Todesfee
bereits gesagt, er sei sein Helfer beim Wetttrinken gewesen.«
»Lennán ist Bauer. Sein Hof liegt an der Grenze von Osraige und dem Gebiet der Fidh Gabhla. Seine Schwester heißt Uainiunn. Lennán hat Ruisín gehasst, aber, um ehrlich zu sein, ich denke, er hat versucht, eine Entschuldigung für diesen Hass zu finden. Ich habe Uainiunn und Muirgel zusammen gesehen, sie sind eng befreundet.«
Fidelma lehnte sich nachdenklich zurück.
»Und Lennán war heute Crónáns Helfer?«
Cobha nickte.
»Kommen wir noch einmal auf die Krüge zurück. Wonach hast du entschieden, wem du welchen Krug gibst?«
»Das war leicht. Um einen der Krüge war ein gelbes Band geknotet, die Farbe von Osraige. Der andere trug ein rotes Band, die Farbe der Fidh Gabhla.«
»Wer hat die Bänder an den Krügen befestigt?«
»Das habe ich getan.«
»Vor dem Wettbewerb?«
»Etwa eine halbe Stunde vorher.«
»Und wo standen die Krüge, bevor du sie mit Ale fülltest?«
»Auf dem Tisch neben dem Fass.«
»Ich möchte, dass du noch einmal genau nachdenkst. Hast du |340| dir die Krüge angesehen, bevor du begonnen hast, sie zu füllen?«
»Ich habe sie mir genau angesehen, um sicherzugehen, dass sie sauber waren und kein Getier hineingekrochen war, zum Beispiel eine Fliege oder so.«
»Und sie waren sauber?«
Cobha nickte nachdrücklich. »Ich würde mein Ale meinen Gästen nie in schmutzigen Gefäßen vorsetzen. Ich muss an meine Lizenz denken. Mein Alehaus war immer
dligtech
, denn es hat die drei Prüfungen bestanden, die das Gesetz vorschreibt.«
»Die Wettkämpfer standen an den gegenüberliegenden Enden des Tisches. Ist das richtig?«, fuhr Fidelma fort.
»Ja.«
»Wie nah waren ihnen die Zuschauer?«
Cobha rieb sich nachdenklich das Kinn.
»Sie standen um den Tisch herum«, antwortete er mit einem Schulterzucken.
»Wo genau? Wer befand sich beispielsweise in Crónáns Nähe? Ich nehme mal an, Lennán, sein Helfer?«
»Lennán stand neben ihm«, bestätigte Cobha und fügte hinzu: »Lennán hätte sich nie die Gelegenheit entgehen lassen, Ruisín geschlagen zu sehen.«
»Das ist ihm ja nun gelungen«, bemerkte Fidelma trocken.
Cobha wirkte plötzlich nervös.
»Ich wollte nicht andeuten, dass … Ich wollte nur sagen … Du hast mich gefragt, wo sich Lennán befand.«
»Und du hast es mir gesagt«, stellte Fidelma fest. »Wer war noch dort?«
Cobha presste einen Moment lang die Lippen zusammen, dann zuckte er erneut mit den Schultern.
»Uainiunn war bei ihrem Bruder.«
|341| »Rumann hat aber gesagt, es seien keine Frauen dort gewesen«, meinte Fidelma stirnrunzelnd.
Cobha machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sie war außer Muirgel die einzige Frau, die dabei war. Vielleicht ist es das, was Rumann gemeint hat?«
Fidelmas Brauen schossen in die Höhe.
»Muirgel war also auch da? Wo stand sie? Du hast gesagt, Uainiunn stand bei ihrem Bruder Lennán. Die beiden befanden sich also in unmittelbarer Nähe von Crónán?«
»Das ist richtig. Rumann und Muirgel hatten sich am anderen Ende des Tisches hingestellt, links und rechts von Ruisín.«
»Und nur du allein hast das Ale eingeschenkt und die Krüge zum Tisch gebracht?«
»Genau.«
Sie bedeutete ihm, dass er sich zurückziehen könne, und wandte sich nun an Abt Laisran.
»Soweit ich es sehe, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Die eine Möglichkeit ist, dass das Gift in der Zeit zwischen dem Füllen und dem Leertrinken der Krüge in den für Ruisín bestimmten Krug gelangt ist.«
»In dem Fall wäre Cobha der Hauptverdächtige, denn wenn jemand anders das Gift in den Krug getan hätte, wäre das doch sicher bemerkt worden«, antwortete Laisran. »Aber ich sehe nicht recht, worin die zweite Möglichkeit besteht.«
»Wäre es denkbar, dass schon vor dem Wettbewerb jemand Ruisín das Gift ins Essen getan hat und es erst später wirkte?«
Laisran schüttelte sofort den Kopf.
»Ich kenne kein langsam wirkendes Gift, das solche Folgen hat, wie sie uns beschrieben wurden. Alle Berichte stimmen darin überein, dass es Ruisín gutging, bis ihm der zweite Krug Ale vorgesetzt wurde.«
|342| »Aber er hat nicht daraus getrunken. Das Gift muss also im ersten Krug gewesen sein.«
Beide schwiegen einen Moment lang.
»Es scheint unmöglich, ein solches Verbrechen vor so vielen Zeugen zu begehen.« Laisran seufzte. »Wir wissen nicht, wie der Täter das bewerkstelligt hat, ganz zu schweigen davon, wer er ist. Obwohl eine gewisse junge
dálaigh
, die ich einmal kannte, sagen
Weitere Kostenlose Bücher