Todesfee
klar, dass Lennán der Schuldige ist. Aber deine Frage an Muirgel …?«
Lígach war wieder ins Zelt getreten. Der Stammesfürst neigte sich zu Fidelma, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Sie nickte energisch.
»Hole Rumann noch einmal her«, wies sie ihn an.
Rumann brachte wieder seinen Hund mit, aber dieses Mal band er ihn sofort am Zeltpfosten fest, sodass er nicht erst an Fidelma hochspringen konnte.
»Nun, Schwester? Hast du herausgefunden, wer meinen Freund getötet hat?«
Fidelma blickte ihn mit ernsten Augen kühl an.
»Ich denke, ich habe eine ziemlich sichere Vermutung, Rumann. Du hast es getan.«
Der Mann erstarrte. Er versuchte, etwas zu sagen, aber die Worte wollten nicht kommen. Ihm gelang nur ein nervöses Lachen.
»Du scherzt wohl?«
»Über eine solche Angelegenheit scherze ich niemals, Rumann.«
»Wie hätte ich so etwas tun können?«
»Ist das eine praktische Frage oder eine philosophische?«
Rumann hatte seine Fassung zurückgewonnen und stand trotzig vor ihr. Er verschränkte die Arme vor der Brust.
»Du musst wahnsinnig sein.«
»Ich glaube eher, du wirst feststellen, dass du Opfer eines Wahnsinns geworden bist, aber er geht nicht von mir aus. Wie du es getan hast? Alles war zum Wetttrinken. Da hast du auf dem Jahrmarkt den Stand gesehen, an dem Gifte verkauft wurden. Abt Laisran hat mir erzählt, dass er den Besitzer des Standes vom Jahrmarkt jagen lassen musste, weil die giftigen |352| Mixturen, die er verkaufte, nicht nur räuberische Tiere wie Wölfe und Füchse, sondern auch andere Tiere und sogar Menschen umbringen konnten. Du hast etwas von diesem Gift erworben, bevor Abt Laisran den Stand zum Schließen zwang.«
Zum ersten Mal wirkte Rumann nervös.
»Das rätst du doch nur«, sagte er unsicher. »Soll ich dieses Gift vielleicht vor den Augen aller, die beim Wetttrinken zuschauten, in Ruisíns Krug getan haben?«
»Du hast es nicht nur vielleicht, sondern tatsächlich getan«, bestätigte Fidelma. »Es war ganz einfach. Du standest neben Ruisín. Dein Hund ist immer bei dir. Er scheint Ale zu mögen. Du ließt die Leine deines Hundes los, als Cobha Ruisíns Krug gerade auf den Tisch gestellt hatte und den Krug für Crónán füllte. Die allgemeine Besorgnis galt der Rettung von Crónáns Krug. Niemand bemerkte, wie du den Giftflakon in Ruisíns Krug leertest, während alle damit beschäftigt waren, viel Aufhebens um das richtige Maß in Crónáns Krug zu machen.«
Rumann schwieg.
»Du holtest deinen Hund zurück und bandest ihn an einen Pfosten. Als Ruisín sterbend zu Boden sank und sein Krug in Stücke brach, sprang dein Hund vor, um das Ale zwischen den Scherbenaufzulecken. Dirmachtesnichtsaus, wenn dein Hund Ale trinkt. Ich habe mich gefragt, warum du ihn so schnell von den Scherben weggezogen hast. Aus Angst, erkönnesichverletzen? Dafür sind Hunde zu schlau. Du befürchtetest, er könne sich vergiften, nicht wahr? Das wolltest du nicht.«
Rumann schwieg noch immer. Fidelma blickte zum offenen Zelteingang hinüber.
»Ich könnte den Besitzer des Standes hereinholen, der dir das Gift verkauft hat, aber ich bin sicher, dass du uns diese Mühe ersparen möchtest«, sagte sie leise.
|353| Laisran wollte etwas äußern, hielt sich jedoch plötzlich die Hand vors Gesicht und hustete laut. Rumann hob trotzig das Kinn.
»Selbst wenn ich zugäbe, Gift an diesem Stand gekauft zu haben, müsstest du noch immer einen guten Grund vorbringen, warum ich meinen Freund Ruisín hätte töten sollen.«
»Das ist leider nicht schwer«, erwiderte Fidelma. »Es ist ein Grund, der so alt ist wie die Zeit selbst. Eifersucht.«
»Ich? Eifersüchtig auf Ruisíns Frau? Lächerlich!«
»Ich habe nicht gesagt, dass du auf Ruisíns Frau eifersüchtig warst. Du hast es nicht ihretwegen getan. Du bist verzweifelt in Uainiunn verliebt, auch wenn sie nichts für dich übrig zu haben scheint. Um deine Besessenheit von Uainiunn zu rechtfertigen, begannst du die Geschichten, die Lennán verbreitete, für bare Münze zu nehmen – dass seine Schwester ein Verhältnis mit Ruisín hatte. Sie hatte kein Verhältnis mit ihm. Aber du hast dich entschieden, Lennán zu glauben, weil du nicht akzeptieren konntest, dass Uainiunn sich einfach nichts aus dir machte. Deine Eifersucht kannte keine Grenzen. Erbärmlicherweise redetest du dir ein, wenn du Ruisín töten würdest, würde Uainiunn sich dir zuwenden. Nicht die Liebe macht blind, Rumann, sondern die Eifersucht.«
»Ich liebe Uainiunn. Ruisín
Weitere Kostenlose Bücher