, ob er dies bestätigen konnte. Der hochgewachsene Richter zuckte mit den Schultern.
»Es ist wahr, dass Findach nicht für Großzügigkeit bekannt ist, Schwester. Er behauptet immer, dass er nur wenig Geld hat. In Wahrheit gibt er jedoch jede Menge für Glücksspiele aus. Odar hat mir erst vor wenigen Tagen erzählt, dass Findach ihm eine große Summe schuldet. Zehn
séds
, wenn ich mich recht erinnere. Trotzdem will Findach nicht einmal einen Gehilfen oder einen Lehrling in seiner Schmiede beschäftigen.«
»Und doch bezahlt er jemanden für das Hüten seiner Rinder.«
Brocc lachte rau.
»Die Herde gehörte seiner Frau; sie hat meinen Sohn bezahlt.«
Eine Ehefrau behielt vor dem Gesetz allen Besitz und alles Vermögen, das sie mit in die Ehe gebracht hatte. Fidelma nahm zur Kenntnis, was Brocc ihr gesagt hatte.
»Dein Sohn ging also wie üblich zur Arbeit. Dir ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen?«
»Nichts.«
»Und du bist den ganzen Tag nicht in die Nähe von Findachs Haus oder seiner Schmiede gekommen?«
»Nein.«
|303| »Kannst du das beweisen?«
Brocc starrte sie einen Moment lang finster an.
»Ich kann es beweisen. Ich war auf Lonáns Weiden, wo ich ihm beim Heumachen half. Ich war dort, bis jemand mir die Kunde von Braons Gefangennahme brachte.«
»Nun gut.« Fidelma erhob sich plötzlich. »Ich würde mir jetzt gern Findachs Haus ansehen und mit diesem berühmten Schmied sprechen.«
Das Haus von Findach dem Schmied stand am Rand der Stadt. Es war von Haselsträuchern und Eichen umgeben.
Findach war ein gedrungener, kräftiger Mann unbestimmbaren Alters. Er hatte einen kurzen Nacken und einen Körperbau, wie man ihn mit einem Schmied in Verbindung brachte. Er sah Fidelma voller Abneigung an.
»Wenn du hier bist, um den Mörder meiner Frau zu verteidigen,
dálaigh
, dann bist du in diesem Haus nicht willkommen.« Seine Stimme klang wie ein wütendes Knurren.
Fidelma ließ sich nicht einschüchtern.
»Tuama, erkläre Findach das Gesetz und meine Rechte als
dálaigh
«, wies sie an, ohne ihre Augen von denen des Schmieds abzuwenden.
»Du bist vor dem Gesetzt dazu verpflichtet, alle Fragen der
dálaigh
zu beantworten und ihr freien Zugang zu allen …«
Findach verzog das Gesicht. Er wandte sich abrupt um, schritt voran ins Innere des Hauses und überließ es den beiden, ihm zu folgen.
»Zeige mir, wo die Leiche lag«, bat Fidelma Brehon Tuama.
Der wies mit der Hand auf eine Stelle auf dem Fußboden der Küche.
»Und wo wurde der Junge gefunden?«
Findach stieß eine Tür auf. »Der Mörder hielt sich hier versteckt«, grunzte er.
|304| »Man hat mir gesagt, du wusstest, dass Bruder Caisín kommen würde, um das silberne Kreuz abzuholen, dass du für seine Abtei angefertigt hast. Stimmt das?«
Findach warf einen kurzen Blick auf Brehon Tuama, der mit versteinertem Gesicht dastand. Dann zuckte er die Achseln. Seine Stimme klang unwillig.
»Ja, ich erwartete jemanden aus der Abtei, der das Kreuz abholen sollte. Es war der vereinbarte Tag.«
»Du brachtest das Kreuz aus deiner Schmiede ins Haus. Ist das nicht ein wenig ungewöhnlich?«
»Ich hab es hierhergebracht, damit es in Sicherheit ist. Nachts ist meine Schmiede unbewacht, deshalb lasse ich dort keine wertvollen Gegenstände.«
»Wie wertvoll war dieses Kreuz?«
»Mein Lohn sollte einundzwanzig
séds
betragen.«
»Beschreibe das Kreuz, sein Gewicht und seine Größe.«
»Es war aus Silber, das bei Magh Méine geschürft wurde. Es maß etwa drei Fuß in der Höhe und halb so viel in der Breite. Es war schwer. Ich habe es mir mit einem Seil auf dem Rücken festgebunden, als ich es herschaffte.«
»Bruder Caisín sollte es auf dieselbe Weise tragen?«
»Ich glaube, er kam auf einem Esel hierher. Er wusste ja, wie schwer das Kreuz sein würde.«
»Und wo hast du es im Haus hingestellt?«
»Dort in die Ecke.«
Fidelma ging zu der Ecke, auf die er gezeigt hatte, und sah sie sich genauer an.
»Du glaubst, dass Braon in dein Haus kam, das Kreuz sah, deine Frau ermordete, das Kreuz nahm, so schwer es auch war, und dann – nachdem er es irgendwo versteckt hatte – hierher zurückkehrte? Und nach all dem verbarg er sich, als er Bruder Caisíns kommen hörte, in dem Raum, in dem er entdeckt wurde.« |305| Findach runzelte angesichts ihres skeptischen Lächelns die Stirn.
»Wie würdest du das Geschehene sonst erklären?«
»Ich muss jetzt noch nichts
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