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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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sehr viel gesunden Menschenverstand, aber ich denke, Schwester Corb übertreibt die Anziehungskraft, die Aróc auf die männlichen Mitglieder unserer Gemeinschaft ausgeübt hat.«
    Schwester Corbs Züge verzerrten sich sarkastisch.
    »Der Vater Abt sieht nur das Gute in den Menschen. Ganz gleich, wie attraktiv sie ist, eine junge Frau bleibt eine junge Frau.«
    Fidelma hob die Hände in einer Geste, die Hoffnungslosigkeit zum Ausdruck bringen sollte, und ließ sie wieder sinken.
    »Ich versuche zu verstehen, was Schwester Aróc unterstellt wird und welche Rückschlüsse uns das darauf erlauben könnte, wie und warum sie auf so seltsame Art zu Tode gekommen ist.«
    Schwester Corb verengte die Augen und starrte zu Bruder Ross, der noch immer bleich und verstört an der niedrigen Mauer lehnte, die die Kapelle umgab.
    »Hast du ihn befragt?«
    »Bruder Ross? Warum?«
    Schwester Corb presste die Lippen zusammen.
    »Ich sollte besser kein weiteres Wort mehr verlieren.«
    |59| »Du hast bereits entweder zu viel oder zu wenig gesagt«, erwiderte Fidelma säuerlich.
    »Wo war er, als der Mord geschah?«
    »Das kann ich beantworten«, antwortete Fidelma. »Er hat eine Gruppe von Pilgern zu den verschiedenen Stätten geführt, die mit dem heiligen Declan zu tun haben. Ich habe zu dieser Gruppe gehört.«
    »Wie kannst du dir denn da so sicher sein?«, fragte die Novizenmeisterin.
    »Bruder Ross war während der letzten beiden Stunden bei uns.«
    »Er könnte die junge Frau doch getötet haben, ehe er zu euch gestoßen ist?«, drängte Schwester Corb, die sich weigerte, ihren Verdacht aufzugeben.
    »Das geht nicht«, erwiderte Schwester Fidelma lächelnd, »weil sie erst kurz vor unserem Eintreffen bei der Kapelle umgebracht wurde. Ich würde sogar sagen, dass es nur Minuten vorher geschehen ist.«
    Schwester Corbs Mund klappte zu. Sie schien über Fidelmas logische Erklärung verärgert.
    »Warum würdest du denn Bruder Ross bezichtigen wollen?«, fragte Fidelma interessiert.
    »Ich habe alles gesagt, was zu sagen war«, murmelte die Novizenmeisterin, deren Lippen sich zu einer störrischen Linie verzogen.
    »Ich entscheide, wann du meine Fragen zu meiner Zufriedenheit beantwortet hast«, antwortete Fidelma leise. Ihre Worte waren eindrucksvoller, weil keinerlei Streitlust in ihrer Stimme lag. Schwester Corb war sich natürlich darüber im Klaren, welche Befugnisse eine Anwältin bei den Gerichten hatte.
    »Es ist allgemein bekannt, dass Bruder Ross die junge Frau begehrte«, erwiderte sie abwehrend.
    |60| »Begehrte?«
    »Nach ihr lüstern war.«
    Bruder Echen schnaubte verächtlich.
    »Das ist, bei allem Respekt, allein Schwester Corbs Deutung. Sie sieht das Verhalten männlicher Wesen allgemein mit großer Verbitterung, und das verführt sie zu den seltsamsten Schlussfolgerungen.«
    Fidelma fuhr zu ihm herum.
    »Du teilst also Schwester Corbs Ansichten nicht?«
    »Frag doch Bruder Ross selbst«, antwortete der Verwalter leichthin. »Er war gern in Gesellschaft des Mädchens. Sie waren oft zusammen, und er hat sich nicht über sie lustig gemacht wie viele andere. Aber er hatte keine lüsternen Absichten.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Als Verwalter einer Ordensgemeinschaft muss ich wissen, was hier vor sich geht, insbesondere, wenn es Dinge sind, die zu Aufruhr unter den Klosterbrüdern führen könnten.«
    »Was hätte denn in dieser Angelegenheit zu Aufruhr führen können?«
    Bruder Echen schaute bedeutungsvoll zu Schwester Corb. Fidelma wandte sich lächelnd dem Abt zu.
    »Vater Abt, wenn ihr, du und Schwester Corb, euch um Bruder Ross kümmern könntet?«
    Sie wartete ab, bis die beiden außer Hörweite waren, ehe sie Bruder Echen anschaute.
    »Nun?«, forderte sie ihn auf.
    »Schwester Corb machte Bruder Ross Ärger, weil sie eifersüchtig war.«
    »Eifersüchtig?«
    Bruder Echen zuckte in sprechender Geste die Achseln.
    »Du weißt …«
    »Ich weiß es nicht. Sag es mir.«
    |61| »Corb war eifersüchtig auf Ross, weil sie Schwester Aróc für sich selbst wollte. Schwester Corb ist … nun, deswegen hat sie eine seltsame Einstellung zu Männern und schreibt ihnen Lust als einziges Motiv ihrer Handlungen zu.«
    »Ist Aróc auf Corbs Annäherungsversuche eingegangen, wenn sie tatsächlich welche gemacht hat?«
    »Nein, wie vorhin gesagt wurde, war Aróc nicht von dieser Welt. Sie hatte für körperlichen Kontakt nichts übrig. Sie war eine von denen, die ihr Leben dem Zölibat verschrieben haben. Sie hat Corb

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