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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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mit dem Fuß auf; die Polizisten wirkten gelangweilt.
    »Hey, Lieutenant«, sagte Bryczinski. »Könnten sie denen erklären, dass das hier mein Revier ist?«
    Milo wandte sich an eine Polizistin, auf deren Namensschild Briskman stand. »Was ist los?«
    »Der hier und der da sind einander ins Gehege gekommen. Es gab einen lautstarken Streit, ein Nachbar hat die 911 gewählt. Uns wurde ein 415er gemeldet, möglicherweise Körperverletzung. Als wir eintrafen, wollten sie sich grade prügeln.«
    »Ich prügle mich nie«, sagte Bryczinski. »Warum sollte ich mich prügeln? Er ist ein alter Sack, und das hier ist mein Revier.«
    Milo hielt Bryczinski den Finger vor den Mund. »Moment, Doyle.«
    »Können die mich nicht wenigstens loslassen? Meine Arme tun weh, und ich muss mir das Bein vertreten.«
    Milo blickte an Bryczinski vorbei, auf etwas Großes mit grünen Griffen, das unmittelbar vor dem Zaun lag. »Ein Bolzenschneider, Doyle?«
    »Nur für den Fall.«
    »Für welchen Fall?«
    »Einen Notfall.«
    »Ich habe die Kette dort anbringen lassen, Doyle.«
    »Ich wollte ja auch gar nichts durchschneiden. Es war bloß für den Fall, dass ich rein muss.«
    »Wozu?«
    »Wie ich gesagt habe, im Notfall.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich weiß nicht, ein weiteres Verbrechen? Ein Brand?«
    »Warum sollte es hier ein weiteres Verbrechen oder einen Brand geben, Doyle?«
    »Muss nicht sein, ich sag’s ja bloß.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich bin gern auf alles vorbereitet.«
    »Wenn ich Ihr Auto durchsuche, Doyle, finde ich da irgendwas, das bei einer Straftat nützlich ist - oder brennbar?«
    »Nie und nimmer.«
    »Darf ich Ihr Auto durchsuchen?«
    Zögern.
    »Doyle?«
    »Klar, nur zu.«
    »Lasst ihn los, Leute, damit er mir seine Schlüssel geben kann.«
    Milo wühlte in dem Taurus herum, kam zurück. »Nichts Verdächtiges, Doyle, aber ich lasse Sie von den Polizisten hier in mein Büro bringen, damit wir noch ein bisschen plaudern können.«
    »Ich habe nichts gemacht, Lieutenant. Ich kann nicht weg, ich bin im Dienst -«
    »Sie sind vorübergehend vom Dienst befreit, Doyle.«
    »Was ist mit meinem Auto? Wenn ich es hierlasse, krieg ich einen Strafzettel.«
    »Ich pappe einen Aufkleber an Ihre Windschutzscheibe.«
    Bryczinskis Augen tränten. »Wenn das nicht klappt, schmeißt mich die Firma raus.«
    »Wir reden auf dem Revier miteinander, Doyle. Wenn alles hinhaut, sind Sie noch heute wieder hier. Aber legen Sie sich nicht mit den Nachbarn an.«
    »Der ist kein Nachbar, das ist ein Irrer. Behauptet, das Haus gehört ihm, und wollte mir auf den Kopf schlagen, als ich ihm gesagt habe, dass er abzischen soll.«
     
    »Charles Ellston Rutger.«
    Der Mann räusperte sich zum dritten Mal, strich seine dünnen weißen Haare zurück und warf Milo einen höhnischen Blick zu.
    Sein Hahnentrittsportsakko war aus feinstem Kaschmir, mit Lederknöpfen, Ellbogenflicken aus Wildleder und einem Schnitt, der auf einen Maßschneider hindeutete, aber die Revers waren bereits seit mehreren Jahrzehnten zu breit. Eine messerscharf gebügelte cremefarbene Stoffhose, die perfekt auf die mit Spucke gewienerten bordeauxfarbenen Slipper fiel. Sein einstmals fein punktiertes blaues Oxford-Hemd war lavendelgrau verblichen und am Kragenrand ausgefranst. Ein goldenes Ding in Form einer Sicherheitsnadel hielt den Kragen zusammen und hob den Windsorknoten einer kiefergrünen, mit Waldhörnern und Jagdhunden gemusterten Krawatte an. Auch der Stoff des Schlipses war erodiert. Das Gleiche galt für das kanariengelbe, viereckige Einstecktuch.
    Charles Rutger war laut seines Führerscheins Sechsundsechzig. Aufgrund seiner Haut, die rissig, trocken und fleckig war wie die Sitze eines Cabriolets, das offen den Elementen ausgesetzt war, hätte ich ihn älter eingeschätzt. Er hatte gelogen, was seine Größe und sein Gewicht anging, beim einen vier, fünf Zentimeter hinzugefügt, beim anderen die fünf, sechs Kilo abgezogen, durch die sich die Knöpfe seines Sportsakkos spannten. Die zurückgekämmten weißen Haare, wachsig und von Kammspuren durchzogen, schimmerten gelblich. Die schweren Augenlider waren mit kleinen Talgzysten gesprenkelt.
    Wohnhaft in South Pasadena, in einem Apartment, allerdings nicht im schicken Teil der Stadt. Das einzige auf ihn zugelassene Fahrzeug war ein fünfzehn Jahre alter rotbrauner Lincoln Town Car. Die Limousine war gefährlich nahe am Zaun geparkt.
    »Eine ganz schöne Strecke von Pasadena hierher, Mr. Rutger.«
    »Das ist mein

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