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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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heiligen Declan. Da kannst mir sicher ein paar Fragen beantworten: Hat man Declan mit einem Dolch ins Herz gestochen, ehe man ihn zur letzten Ruhe bettete?«
    |53| Bruder Ross verstand nicht.
    »Und war der Heilige in Wirklichkeit eine junge Frau?«, fuhr Fidelma erbarmungslos fort.
    Bruder Ross war entrüstet.
    Fidelma lächelte dünnlippig.
    »Dann schlage ich vor, du schaust dir diesen nicht verwesten Leichnam ein wenig genauer an. Im Grab liegt die Leiche einer jungen Frau. Sie wurde kürzlich mitten ins Herz gestochen. Und man hat sie im Grab auf die Knochen gelegt, die wahrscheinlich das Skelett des heiligen Declan sind.«
    Bruder Ross starrte Fidelma entsetzt an und rannte schließlich zurück in die Kapelle.
    Fidelma wies die Pilger an, draußen zu warten, und eilte dann hinter dem jungen Mann her. Gleich hinter der Tür blieb sie stehen.
    Bruder Ross, der neben dem Grab kniete, wandte sich um und schaute zu ihr hin. Selbst im Dämmerlicht schien sein Gesicht kreideweiß.
    »Es ist Schwester Aróc aus der Ordensgemeinschaft von Ardmore.«
    Fidelma nickte grimmig.
    »Dann, denke ich, sollten wir die Pilger nach Ardmore zurückschicken und sie bitten, dem Abt zu berichten, was wir hier vorgefunden haben.«
    Die Pilgergruppe wollte ohnehin die Nacht im Gästehaus von Ardmore verbringen.
    »Sollten nicht wir an ihrer Stelle …?«
    Fidelma schüttelte den Kopf.
    »Ich bleibe, und du kannst mir zur Hand gehen.«
    Bruder Ross schaute verwirrt.
    »Dir zur Hand gehen?«
    »Als
dálaigh
liegt es in meiner Verantwortung, durch Untersuchungen |54| festzustellen, wie Schwester Aróc gestorben ist.«
    Nachdem Fidelma die Pilger in die Abtei hinuntergeschickt hatte, kehrte sie in die Kapelle zurück und kniete am Grab nieder. Schwester Aróc war kaum mehr als zwanzig Jahre alt. Sie war nicht sonderlich hübsch; eigentlich waren ihre Züge sogar recht reizlos. Sie war ein Mädchen vom Land, und die Haut an ihren grobknochigen Händen war rau und schwielig. Die Arme lagen an ihrer Seite, und die Finger waren merkwürdig verkrampft, als hielten sie einen unsichtbaren Gegenstand umklammert. Das Haar der jungen Frau war mausgrau.
    Die Wunde am Körper hatte Fidelma bereits vorher bemerkt. Es gab keinerlei Zweifel, was diese Wunde verursacht hatte, denn die Klinge mit dem grob geschnitzten Heft steckte noch in der Leiche. Unmittelbar unter der linken Brust war das Nonnengewand eingerissen. Dort war das Messer eingedrungen und hatte zweifellos das Herz durchstochen. Die Kleidung war ringsum mit Blut getränkt. Das war noch nicht ganz eingetrocknet, was darauf schließen ließ, dass der Tod erst vor kurzem eingetreten war, wohl eher vor einigen Minuten als vor Stunden, überlegte Fidelma.
    Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. Sie untersuchte den Boden, den Weg bis zur Tür zurück und die Erde draußen vor der Kapelle. Eigentlich hatte sie gehofft, Blutflecke zu finden, doch da erregte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit. Da waren Wachstropfen in der Nähe des Sarkophags. Das allein war weiter keine Überraschung. Fidelma überlegte sich, dass wohl im Laufe der Jahre viele Leute mit Kerzen hier eingetreten waren und sich über den Stein gebeugt hatten, der die sterblichen Überreste des Heiligen bedeckte. Merkwürdig war jedoch, dass auch viele Talgflecken auf der Kante des Grabmals zu sehen waren, wo normalerweise die Grabplatte lag.
    |55| Fidelma packte das eine Ende der Platte mit beiden Händen und strengte all ihre Kräfte an. Die Platte bewegte sich. Sie war nicht besonders leicht, aber mit einiger Mühe konnte Fidelma sie wieder über die Grabstätte schieben. Dann rückte sie sie zurück in die Stellung, in der sie sie vorgefunden hatte, und betrachtete sie nachdenklich.
    Sie musterte erneut die Leiche und untersuchte noch einmal das Messer. Es war ein Messer, wie es arme Landleute besaßen, ein Werkzeug, das für eine ganze Reihe von Verrichtungen benutzt wurde.
    Fidelma versuchte nicht, es aus der Wunde zu ziehen.
    Jetzt wandte sie ihre Aufmerksamkeit den anderen Gegenständen zu, die die junge Frau an sich trug. Um den Hals hing an einem Lederriemen ein hölzernes Kruzifix. Es war grob geschnitzt, und Fidelma hatte bei vielen ärmeren Ordensleuten Ähnliches gesehen. Nun wanderten ihre Augen zu dem abgegriffenen ledernen
marsupium
, das an der Taille der jungen Frau hing.
    Sie öffnete es. Es war ein Kamm darin. Alle irischen Frauen trugen einen Kamm bei sich. Dieser hier war aus Bein und von der gleichen

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