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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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würde: Löse das eine Rätsel, dann findest du auch eine Lösung für das andere.«
    Fidelma lächelte ein wenig zerknirscht.
    »Diese junge
dálaigh
hat den Mund wohl etwas zu voll genommen«, gab sie zu.
    »Damals hattest du recht«, erwiderte Laisran. »Und die Methode lässt sich wohl auch heute noch anwenden.«
    »Lass uns hören, was Lennán zu sagen hat«, meinte Fidelma. »Immerhin ist er anscheinend der einzige Mensch, der eine Abneigung gegen Ruisín hegte.«
    Lennán gehörte ebenfalls zu den Menschen, die sofort Misstrauen in Fidelma erweckten. Er hatte helle Augen, die verschlagen hierhin und dorthin huschten, sich aber nie auf die Person richteten, mit der er sprach. Er war drahtig, sein Mund schien weich, und sein Kiefer war nur schwach ausgeprägt. Nichts an ihm schien fest zu sein. Eine deutlich sichtbare weiße Linie verlief im Bogen über seine Stirn; eine Narbe, verursacht offenbar durch eine Verwundung. Er strahlt etwas Unstetes aus, dachte Fidelma. Nichts an dem Mann schien greifbar. Nicht einmal, um als Anlass für ihr Misstrauen zu dienen.
    »Nun, Lennán«, begann sie mit schneidender Stimme. »Wir haben gehört, du mochtest Ruisín nicht.«
    Der Angesprochene zuckte zusammen.
    »Aus gutem Grund, Schwester. Aus gutem Grund«, murmelte er.
    |343| »Und worin bestand dieser gute Grund?«
    »Er hatte ein Verhältnis mit meiner Schwester, dabei war er mit Muirgel verheiratet. Es schadete ihrer Ehre.«
    »Woher wusstest du, dass Ruisín ein Verhältnis mit deiner Schwester hatte?«
    »Woher weiß ich, dass die Sonne am Mittag hell scheint?«, gab der Mann zurück.
    »Manchmal ist die Mittagssonne hinter grauen Wolken versteckt«, erwiderte Fidelma trocken. »Ich frage noch einmal: Woher wusstest du es?«
    »Sie hat sich dauernd in Ruisíns Haus aufgehalten.«
    »Aber gibt es dafür nicht eine andere Erklärung? Sie ist mit Ruisíns Frau befreundet.«
    Lennán schniefte verärgert.
    »Diese Freundschaft diente ihr nur als Ausrede. Es war nicht Muirgel, die sie besuchte.«
    »Ich verstehe nicht, wie du dir dessen so sicher sein kannst. Ich nehme an, du hast sie gefragt?«
    »Sie hat es abgestritten.«
    »Hast du auch Ruisín gefragt?«
    »Er hat es ebenfalls geleugnet.«
    »Also hast du Ruisín umgebracht?«
    Sie stellte die Frage unmittelbar nach der vorherigen und mit derselben Betonung, sodass Lennán bereits zu einer Antwort ansetzte, bevor er bemerkte, was er gefragt worden war. Missmutig blickte er Fidelma an.
    »Ich hätte es getan, wenn ich Gelegenheit dazu gehabt hätte«, sagte er.
    »Das scheint mir eine ehrliche Antwort zu sein«, musste Fidelma zugeben. »Die Ehre deiner Schwester bedeutet dir offenbar sehr viel. Wohl mehr als ihr selbst. Ich frage mich, warum?«
    |344| Lennán schwieg.
    »Für das Verhältnis zwischen deiner Schwester und Ruisín hast du keine Beweise?«
    »Ich brauche keine Beweise. Mein Wissen gründet sich auf Logik.«
    »Ach, Logik. Mein Lehrer, Brehon Morann, hat einmal gesagt, dass man mit Logik beweisen kann, was immer man will. Nun gut. Man hat mir berichtet, dass du dich während des Wetttrinkens in unmittelbarer Nähe von Crónán aufgehalten hast?«
    »Ja. Meine Schwester stand neben mir und himmelte über den Tisch hinweg Ruisín, diesen Deppen, an.«
    »Und dir ist nicht aufgefallen, ob sich jemand an den Krügen zu schaffen gemacht hat?«
    »Ich würde niemals so tief sinken, um zu Gift zu greifen, Schwester. Hätte ich Ruisín töten wollen, ich hätte ein Schwert oder eine Axt dazu benutzt.«
    Abt Laisran lächelte zufrieden, als Lennán das Zelt verließ.
    »Das ist der Täter, Fidelma. Darauf setze ich einen ganzen
screpall
. Das entspricht dem Wert eines Fasses voll guten, gallischen Weines.«
    »Ich finde, du gehst ein bisschen leichtfertig mit deinem Geld um, Laisran.« Sie lächelte. »Bevor wir die Wette abschließen, lass uns noch ein Wort mit Lennáns Schwester Uainiunn reden.«
    Uainiunn sah ihrem Bruder nicht im Geringstenähnlich. Ihre Figur war wohlgerundet, beinahe üppig; sie besaß eine sinnliche Anziehungskraft und eine herausfordernde Art, ihr Gegenüber unter halbgesenkten Augenlidern hervor anzusehen. Sie hatte dunkles Haar und dunkle Augen und volle rote Lippen.
    »Ich höre, du hast bei dem Wetttrinken zugeschaut?«
    »Mit meinem Bruder. Er hat darauf bestanden.«
    |345| »Wieso?«
    »Er wollte sehen, wie Ruisín von Crónán besiegt wird.«
    »Und du?«
    Das Mädchen zuckte mit den Schultern. »Mir war das egal.«
    Fidelma

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