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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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wieder.
    »Nimmt Talamnach diese Kandidatur an?«
    Der junge Mann stand auf und lächelte.
    »Ich nehme sie an.«
    »Gibt es jemanden im Saal, der sich gegen Talamnach ausspricht?«, fragte Declan förmlich, dem alten Ritual folgend.
    »Es gibt jemanden!«
    Alle Blicke wandten sich dem älteren Mann zu, der aufgestanden war. Es war der Sitznachbar des Mannes, mit dem Declan vorher gesprochen hatte. Sie unterdrückte ein Lächeln. Declan hatte sich offenbar gegen Überraschungen abgesichert, indem er dafür gesorgt hatte, dass er von vornherein von ihnen wusste. So war er schon immer gewesen, selbst in der Schule des Brehon Morann, wo sie beide acht Jahre lang studiert hatten. Manche Kommilitonen hatten sogar gemunkelt, dass Declan nur allzu gern die Antwort kannte, bevor er die Frage stellte. Sie schüttelte den Kopf und lauschte dem Mann, der sich erhoben hatte.
    »Ich bin Illan von Cluain Mult, ein Vetter von Cúan und seinem Bruder Bressal, dem Vater von Talamnach, und von ihrem Bruder Selbach. Als Mitglied der ersten Generation der
derbhfine
nehme ich das Recht in Anspruch, diese Kandidatur anzufechten.«
    Weder Cúan noch Talamnach zeigten sich überrascht, sondern lächelten weiter, wenngleich etwas gezwungen. Auch die anderen Teilnehmer an der Versammlung reagierten wenig aufgeregt. Das war eindeutig das »Problem«, das Brehon Declan vorhergesagt hatte und das alle erwarteten.
    »Erkläre deinen Einspruch, Illan von Cluain Mult«, sagte Declan beinahe monoton.
    |214| »Es gibt unter uns jemanden, der besser als Thronfolger geeignet ist, jemanden, der voller Weisheit ist, der die Grenzen unseres Landes überschritten und die Sitten anderer Völker kennengelernt hat. Er ist aus seinem selbstgewählten Exil zurückgekommen, das er bei unseren Leuten verbracht hat, die in den vergangenen Jahrhunderten in ein Land namens Kernow ausgewandert sind, wo sie sich niederließen wie unsere Vetter, die Déices, als sie ins Königreich Dyfed segelten. Er bringt Mäßigung, Wissen und Weisheit mit.«
    »Und sein Name?«
    »Sein Name ist uns allen wohlbekannt, denn es ist mein Vetter, der Bruder von Cúan, den ich als Kandidaten vorschlage, es ist Selbach. Er sitzt an meiner Seite.«
    »Erhebe dich, Selbach, und sage, ob du die Kandidatur annimmst.«
    Der ältere Mann, mit dem Declan vorher gesprochen hatte, stand auf.
    »Ich nehme sie an.«
    Brehon Declan sah einen Moment in das schweigende Publikum im Saal.
    »Gibt es noch einen Einspruch oder einen weiteren Kandidaten, den jemand vorschlagen möchte?«
    Fidelma merkte, dass die Leute auf die Gruppe um Augaire schauten. Sie bestand aus jungen, arroganten Männern, deren Blicke erkennen ließen, dass sie auf ein Zeichen von Augaire warteten. Dieser schüttelte rasch den Kopf.
    »Wenn das nicht der Fall ist«, fuhr Declan fort, »ist der nächste Punkt die Diskussion über die Kandidaten.«
    Schweigen.
    »Es obliegt jedem Kandidaten, als Grundlage für die Abstimmung über seine Vorzüge und seine Gesinnung zu sprechen«, verkündete Declan. »Wir beginnen mit dem ersten Kandidaten, |215| Talamnach, da er von Cúan, unserem Stammesfürsten, aufgestellt wurde.«
    Talamnach erhob sich langsam. Auf seinem Gesicht lag noch immer ein zuversichtliches Lächeln.
    »Ihr alle kennt mich und müsst selbst beurteilen, was meine Vorzüge sind. Ihr wisst, dass sie unseren großen Stammesfürsten Cúan zufriedenstellen. Ein großer Führer, der Cúan zweifellos ist, zeichnet sich dadurch aus, dass er einen Nachfolger hinterlässt, der entschlossen und fähig ist, in seinem Sinne weiterzuregieren. Ich glaube, dass ich ein solcher Nachfolger sein könnte. Cúan herrscht weise, weshalb man ihm auch freudig gehorcht. Er braucht nicht zu befehlen, sondern nur den Weg aufzuzeigen – und darin liegt die eigentliche Größe seiner Herrschaft. Doch er übernimmt stets für alles die Verantwortung – er sagt ›Ich bin im Irrtum‹; er sagt niemals ›Meine Gefolgsleute sind im Irrtum‹ –, und auch das kennzeichnet einen großen Herrscher …«
    Fidelma lauschte dem jungen Mann mit einer gewissen Bewunderung für seine Redekunst, denn er hatte bis jetzt noch keine Sekunde sein eigenes Loblied gesungen. Doch indem er die Fähigkeiten des Mannes pries, der ihn als Kandidaten aufgestellt hatte, gewann Talamnach die Herzen der
derbhfine
und nahm sie für sich ein.
    »Ich habe erlebt, wie Cúan mit schwierigen Problemen umgeht. Darin besteht die Verantwortung eines Stammesfürsten, denn ihm werden

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