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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Sie hätten heimgehen und zurückfahren können.«
    »Gekonnt hätte ich es vielleicht, aber ich hab’s nicht gemacht.« Bryczinskis Blick blieb ruhig.
    »Monte«, sagte Milo.
    »Was?«
    »Wer ist Monte, Doyle?«
    »Ist das nicht ein Kartenspiel?«
    »Es ist auch ein Männername.«
    »Nicht von ‘nem Mann, den ich kenne.«
    »Warum der Bolzenschneider, Doyle?«
    »Wie schon gesagt, für den Notfall.«
    »Das hier ist ein Tatort, Doyle.«
    »Jetzt ist es ein Tatort, aber es wird nicht immer ein Tatort sein. Sie haben mir keinen Schlüssel für die Kette gegeben, aber ich muss rein.«
    »Im Notfall«, sagte Milo. »Zum Beispiel, wenn der Bau abbrennt.«
    »Ich habe gesagt, bloß für den Fall, dass er abbrennt. Ich brauche den Job, und ich will ihn richtig machen.«
    »Sie meinen, das ist Ihr Platz.«
    »Ich kenne ihn besser als irgendein anderer. Die nicht.«
    »Wer?«
    »Die zwei. Schauen Sie, was mit denen passiert ist«, sagte Bryczinski. Er griff zur Limodose und trank einen langen, bedächtigen Schluck.
    »Ihre Schuld?«
    »Das hab ich nicht gesagt. Ich wollte damit sagen, dass es blöd ist, nachts dort hinzugehen.«
    »Wie lautet Ihre Vermutung in Bezug auf die Morde, Doyle?«
    »Die sind da hochgestiegen, um rumzumachen, und vielleicht, ich weiß nicht, hat irgendein Psycho die Party gesprengt. Darauf will ich ja hinaus: So wie die Kette vorher war, konnte da ja jeder rein.«
    »Dann sollten Sie froh sein, dass ich eine neue angebracht habe.«
    »Überlassen Sie mir den Schlüssel, dann bedanke ich mich bei Ihnen. Jetzt muss ich wieder zurück. Können Sie mich hinbringen lassen?«
    »Dafür sorge ich gern, Doyle. Wenn Sie sich einem Lügendetektortest unterziehen, bevor Sie gehen.«
    Bryczinski riss die Augen auf. »Die Firma hat mich an den Polygraph gehängt, als sie mich eingestellt hat. Ich habe mit Auszeichnung bestanden, fragen Sie bei denen nach einer Kopie.«
    »Sie hätten also nichts dagegen, es noch mal zu machen?« Bryczinski dachte nach. »Verdammt, warum nicht? Wenn’s nicht zu lange dauert.«
    Detective dritten Grades Delano Hardy kam unter den Leuten der Tagschicht noch am ehesten als Polygraphenspezialist in Frage. Er hatte den Test zwar seit über einem Jahr nicht mehr vorgenommen und wusste nicht einmal genau, wo das Gerät war, aber er war bereit, es zu suchen.
    Neunzig Minuten später war die Prozedur vorbei, und Hardy verließ kopfschüttelnd den Raum. »Ein bisschen zappelig bei der Grundlinie, aber ich sehe keine Täuschungsmanöver, nicht einmal annähernd, sorry.«
    Milo nahm den Ausdruck. »Danke für den Versuch, Amigo.«
    Milo und Del waren lange Partner gewesen, bis Dels gläubige Frau Einspruch dagegen eingelegt hatte, dass ihr Mann mit einem Homosexuellen arbeitete.
    »Kein Problem, Großer«, sagte Del. »Viel Glück.«
     
    Ein Uniformierter fuhr Bryczinski zurück zur Borodi Lane. Ich überflog die Ergebnisse des Polygraphentests.
    »Siehst du irgendwas Verdächtiges?«, fragte Milo.
    »Nichts als die Wahrheit«, sagte ich. »Vor allem angesichts der unruhigen Grundlinie. Er ist kein eiskalter Psychopath, der das Gerät austricksen kann.«
    »Aber er ist ein bisschen zu sehr auf diesen Bauplatz fixiert. Er und Charlie Rutger.«
    »Muss an dem Gebäude liegen.«
    Wir kehrten in sein Büro zurück, wo Milo einen neuen Nachrichtenzettel vorfand. »Hört, hört, Professor Holman möchte mich sprechen.«
    Er rief zurück. »Professor? Lieutenant Sturgis… ja, Sir, natürlich erinnere ich mich… ist dem so? Kein Problem, ich kann in… in Ordnung, ja, ich weiß, wo das ist. In einer Stunde wäre mir recht.«
    Er legte den Hörer auf die Gabel und sagte: »Als wir ihm das erste Mal begegnet sind, war er ganz locker. Jetzt das glatte Gegenteil. Der hat eindeutig irgendwas auf dem Herzen. Ich frage mich, wie seine Grundlinie aussieht.«
     
    14
     
    Ned Holman wollte sich mit uns auf einem öffentlichen Parkplatz in Playa del Reye treffen, dem westlichsten Zipfel des Bezirks, wo die Gegend dörflich wird und der Ozean wie verträumt vorüberschwappt.
    Nur ein paar Meilen hinter der Bird Marsh, wo letztes Jahr die Leichen von vier Frauen aufgetaucht waren, alle ohne rechte Hand, die Köpfe in Richtung Osten gewandt. Milo und Moe Reed hatten diesen Fall abgeschlossen und dabei noch zwei weitere Morde aufgeklärt.
    Als wir vorbeirasten, verloren wir beide kein Wort darüber. Wie viele getriebene Menschen befasst Milo sich lieber mit den augenblicklichen Daseinskämpfen.
    Holmans Van

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