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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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habe natürlich Theater gemacht, aber die haben ja nicht unrecht. Auf der Röntgenaufnahme von Backers Kopf sind Kugelfragmente in seinem Hirn zu sehen, und die Unbekannte wurde eindeutig stranguliert. Allerdings haben sie keinerlei Hinweise auf einen sexuellen Übergriff gefunden. Ach ja, bloß für den Fall, dass ich auch nur halbwegs fröhlich klinge - die einzigen Fingerabdrücke, die man in Backers Auto gefunden hat, stammen von ihm und der Unbekannten, aber da sie nicht aktenkundig ist, bringt uns das rein gar nichts. Sie hat nicht ein einziges unverwechselbares Kennzeichen, weder eine Narbe noch eine Missbildung oder ein Tattoo. Allerdings hat sie sich vor langer Zeit die Nase aufhübschen lassen. Ich habe im Netzwerk mit den unbekannten Toten gesucht und in allen anderen Vermisstendateien, aber bislang nichts, nicht mal eine mit ‘nem ansatzweise größeren Zinken. Und auf Backers Festplatte ist noch mehr vom gleichen Zeug: Porno, Ökologie, Architektur.
    »Klingt nach einem Woody-Allen-Film«, sagte ich.
    »Klingt nach ‘ner Tragödie. Ich habe schon zwei Nachrichten bei diesen Huu-hah-Architekten hinterlassen, warte aber immer noch darauf, dass sie sich zurückmelden. Mal sehn, was die Nachbarn zu sagen haben.«
     
    Diesmal fuhr er. »Für den Fall, dass die Parknazis noch mal wiederkommen.«
    »Hast du dir Immunität verschafft?«
    Er holte einen zusammenknüllten Strafzettel heraus. Zerriss ihn und warf die Schnipsel in den Müll. »Ich bin ein Gesetzesbrecher.«
     
    Von dem Tatort einmal abgesehen, war die Borodi Lane imposant und von der Sonne gesprenkelt. Er hielt an und überprüfte die neue Kette. Stramm.
    »Ich kapier immer noch nicht, was der Sinn von einer Halbtagsbewachung ist. Und am Wochenende haben sie gar niemanden.«
    »Leute, die es sich leisten können, solche Häuser zu bauen, stehen aber doch eigentlich auf Rund-um-die-Uhr-Überwachung«, sagte ich. »Da die Bauherren aber in Übersee sind, könnte es ziemlich schwierig werden, diese Überwachung aus der Ferne zu organisieren. Folglich delegieren sie das an einen Subalternen vor Ort, der seinerseits einen Hiwi anheuert. Der Subalterne weist seinen Hiwi aber streng darauf hin, dass bei der Wahl der Sicherheitsfirma die Kosten im Auge behalten werden müssen. Ein Peon, der noch ein paar Stufen tiefer steht, versucht daraufhin, ein paar Pluspunkte zu machen, indem er knausert. Außerdem, was gibt’s hier schon zu stehlen? Verfaultes Holz?«
    »Ein namentlich nicht genannter ausländischer Investor. Okay, lass uns die braven Leutchen an der Borodi Lane kennen lernen.«
     
    Wir klingelten an sechs Gartentoren, bekamen dreimal gar keine Antwort und ebenso oft eine Rückmeldung spanischer Haushälterinnen über die Gegensprechanlage. Milo ließ die Mädchen herauskommen und zeigte ihnen das Bild von der unbekannten Toten.
    Verdutzte Mienen, Kopfschütteln.
    Das siebte Haus war ein nicht eingezäunter Tudorbau aus Ziegeln, großzügig, aber nicht monumental, davor ein gepflasterter Autostellplatz. Bendey, Benz, Range Rover, Audi. Eine junge Brünette in einem lavendelfarbenen Trainingsanzug öffnete die Tür. Sommersprossen kämpften sich durch die matte Grundierung. Die langen seidigen Haare waren achtios hochgebunden. »Geht es um den Mord?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Ma’am? Ich bin fünfundzwanzig.«
    Milo lächelte. »Ich kann mich noch vage daran erinnern, als ich fünfundzwanzig war.«
    Sie streckte die Hand aus. »Amy Thal. Das ist das Haus meiner Eltern. Bevor sie abgereist sind, haben sie mir erzählt, was passiert ist. Mom wollte nicht mal, dass ich hierbleibe, aber ich habe ihr gesagt, sie soll sich beruhigen. Ich passe immer auf die Katzen auf, wenn sie nach Paris fahren.«
    »Wann sind Ihre Eltern abgereist?«
    »Heute in aller Frühe.« Breites Lächeln. »Keine Sorge, sie sind nicht auf der Flucht vor dem Gesetz, die Reise war seit Monaten geplant. Aber wenn Sie sie vernehmen wollen, kann ich Ihnen die Nummer und sogar die Adresse von ihrem Apartment geben. Ernest und Maria Thal, Rue Saint-Honore. Ich halte es für möglich, dass sie als Bonnie und Clyde unterwegs sind.«
    Sie kicherte.
    Milo nicht.
    »Sorry, ich wollte nichts verharmlosen. Ehrlich gesagt, ist es ein bisschen gruslig. Aber ich glaube, das ist keine große Überraschung.«
    »Der Mord?«
    »Hier geht irgendwas Unheimliches vor sich.«
    »Hat es vorher schon Probleme gegeben?«
    »Der ganze Klotz ist ein Problem. Steht einfach da und schimmelt vor sich hin.

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