Todesfeuer
irgendwas gesehen hat.«
»Soweit ich gehört habe, Milo, hatte er eindeutig ein scharfes Auge. Als er noch als RA gearbeitet hat, ist er den Leuten immer auf die Nerven gegangen, weil er ein bisschen übereifrig war, weißt du? Er war einer von den Jungen in der Klasse, die den Lehrer darauf hinweisen, dass er die Prüfung vergessen hat.«
»Wie weit ist sein Büro von der Kühlkammer entfernt, wo die gekennzeichneten Leichen verstaut werden?«, sagte Milo.
»Gleich auf der anderen Seite vom Flur«, sagte Wimmers. »Hmmm, ist das nicht klasse? Halten wir also mal Folgendes fest: Ich habe dir gesagt, dass Bobby keinen festen Dienstplan hatte. Aber bevor ich hergefahren bin, hab ich seine Frau angerufen, und die hat gesagt, es war nicht ungewöhnlich, dass er zwischen dem Studium und seinem Teilzeitjob in einem medizinischen Labor gegen Mitternacht noch hierhergekommen und eine Weile geblieben ist. Und genau das hat er an dem Morgen gemacht, an dem er umgebracht wurde. In den zwei Tagen davor ebenfalls, was genau die Zeit ist, in der die Rieffen rumgemurkst haben müsste. Vielleicht hat sie sich also spätnachts reingeschlichen, um ihren Unfug zu treiben, und denkt sich, keiner ist da. Aber Bobby ist in seinem Büro, hat die Tür geschlossen und tippt an seinem Laptop. Sie geht in die Kühlkammer, macht ihren Mist und begegnet Bobby zufällig, als er grade rauskommt.«
»Sie war offiziell hier, hatte eine Dienstmarke, jemand anders hätte sie möglicherweise gar nicht beachtet«, sagte Milo. »Aber Bobby ist neugierig geworden.«
»Die Sache hat nur einen Haken, Milo. Soweit ich erfahren habe, hat Bobby immer gemeldet, wenn er irgendwas nicht ganz Astreines gesehen hat. In diesem Fall liegt aber keine Meldung von ihm vor.«
»Vielleicht hat er bei jemandem eine Nachricht auf dem Schreibtisch hinterlassen«, sagte Milo. »Und die Rieffen hat sie gesehen und mitgehen lassen.«
»Vermutlich«, sagte Wimmers. »Aber versuch das mal zu beweisen.«
»Selbst wenn Bobby Verdacht geschöpft und in der Kühlkammer nachgeschaut hat«, sagte ich. »Wie hätte er ihr auf die Schliche kommen sollen? Wir reden über das Beseitigen von Spuren. Wie soll man etwas feststellen, das gar nicht mehr da ist?«
»Warum sollte sich dann aber jemand die Mühe gemacht haben, ihn umzubringen?«
»Vielleicht hat er ihr einen Blick zugeworfen, der sie beunruhigt hat. Oder er hat irgendwas gesagt. Vielleicht fand er die Sache nicht so wichtig, dass er sie gemeldet hat, aber für Rieffen hat es gereicht, sie hat sich Sorgen gemacht. Sie hat Monte davon erzählt, woraufhin der beschlossen hat, das Problem zu lösen.«
»Der mörderische Freund«, sagte Wimmers. »Kaum zu glauben, dass sie sich tatsächlich reingemogelt hat, um einen Mord zu bearbeiten, den sie selbst begangen hat. Das muss das erste Mal sein.«
»Dazu musste sie nicht groß mogeln«, sagte Milo. »Sie hat einem anderen RA angeboten, den Dienst mit ihm zu tauschen. Wir sind stutzig geworden, weil sie Ihren Teil nicht in Anspruch genommen hat.«
»Zu gut, um wahr zu sein«, sagte Wimmers. »Mann, dieses Mädchen ist ‘ne harte Nuss. Jetzt müssen wir das bloß noch beweisen.«
»Was hat dich heute in Escobars Büro zurückgeführt?«
Wimmers verteilte Cranberrysoße auf seinem Teller. »Was mich zurückgeführt hat, war mein Eindruck von dem Fall. Ursprünglich war’s ja nicht meiner. Zwei Anfänger haben den Anruf entgegengenommen, wurden abgezogen, um sich um Bandenzeug zu kümmern, und haben die Sache in ihrem ersten Bericht als einen Raubüberfall hingestellt, der schiefgegangen ist. In Anbetracht der Gegend und da Escobars Brieftasche weg war, war das auf den ersten Blick auch nachvollziehbar. Aber als ich mir den Sachverhalt genauer angeschaut habe, ließ sich diese Version der Geschichte nicht aufrechterhalten. Escobars Handy war da, mitten auf dem Beifahrersitz. Desgleichen ein Haufen Klunker, alles von seinem Vater geerbt, der Pfandleiher war. Ich rede von einem schweren Goldring mit einem Diamanten, einem goldenen Armband mit Namensschild, einem goldenen Ohrring mit einem Diamanten. Zeug, das sich leicht hätte absetzen lassen. Außerdem saß Escobar am Lenkrad seines Autos, als wir ihn gefunden haben, aber der Großteil des Blutes war außerhalb. Und als ich mir den Tatort noch mal angesehen habe, fand ich etwas, das wie Schleifspuren aussah.«
»Er wurde draußen erschossen und wieder reingesetzt?«
»Wie viele bewaffnete Räuber kennst du, die sich die
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