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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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mal erleben - das könnte auch erklären, weshalb Backer über die üblichen kurzen Nummern hinausging.«
    Er rief die Auskunft des Staates Washington an und erkundigte sich nach Einträgen für Backer oder Ochs. Knallte dann den Hörer auf die Gabel, schüttelte den Kopf, rief die Polizei von Port Angeles an und redete mit einem freundlichen Cop namens Chris Kämmen, der mit tiefem Bass sprach. Kämmen konnte ihm nicht weiterhelfen, versprach aber, sich zu erkundigen.
    »Telefonische Verabredung zum Sex, aus nostalgischen Gründen.«
    »Starke Chemie kann eine ganze Weile anhalten«, sagte ich. »Wenn Brigid allerdings einen anderen Mann hatte, könnte Kapitel zwei kompliziert werden.«
    »Die angebliche Brigid, wer weiß, wie ihr richtiger Name ist? Ich glaube es wird Zeit, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Irgendwelche Gründe, die dagegen sprechen?«
    Bevor ich sagen konnte: »Nicht, dass ich wüsste«, hing Milo bereits wieder am Telefon und rief im Parker Center an.
    Nachdem er mit drei Hiwis gesprochen hatte, wurde er zu Deputy Chief Henry Weinberg durchgestellt. Der stellvertretende Polizeichef strotzte vor Süffisanz. »Klingt, als ob Sie ziemlich schnell nicht mehr weiterkommen.«
    »Es ist eine harte Nuss.«
    »Ich dachte, so was mögen Sie.«
    »Bis zu einem gewissen Punkt.«
    »Den Punkt, an dem Sie nicht so schnell weiterkommen, was? Vermutlich kann ich jemanden darauf ansetzen, aber kein Sender wird ein Foto von einer Leiche zeigen, das ist zu real für die Zivilisten. Haben Sie einen Künstler, der dafür sorgen kann, dass sie lebendig aussieht?«
    »Ich werde einen finden.«
    »Machen Sie in Zukunft erst Ihre Hausaufgaben«, sagte Weinberg. »Und sprechen Sie danach mit mir.«
    Milos erste Wahl war natürlich Petra Conners, weil sie Werbegrafikerin gewesen war, bevor sie zur Polizei ging, und viel Talent hatte. Als er in ihrem Büro bei der Hollywood Division anrief, erfuhr er, dass sie mit ihrem Lebensgefährten Eric Stahl in Cabo San Lucas im Urlaub war. Bei weiterem Nachhaken stieß Milo auf den Namen von Officer Henry Gallegos von der Pacific Division, dessen Eins plus in Kunst am Santa Monica College ihn zu einem Rembrandt machte. Gallegos hatte zwar seinen freien Tag und war mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern in Disneyland, war aber bereit, um sechs vorbeizukommen, falls der Verkehr nicht zu schlimm war.
    »Nichts Aufwändiges, Lieutenant, oder?«
    »Sorgen Sie einfach dafür, dass sich niemand vor ihr gruselt.«
    »Habe mir letzte Woche beim Ballspielen den Finger gebrochen«, sagte Gallegos, »aber ich komme trotzdem ziemlich gut mit dem Zeichenstift klar.«
     
    An diesem Abend sah ich mir daheim die Spätnachrichten an, bekam eine geballte Ladung Politik und Naturkatastrophen ab sowie einen entsetzlichen Fall von Kindsmissbrauch, bei dem ich die Glotze ausschaltete und hoffte, dass man mich nicht um meine Mitarbeit bat.
    Ich spielte Gitarre, las psychologische Fachzeitschriften, gab mich mit Blanche ab und hörte mir eine Platte von Anat Cohen an, die hinreißend auf ihrer Klarinette und dem Saxophon spielte. »Cry Me a River« ließ ich ein paarmal laufen, weil es einfach ein großartiger Song war. Robin und ich aßen Hühnchen und Kartoffelpüree, nahmen ein ausgiebiges Bad und machten ansonsten nicht viel. Als sie um Mitternacht gähnte, schloss ich mich ihr an und schaffte es, bis sieben Uhr morgens durchzuschlafen.
    Als ich geduscht und angezogen in die Küche kam, aß Robin ein Bagel und trank Kaffee dazu. Im Fernsehen lief eine Verkuppelungssendung. Lauter hübsche Gesichter, die über Prominente, Rezepte und die neueste Musik zum Herunterladen quasselten.
    »Du hast das Gesicht von dem Mädchen in den Nachrichten verpasst«, sagte sie. »War sie gut getroffen?«
    »Ich weiß nicht, wie sie in Wirklichkeit aussieht, aber die Zeichnung war alles in allem okay. Wie bei einem Straßen-Künstler.«
    Ich surfte durch die Kanäle und stieß auf den Schluss einer Sendung. Henry Gallegos sollte seinen Brotberuf nicht aufgeben, fand ich, aber die Ähnlichkeit haute einigermaßen hin.
    Ich versuchte Milo im Büro zu erreichen. Er hatte eine Nachricht auf den Anrufbeantworter gesprochen, mit der er möglichen Hinweisgebern in angemessen dienstlichem Tonfall dankte und versprach, sich so bald wie möglich zu melden.
    Der Ansturm hatte offenbar begonnen.
    Ich brachte zwei Berichte zu Ende, mailte ein paar Rechnungen an Anwälte, ging eine Runde laufen, duschte mich. Milo rief an,

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