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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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einer Kopfbewegung auf Selbach.
    Ein lautes Husten ertönte.
    »Wenn ich etwas sagen dürfte …?«
    Fidelma drehte sich zu der hochmütig wirkenden Berrach um.
    »Keine Frau, die nicht den
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angehört, darf sprechen, Mutter«, unterbrach Augaire sie in sarkastischem Tonfall.
    Fidelma lächelte.
    »Aber das hier ist keine Versammlung der
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mehr, sondern eine gerichtliche Untersuchung. Berrach, du hast das Recht, zu sprechen.«
    |222| Berrach neigte kurz den Kopf in Fidelmas Richtung.
    »Mein Sohn und ich verließen das Vorzimmer kurz nach Selbach. Ich habe gesehen, dass Selbach mit Talamnach sprach, weiß jedoch nicht, worüber. Doch ich erinnere mich, dass Talamnach aus dem Vorzimmer ging, aber nicht in den Saal. Danach hat Selbach noch eine Weile gewartet und ist dann auch hinausgegangen. Anschließend haben Augaire und ich uns in diesen Saal begeben. Das ist alles, was ich zu sagen habe.«
    »Und die ganze Zeit haben die Becher mit dem Met auf dem Tisch im Vorzimmer gestanden?«
    Augaire lachte leise vor sich hin.
    »Das ist wohl offensichtlich, zu diesem Schluss ist sogar eine
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fähig.«
    Fidelma verzog keine Miene, als sie sich ihm zuwandte.
    »Was Beobachtungen angeht, junger Mann«, sagte sie mit Betonung auf ›junger‹, worauf der Junge errötete, denn er war anscheinend stolz auf seine Männlichkeit, »was Beobachtungen angeht, sehen die Menschen oft nur das, was sie zu sehen erwarten, daher sollte man nichts ohne Bestätigung als gegeben annehmen.«
    Abrupt wandte sie sich wieder an Declan.
    »Man hat dich also allein mit dem Met im Vorzimmer stehenlassen.«
    Brehon Declan starrte sie einen Augenblick an und lächelte dann breit.
    »Nicht ganz. Als Augaire und seine Mutter den Raum verließen, war Talamnach wieder zurückgekommen.«
    »Also warst du nicht allein in dem Raum.«
    »Eigentlich«, sagte Declan nachdenklich, »war Talamnach selbst allein dort, denn kurz nach seiner Rückkehr ging ich hinaus, um zu nachzusehen, ob Cúan schon unterwegs zu uns war.«
    »Und meinst du, dass Talamnach die Gelegenheit genutzt |223| hat, seinen eigenen Met zu vergiften?«, fragte Fidelma mit einem schwachen Lächeln.
    »Vielleicht war der Met für meinen Vater bestimmt.« Augaires Tonfall war erneut sarkastisch. »Ich glaube, der arme Idiot hat die Becher verwechselt und aus dem getrunken, den er meinem Vater zugedacht hatte.«
    Fidelma sah ihn verärgert an.
    »Wir haben von Beobachtungen gesprochen. Ich würde vorschlagen, dass du diese Kunst lernst, Augaire. Durch gute Beobachtung wäre dir aufgefallen, dass ich mir beide Becher angesehen habe. In beiden war Gift. Ich nehme an, demjenigen, der das getan hat, war es egal, ob Cúan starb oder Talamnach. Vielleicht hoffte er sogar, beide würden sterben.«
    Im großen Saal war es plötzlich ganz still.
    Fidelma blickte zu Selbach.
    »Du hast dich mit Talamnach unterhalten, und dieser hat dann den Raum verlassen. Stimmt diese Beobachtung?«
    Selbach dachte einen Augenblick nach.
    »Sie stimmt.«
    »Worüber hast du mit Talamnach gesprochen?«
    Selbach grinste schief.
    »Uns hat ein Thema beschäftigt – der Grund, weshalb wir uns heute hier versammelt haben. Ich habe Talamnach mitgeteilt, dass Illan gegen ihn Einspruch erheben und mich als Kandidaten aufstellen würde. Ich fragte ihn, ob wir einen Kompromiss eingehen und so unsere Familie zusammenhalten könnten. Er lachte darüber. Er war sicher, überwältigende Unterstützung zu bekommen.«
    »Wie zuversichtlich warst du, Selbach?«, warf Declan ein, der einige Zeit geschwiegen hatte.
    »Ich hätte mich nicht als Kandidat aufstellen lassen, wenn man mir nicht Unterstützung zugesichert hätte.«
    |224| »Und jetzt sieht es so aus, als wärst du der einzige überlebende Kandidat«, antwortete Declan sarkastisch.
    Selbach errötete.
    »Wieder scheinst du mir etwas zu unterstellen, Vetter Brehon. Hast du den Mut, deine Anschuldigung offen und ehrlich vorzubringen?«
    Declan trat einen Schritt vor.
    »Du bist aus dem Exil zurückgekehrt, das du selbst gewählt hast, weil du mit der Herrschaft deines Bruders Cúan nicht einverstanden warst. Du hast es einst abgelehnt, für diesen Clan Verantwortung zu übernehmen, und jetzt, wo du eine Chance siehst, an die Macht zu gelangen, tauchst du wieder hier auf. Du bewirbst dich um das Amt. Die Frage ist nur, wie viel dir daran liegt und was du bereit bist, dafür zu tun?«
    Selbach war jetzt rot vor Zorn, und nur Illan, der neben ihm stand, hielt ihn

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