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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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zurückgewiesen, wie sie sich auch Ross verweigert hätte, wenn er sich ihr je aufgedrängt hätte.«
    »Warum bist du so sicher, dass er das nicht gemacht hat?«
    »Er hat es mir gesagt. Er hat ihre Gesellschaft genossen und mit ihr über die Heiligen und den Glauben geredet. Er hat viel zu viel Respekt vor ihr gehabt.«
    »Wie gut hast du Schwester Aróc gekannt?«
    Bruder Echen zuckte die Achseln.
    »Gar nicht gut. Sie war erst sechs Monate in unserer Gemeinschaft. Genau genommen wurde sie noch von der Novizenmeisterin unterrichtet – von Schwester Corb. Ehrlich gesagt, ich habe nur einmal mit ihr gesprochen, und das war, als ihr Fall vor den Rat gebracht wurde.«
    »Ihr Fall?«
    »Der Abt hatte Corb gebeten, einen Bericht über ihre Novizinnen vorzulegen, als wir im Rat über die Belange der Gemeinschaft sprachen. Damals berichtete Corb über das absonderliche Verhalten von Schwester Aróc. Es wurde beschlossen, dass ich sie zu den Stimmen befragen sollte, die sie zu hören behauptete.«
    »Und zu welcher Schlussfolgerung bist du gekommen?«
    Bruder Echen zuckte erneut die Achseln.
    »Sie war nicht verrückt in einem gefährlichen Sinne, wenn du |62| das meinst. Aber sie war auch nicht von gesundem Geist. Ich habe bereits ein, zwei Ordensleute kennengelernt, die behauptet haben, mit Christus und seinen Heiligen zu reden, und noch viele mehr, die das behauptet haben und dann selbst Heilige geworden sind.«
    »Nur noch eines: Wo warst du während der letzten Stunde?«
    Bruder Echen grinste.
    »Bei zehn Leuten, die das bezeugen können, Schwester. Ich habe unseren Schreibern eine Unterrichtsstunde in Kalligraphie gegeben. Man sagt mir nämlich nach, dass ich eine schöne, feste Handschrift habe.«
    »Bitte doch Schwester Corb, sich zu mir zu gesellen«, sagte Fidelma, als sie ihn entließ.
    Schwester Corb erschien, immer noch kämpferisch gestimmt.
    »Warum hast du nicht mit Ross gesprochen?«, wollte sie ohne Umschweife wissen. »Er muss sie getötet haben …«
    »Schwester Corb!« Fidelmas scharfer Tonfall brachte die andere Nonne sofort zum Schweigen. »Wir wollen lieber von Dingen reden, die in deinem Kompetenzbereich liegen, nicht wahr? Erstens, wo warst du während der letzten Stunde?«
    Schwester Corb blinzelte.
    »Ich war in der Abtei.«
    »Kannst du das beweisen?«
    »Den größten Teil des Morgens habe ich damit verbracht, die Novizen zu unterrichten.«
    Fidelma merkte, dass Schwester Corb gezögert hatte.
    »Und in der letzten Stunde?«
    »Willst du mich etwa beschuldigen …?«
    »Ich frage dich, wo du warst und ob du das beweisen kannst.«
    »Nach dem Unterricht habe ich einige Zeit im Klostergarten verbracht. Ich weiß nicht, ob mich dort jemand gesehen hat |63| oder nicht. Ich ging gerade zurück ins Haus, als ich die Pilger kommen hörte, die dem Abt berichteten, was geschehen war. Also habe ich mich ihm und Bruder Echen angeschlossen.«
    »Nun gut. Wie lange hast du gebraucht, um den Hügel zur Kapelle hinaufzusteigen?«
    Schwester Corb schaute überrascht drein.
    »Wie lange …?«
    »Ungefähr.«
    »Zehn Minuten, denke ich. Warum …?«
    »Das ist sehr hilfreich«, erwiderte Fidelma und schnitt ihr das Wort ab. Sie ließ Schwester Corb einfach stehen und ignorierte die Wut, die sich auf deren harten Zügen abzeichnete. Sie ging zu Bruder Ross hinüber.
    »Der Tod sieht nie schön aus, oder, Bruder?«, hub sie an.
    Der junge Mann schlug die hellblauen Augen zu ihr auf und starrte sie einen Augenblick an.
    »Es war so finster in der Kapelle. Ich habe nicht besonders gut sehen können. Ich meinte, ich hätte …«
    Fidelma lächelte ihn aufmunternd an.
    »Du hast es deutlich gesagt, was du zu sehen glaubtest.«
    »Ich komme mir so dumm vor.«
    »Ich habe mir sagen lassen, dass du Schwester Aróc sehr gut gekannt hast?«
    Der junge Mann errötete.
    »Nun, ziemlich gut. Wir … wir waren Freunde. Man könnte sagen, dass ich ihr einziger Freund im Kloster war.«
    »Man hat mir ihr Verhalten als etwas absonderlich beschrieben. Sie hörte Stimmen. Hat dir das nichts ausgemacht?«
    »Sie war nicht verrückt«, erwiderte Bruder Ross abwehrend. »Wenn sie geglaubt hat, Stimmen zu hören, dann habe ich keinen Grund dafür gesehen, diesen Glauben in Zweifel zu ziehen.«
    |64| »Aber die anderen hielten sie für wahnsinnig.«
    »Die kannten sie nicht gut genug.«
    »Was glaubst du, was hat sie hier oben in der Kapelle gemacht?«
    »Sie kam oft hierher, um in der Nähe des heiligen Declan zu sein. Seine Stimme

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