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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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warm, und der Turm hätte das widerspiegeln müssen. Stattdessen fühlte er sich kühl und feucht an, und ein nicht vorhandener Gestank stieg mir in die Nase. Der gleiche Geruch, den ich vor Jahren nach meinem ersten Besuch in der Krypta tagelang mit mir herumgeschleppt hatte. Eine alte Fata-Morgana aus Sinneszellen, durch die Erinnerung aktiviert.
    Milo fläzte sich an die Wand und kaute auf seiner kalten Zigarre. »Okay, hier wären wir. Gib mir ein paar berauschende Erkenntnisse.«
    »Wenn der Mörder Backer und der Unbekannten nachgestellt hat, frage ich mich, warum er gerade hier zugeschlagen hat. Die Treppe ist ziemlich gut verborgen, und er hätte sich im Dunkeln hochschleichen und aufpassen müssen, dass er keinen Lärm macht. Wenn Backer und die Unbekannte in der Nähe der Treppe waren, liefe er Gefahr, dass sie ihn sehen oder hören, bevor er oben ist. Und da sie über ihm waren, wäre er schwer im Nachteil. Ein tüchtiger Schubs, und unser Junge fliegt runter.«
    »Folglich wusste unser böser Junge vielleicht, dass Backer und die Unbekannte regelmäßig hierhergekommen sind, um zu schweinigeln, und er kannte sich in der Hütte aus«, sagte er. »Verdammt, Alex, wenn die beiden gebumst haben, mit Keuchen, Stöhnen und allem Drum und Dran, hätte das die Schritte übertönt.«
    »Ortskenntnis könnte auch auf jemanden hindeuten, der hier gearbeitet hat, einen Handwerker zum Beispiel. Vielleicht jemand, der Backer von einer Baustelle kannte. Wenn du jemanden ausfindig machst, der schon mal durch Gewalttätigkeit, Nachstellen oder sexuelle Belästigung aufgefallen ist, hast du einen Ansatzpunkt.«
    »Die eifersüchtige bessere Hälfte der Unbekannten ist zufällig ein Bauarbeiter, meinst du?«
    »Entweder das oder jemand, der Des mit der Unbekannten gesehen und sich auf sie fixiert hat.«
    »Die Bauarbeiten haben zwei Jahre geruht. Wir haben es also mit einem Handwerker zu tun, der weitergezogen ist.«
    »Vielleicht nicht weit genug.«
    Milo schaute auf seine Uhr. »Du gehst heim, ich nehme mir das Grundstück noch mal selber vor und bleibe hier, bis Ramos-Martinez das Schloss und die Kette bringt.«
    »Damit Doyle Bryczinski außen vor bleibt?«
    »Damit jeder außen vor bleibt, verdammt noch mal«, sagte er. »Außerdem bin ich ein Fürst unter uns Männern. Warum sollte ich dann nicht so tun, als hätte ich ein Schloss?«
     
    Robin wartete im Wohnzimmer auf mich, wo sie sich mit ihren eins sechzig auf der Couch eingerollt hatte und Stefano Grondona anhörte, der Bach auf alten Gitarren spielte. Ein weißes Seidenkleid hob sich von ihrer braunen Haut ab. Rotbraune Locken waren auf dem Polster ausgebreitet. Blanche kuschelte sich an Robins Brust. Ihr knubbliger Kopf lag neben Robins linker Hand.
    Beide lächelten. Es kann ziemlich beunruhigend sein, wenn die platte Schnauze einer französischen Bulldogge einen unverkennbar menschlichen Gesichtsausdruck annimmt, und manche Leute erschrecken deshalb auch, wenn Blanche auf charmant macht. Ich bin mittlerweile daran gewohnt, aber manchmal frage ich mich trotzdem, was es mit dem herkömmlichen Evolutionsdiagramm auf sich hat.
    »Hey, Mädels«, sagte ich und küsste sie beide. Robin auf den Mund, Blanche auf den Kopf. Im Gegensatz zu unserem früheren Hund, einem lebhaften, gescheckten Franzosenrüden namens Spike, hat Blanche keine Anwandlungen von Eifersucht. Ich kraulte ihre Fledermausohren.
    »Du siehst müde aus, mein Schatz«, sagte Robin.
    »Mir geht’s gut.«
    »Hast du was dagegen auszugehen?« Ich war nach dem Italiener zwar noch immer voll, sagte aber: »Ganz und gar nicht.«
     
    Wir fuhren zu einem Lokal oben am Glen, wo es guten Jazz, anständiges Essen und eine großzügige Bar gab. Die Band machte gerade Pause, und aus der Anlage drangen leise Saxophonklänge, irgendwas brasilianisch Angehauchtes, vielleicht Stan Getz. Wir bestellten Wein, um uns auf den Abend einzustimmen.
    »Was ist mit dem Fall?«, sagte Robin.
    Ich erzählte es ihr.
    »Holmby. Das ist ja ganz in der Nähe.«
    »Keine Gefahr, Rob. Das war was Persönliches.«
    Ich berichtete ihr von Backers Neigungen, den Vernehmungen von Holman, Sanfelice und Passant.
    »Die klingen alle wie Figuren aus einer Seifenoper«, sagte sie.
    Ich nickte. »Don Juan und sein Fanclub.«
    »Wenn er eine Frau wäre, würde man ihn als Schlampe bezeichnen.«
    »Oder als Kurtisane«, sagte ich. »Oder als Botschafter bei einem wichtigen Verbündeten. Die Titulierung ist immer eine Frage der

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