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Todesfinal

Todesfinal

Titel: Todesfinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schuberth
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Gott und die Geister der Winde werden Ihnen danken und über Ihr Seelenheil wachen.«
    Skamper war irritiert. Wollte sich der Kerl über ihn lustig machen? »Ich habe nicht mehr Kleingeld bei mir«, sagte er unsicher.
    Der Blinde lächelte. »Das sagen sie alle.«
    Skamper kramte in seiner Tasche und fand einen Fünf-Euro-Schein, den er dem Blinden in die geöffnete Hand drückte.
    »Der Weg zum sechsten Planeten. Können Sie uns vielleicht sagen, wo der Weg zum sechsten Planeten ist.«
    »Der Weg zum sechsten Planeten«, wiederholte der Blinde. »Natürlich, Sie wollten wissen, wo der Weg zum sechsten Planeten ist.«
    So spricht niemand, der in der Fußgängerzone die Hand zum Betteln aufhält, dachte Skamper. Und dass der Mann blind war, kaufte er ihm auch nicht ab. Das gehörte sicher zum Spiel. Wahrscheinlich war der Kerl vor ihm derjenige, der diesen geheimnisvollen Cache versteckt hatte und sich jetzt einen Spaß daraus machte, sich als Bettler zu verkleiden und die Leute mit seltsamen Rätseln durch die Gegend zu jagen.
    »Ich habe keine Ahnung, wo der Weg zum sechsten Planeten ist«, sagte der Mann. »Und ich habe ihn mein Leben lang gesucht. Aber ich habe einen Freund, der es sicher weiß. Sie sollten unbedingt zu ihm gehen und ihn fragen.«
    Skamper wartete, dass er weiterredete, aber der Mann schwieg.
    »Wenn wir zu ihm gehen sollen, sollten Sie uns vielleicht auch sagen, wie der Mann heißt und wie seine Adresse ist«, sagte Arabella.
    Der Mann lachte leise. Dann wandte er den Kopf in Arabellas Richtung. »Mein Freund ist ein außergewöhnlicher Mann. Ein starker Charakter, ein Mann wie ein Fels. Man erkennt ihn sofort, er hat keine Haare mehr. Zwei Wege führen zu ihm. Nehmen Sie den oberen. Und gehen Sie nicht vor neun Uhr. Vorher ist er nicht zu Hause.«
    Als der Blinde fertig war, nahm er seinen Stock, den er an die Mauer hinter sich gelehnt hatte, und wandte sich nach links. Ohne sich zu verabschieden, begann er langsam an dem Gebäude entlangzulaufen in Richtung der U-Bahnstation Weißer Turm.
    Skamper, Viktor und Arabella blickten ihm nach. Skamper überlegte einen Moment, ob er ihm nicht nachlaufen sollte, um weitere Fragen zu stellen   – aber was hatte das für einen Sinn? Was der Mann hatte sagen wollen, hatte er gesagt.
    »Was soll das denn wieder?«, fragte Skamper.
    Skamper sah den Mann in der Menge verschwinden. Die Straße, die ihm vor einer Stunde noch wie eine normale Fußgängerzone an einem Montagabend erschienen war, war auf einmal in ein dunkles, verschwommenes Grau gehüllt. Voller Zeichen, die sich nicht deuten ließen, und Menschen, die ein Geheimnis mit sich trugen.
     
    Sie waren in einer Pizzeria neben dem Kaufhof gelandet. An der Frontseite gab es einen Straßenverkauf, man konnte aber auch in einen rückwärtigen engen Raum gehen und sich dort zum Essen setzen. Die drei Schnitzeljäger hatten ein Bier vor sich stehen und warteten auf die Pizza.
    »Der Blinde war nicht blind«, sagte Skamper.
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Viktor.
    »Weiß nicht, ist ein Gefühl.«
    »Kennst du Blinde?«
    »Nein, ich sag ja, war nur ein Gefühl.«
    »Ich kenne einen Blinden«, sagte Viktor. »Sogar sehr gut.«
    »Und, glaubst du, dass das da oben ein Blinder war?«
    »Schwer zu sagen. Wenn er kein Blinder war, hat er auf jeden Fall gut gespielt.«
    »Der Blinde war sicher der, der den Cache versteckt hat. Schon wie der geredet hat. Die Götter der Winde werden Ihnen danken.«
    »Natürlich hat der Blinde den Cache versteckt«, sagte Viktor. »Deswegen konnte man sich ja auch nur an einem bestimmten Tag auf die Suche machen, damit er in der Fußgängerzone auf uns warten kann. Gehört zum Spiel, Geocacher kommen auf die verrücktesten Sachen.«
    »Aber wenn das derselbe war, der auch den Cache für Andreas Wojcek versteckt hat, und wenn du damit recht hast, dass Wojceks Tod kein Unfall war, sondern Mord, dann haben wir eben mit einem Mörder gesprochen.«
    Eine Zeitlang schwiegen die drei.
    »Und was hätten wir machen sollen?«, fragte Arabella. »Den Mann festhalten und die Polizei rufen?«
    »Und was hätten wir denen erzählt?«, fragte Viktor.
    Skamper dachte an den Blinden. »Den hätten wir nicht festhalten können. Und vor der Polizei wären wir wie Idioten dagestanden.«
    »Deswegen müssen wir den Cache finden, damit wir Beweise haben.«
    »Okay«, sagte Skamper. »Versuchen wir, diesen Cache zu finden. Wir sollen zu einem Mann gehen, ein Mann wie ein Fels, der keine Haare mehr

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