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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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seiner Stimme.
    »Über diesen Teil der Geschichte weiß ich tatsächlich einiges«, antwortete sie ruhig.
    »Eine der Legionen, die die Gegend hier besetzt hatten, war die IX Hispana, die Neunte Spanische Legion. Es war eine Elitelegion. Du hast vielleicht schon von ihr gehört?«
    »Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, verlor diese Elitelegion durch eine britannische Königin namens Boudicca eine ganze Menge ihrer Soldaten.« Fidelma lächelte ironisch. »Ungefähr sechstausend Mann Fußvolk und etwa die gleiche Anzahl an verbündeten Hilfstruppen fielen in einem von ihr gelegten Hinterhalt. Ich habe euren Geschichtsschreiber Tacitus gelesen, der diese Schlacht beschrieben hat.«
    »Die Britannier hatten Glück«, blaffte Diakon Lepidus in plötzlicher Gereiztheit. Offenbar fühlte er sich in seinem patriotischen Stolz verletzt, obwohl das Ereignis schon so lange zurücklag. Ganze sechs Jahrhunderte waren seitdem vergangen.
    »Oder Königin Boudicca war der bessere Feldherr«, murmelte Fidelma leise. »Soweit ich mich erinnere, wurde die Legion zerschlagen und ihr Oberbefehlshaber, Petilius Cerialis, konnte sich gerade noch mit den Resten seiner Reiterei in den Schutz seines befestigten Lagers flüchten. Ich glaube, von der mehrere tausend Mann starken Truppe überlebten nur fünfhundert.«
    Einen Moment lang sah Lepidus verstimmt drein, dann zuckte er mit den Schultern.
    »Man merkt, dass du Tacitus gelesen hast, Schwester. Der |421| Ehrwürdige Gelasius hat dein Wissen in den höchsten Tönen gelobt. Der Legion gelang es jedoch, ihren Adler zu retten, und sie wurde später wieder auf Kampfstärke gebracht. Cerialis wurde sogar in Anerkennung seiner Verdienste zum Statthalter der Provinz ernannt. Weißt du, was der Adler für eine römische Legion bedeutet?«
    »Der Adler ist das Feldzeichen einer jeden römischen Legion. Er galt als von den Göttern gesegnet, da er von der Hand des Kaisers selbst überreicht wurde, der damals als göttlich betrachtet wurde. Fiel der Adler in Feindeshand, war die Schande so groß, dass die gesamte Legion aufgelöst werden musste«, gab Fidelma zurück.
    »Genau so war es«, bestätigte der Diakon zufrieden. »Die Neunte Legion überlebte und erwies den Kaisern noch große Dienste. Sie befriedete den nördlichen Teil dieser Insel, der von dem kämpferischen Stammesbund der Briganten bewohnt wurde …«
    In der Stimme des Mannes schwang Begeisterung mit, und Fidelma, die es nicht leiden konnte, wenn man das Kämpfen und den Krieg verherrlichte, sah ihn betreten an.
    »All dies ist Geschichte, Diakon Lepidus«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich bin nicht sicher, worauf du damit hinauswillst oder welche Art von Rat du von mir möchtest.«
    Diakon Lepidus machte schnell eine entschuldigende Geste.
    »Dazu komme ich gleich. Wusstest du, dass die Neunte Legion verschwand, während sie noch in Britannien im Dienst stand?«
    »Das wusste ich nicht. Ich habe nur Tacitus und etwas Sueton gelesen, und keiner der beiden erwähnt etwas Derartiges.«
    »Sie konnten das auch gar nicht aufzeichnen, denn es ereignete sich nicht zu ihren Lebzeiten, sondern etwa sechzig oder siebzig Jahre später. Mein Vorfahr, der Legat Platonius Lepidus, |422| war Oberbefehlshaber der Neunten Legion, als sie verschwand.«
    Fidelma verstand allmählich, warum der Diakon sich für diese alten historischen Ereignisse interessierte, nicht aber, weshalb er ausgerechnet mit ihr darüber sprach.
    »Dein Vorfahr verschwand also zusammen mit sechstausend oder mehr Männern?«
    »Genau. Er und der Adler der IX Hispana verschwanden, genauso wie die Männer. Es gab Gerüchte, die Legion habe Schande über sich gebracht und sei aufgelöst worden. Andere Geschichten erzählen, dass sie gegen die Parther in den Kampf geschickt und vernichtet wurde. Wieder andere berichten, die Legion habe ihren Adler verloren und daraufhin seien alle Aufzeichnungen über sie aus den Geschichtsbüchern gestrichen worden. Einige behaupten, die Legion sei nach Norden geführt worden, über den großen Wall, der von Kaiser Hadrian errichtet wurde, um die Nordgrenze dieser Provinz gegen das uneroberte Land der Kaledonier zu schützen. Du siehst, alle Aufzeichnungen sind mittlerweile zerstört, und so haben wir keine Kenntnisse darüber, was geschehen ist …«
    »Das alles geschah vor langer Zeit«, stellte Fidelma geduldig fest. »Was genau erhoffst du dir von mir?«
    »Es geschah vor weitüber fünfhundert Jahren«, stimmte Diakon Lepidus ihr zu.

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