Todesfeuer
Ecke ausgesagt und dachte, ich könnte ebenso gut mit Ihnen persönlich sprechen. Der Mann am Empfang hat mir gesagt, dass ich gerade an Ihnen vorbeigelaufen bin.« Die khakifarbenen Augen musterten mich.
»Das ist Dr. Delaware, unser psychologischer Berater.«
»Wir können manchmal Hilfe bei Selbstmorden brauchen. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mit dem Lieutenant unter vier Augen spreche?«
»Alles, was ich erfahre, erfährt auch Dr. Delaware«, sagte Milo.
»Bei dem, was ich zu sagen habe, geht’s nicht um Psychologie, Lieutenant.«
»Tut mir leid, Doktor. So läuft das nicht.«
Dr. Ciarice Jernigan ließ ihre Tasche auf den Gehsteig gleiten. »Klar, was soll’s. Also, ich habe Mr. Backers Kopf aufgemacht und die Kugelfragmente rausgeholt. Eindeutig eine 22er. Das Labor versucht sie zusammenzusetzen, damit Sie sie vergleichen können, wenn Sie eine Waffe finden.«
»Danke -«
»Außerdem habe ich beschlossen, bei Ihrer unbekannten Toten doch eine Autopsie vorzunehmen. Wie ich vermutet hatte, gab es keine große Überraschung, was die Todesursache anging. Manuelle Strangulation, die Fingerspuren sind offensichdich, aber ich habe weder Abdrücke noch DANN gefunden, folglich hat Ihr Täter womöglich Handschuhe getragen. Sie war eine gesunde junge Frau, die durch die Hand eines anderen einen ziemlich unangenehmen Tod gestorben ist.«
»Wir haben jetzt einen Namen für sie, Doktor. Doreen Fredd. Mit zwei d.«
Jernigan zückte ihr Blackberry. »Mein Bericht folgt in Kürze. Das heißt, wenn ich dazu komme.«
»Wollten Sie mich deswegen unter vier Augen sprechen?«, sagte Milo.
Jernigan bog die Schultern zurück. »Ich muss Ihnen mitteilen, dass ich einen Fehler gemacht habe und das lieber nicht am Telefon ansprechen wollte.« Sie schaute mich an. Ich richtete den Blick auf den Parkplatz und tat so, als wäre ich nicht da.
Milo wartete.
»Ich betrachte es nicht als großen Fauxpas, aber Sie sollten es vielleicht trotzdem erfahren, falls es Auswirkungen auf die Richtung haben sollte, in der Sie ermitteln wollen. Wie ich Ihnen bereits mitgeteilt habe, war der Abstrich negativ, weshalb meine ursprüngliche Einschätzung lautete, dass kein sexueller Übergriff stattfand. Aber als ich sie aufgemacht habe, habe ich eine Abschürfung an der Scheidenwand gefunden, knapp dreizehn Zentimeter im Inneren.«
Sie warf sich den Schlangenschal über die Schulter. »Warum also habe ich ihn nicht gleich entdeckt? Weil er sich am Dach des Scheidengewölbes befand, sozusagen verborgen. Eine kleine, aber ziemlich hässliche Risswunde, wie sie beim Einführen eines harten Gegenstands entsteht - keine Scherze bitte. Irgendetwas mit einem scharfen Aufsatz. Meiner Einschätzung nach, die durch Werkzeugspurenspezialisten bestätigt wurde, handelte es sich um den Lauf einer Faustfeuerwaffe mit einem scharfen Korn. Anfangs vermutete ich eine 22er, wegen Backer. Aber nachdem ich die Lauflänge überprüft habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass eine 22er so tief eingeführt werden kann, ohne dass es zu schweren Verletzungen an den Labia kommt. Deshalb tendieren wir zu einem großkalibrigen Revolver mit einem längeren Lauf und einem auffälligen Korn, wie zum Beispiel einen Charter Arms Bulldog. Wir haben sogar einen Bulldog ausprobiert, und er passt sehr gut zu der Abschürfung.«
»Zwei Waffen«, sagte Milo. »Eine kleine zum Schießen, eine Große zum Schänden.«
»Für mich, Lieutenant, riecht das nach Einschüchterung, Notzucht oder sogar nach reinem Sadismus. Und natürlich müssen Sie jetzt zwei Täter in Betracht ziehen. Pflichten Sie mir bei, Dr. Delaware?«
»Wäre denkbar.«
»Dann sind wir uns ja einig.« Jernigan blickte auf ihre Uhr. »Ich muss wohl nicht darauf hinweisen, dass meine ursprüngliche Hypothese nicht im Bericht auftauchen wird, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das genauso halten würden.«
»Auf jeden Fall, Doktor.«
»Nur zu Ihrer Beruhigung: Ich habe mir Mr. Backer auch noch einmal vorgenommen. Habe seinen Anus und den Mund nach Spuren von Gewaltanwendung mit einer Schusswaffe oder etwas anderem untersucht. Er ist in jeglicher Hinsicht unversehrt, folglich war die zusätzliche Psychopathologie, die im Spiel war, allem Anschein nach für Ms. Fredd mit zwei d vorbehalten. Einen schönen Tag noch, die Herren.«
»Wie läuft es mit Bobby Escobar?«
»Bislang, Lieutenant, kommt man nicht weiter.« Ein ungehaltenes Lächeln. »Wollen Sie mir Ihre Dienste anbieten? Das Angebot steht
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