Todesfee
nur die schwierigen Probleme vorgelegt. Wenn Probleme leicht zu lösen sind, hat das schon jemand anderes getan.«
Talamnach hielt inne und räusperte sich, da seine Kehle, wie zu hören war, vom beißenden Rauch der Fackeln, die den großen Saal erhellten, trocken geworden war.
Er drehte sich um und nahm einen der kleinen Becher mit |216| Met, trank einen Schluck und wandte sich dann wieder der Versammlung zu.
»Ich sage, dass ich … dass ich …« Er hielt inne und hustete erneut. Sein Lächeln wich einem Stirnrunzeln und dann einer schmerzverzerrten Miene. Mit ausgestreckter Hand machte er unvermittelt einen Schritt nach vorn und stürzte kopfüber zu Boden.
Die im Saal Anwesenden waren bestürzt. Die meisten sprangen auf, schrien und liefen erregt umher.
Fidelma erhob sich ebenfalls. Sie hörte, wie Declan nach einem Apotheker rief. Sie drängte sich durch die Menschenmenge, bis sie schließlich zu Declan und einem anderen Mann gelangte, die sich über Talamnach beugten. Der zweite Mann schüttelte den Kopf. Declan blickte auf und sah Fidelma mit entsetzter Miene an.
»Er ist tot«, sagte er zornig. »Habe ich nicht gesagt, es würde Ärger geben?«
Fidelma bahnte sich nun einen Weg zu dem irdenen Becher, aus dem Talamnach gerade getrunken hatte, und tauchte die Fingerspitze hinein. Sie hielt sie an die Nase und schnupperte daran. Dasselbe wiederholte sie mit dem Becher, der neben Cúan stand.
Rasch drehte sie sich zu Declan um.
»Niemand darf aus diesen Bechern trinken. Es ist
tre luib eccineol
«, sagte sie entschieden. »Ich erkenne den Geruch. Talamnach ist vergiftet worden.«
Declan blickte sie bestürzt an.
»Bist du sicher?«, fragte er.
Tre luib eccineol
war eine Giftpflanze mit tödlicher Wirkung. Es hieß, der Satiriker Cridenbél sei an ihrem Gift in seinem Essen gestorben. Der Blick, den Fidelma Declan zuwarf, ließ ihn ihre Worte nicht in Frage stellen.
|217| »Geht alle zurück auf eure Plätze. Niemand verlässt den Saal!«, rief Declan. Die Krieger, die vor dem Saal standen, wurden hereingeholt, um die Türen zu bewachen, und während die Leute noch immer verstört umherliefen, befahl Declan, den Diener, der den Met hereingetragen hatte, in den Saal zu bringen.
Cúan saß auf seinem Stuhl; er war vollkommen fassungslos. Fidelma schaute sich im Saal um. Die Leute um Selbach waren in ein lebhaftes Gespräch vertieft. Augaire lümmelte nach wie vor auf seinem Platz, ein hochmütiges Lächeln auf dem Gesicht, als wäre etwas Amüsantes geschehen, während seine Kumpane betroffen und nervös wirkten. Nur Berrach, die Frau von Cúan, machte einen unverändert distanzierten und desinteressierten Eindruck.
Declan trat vor und hob die Hand, um die Anwesenden zum Schweigen zu bringen.
Die Leiche von Talamnach lag ausgestreckt vor ihm.
»Talamnach wurde vergiftet, vor unseren Augen ermordet«, erklärte er. »Wenn wir nach dem Motiv suchen, sollten wir daran denken, aus welchem Grund wir hier versammelt sind.«
Nun warfen einige Leute misstrauische Blicke in Richtung Selbach.
Dieser stand von seinem Platz auf.
»Ich erhebe Einspruch!«
»Wogegen erhebst du Einspruch, Selbach?«, fragte Declan freundlich.
»Nun … nun ja, gegen deine Andeutung!«, stammelte er ungehalten.
»Ich habe gar nichts angedeutet. Ich habe ein Motiv angedeutet, mehr nicht. Ich habe den Diener holen lassen, der den vergifteten Met hereingebracht hat. Glücklicherweise weilt Schwester Fidelma in unserer Mitte, Fidelma von Cashel, deren |218| Ruf als
dálaigh
, als Anwältin bei Gericht, den meisten von euch bekannt ist. Dass sie die Schwester unseres Königs Colgú ist, befugt sie dazu, über die Uí Liatháin Gericht zu halten. Ich werde sie bitten, mir bei der Klärung dieses Verbrechens zu helfen.«
Er warf Fidelma einen Blick zu, als ersuche er sie um ihre Erlaubnis, und nach einem kurzen Zögern bedeutete sie ihm ihre Zustimmung.
»Wurde der Diener, der das vergiftete Getränk hereingebracht hat, festgenommen?«, fragte Declan einen der Krieger.
»Ja«, antwortete dieser.
»Bringt ihn her.«
Der Diener war ein älterer Mann mit weißen Haaren. Als man ihn nicht allzu sanft vor die Versammlung stieß, wirkte er verständlicherweise verwirrt und schlotterte vor Angst.
»Nun, Muirecán, es sieht nicht gut aus für dich«, erklärte Declan mit drohender Stimme.
Fidelma machte eine missbilligende Miene. So würde sie niemals mit einem Verdächtigen umgehen. Sie trat vor und berührte Declan leicht am
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