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Todesfinal

Todesfinal

Titel: Todesfinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schuberth
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sich vor und versuchte, ganz deutlich und langsam zu sprechen. »Der Weg zum sechsten Planeten. Ich wollte Sie fragen, ob Sie den Weg zum sechsten Planeten kennen.« Er zögerte einen Moment. »Oder zum Saturnweg, vielleicht kennen Sie einen Saturnweg.«
    Skamper wusste, dass diese Frage keinen Sinn hatte. Er kannte sich in Nürnberg aus, hier in der Nähe gab es keinen Saturnweg. Nur ein Saturn-Elektromarkt war in der Nähe, aber darum konnte es sich nicht handeln.
    Der Alte sah ihm einen Moment in die Augen, dann stützte er sich wieder auf seinem Stock, schaukelte ein paar Mal mit seinem Oberkörper nach vorne und zurück. »Ich kaufe nix, ich sag Ihnen gleich, ich kaufe nix.«
    Skamper blickte zu Viktor. Das Ganze war ein einziger Witz. Jemand wollte, dass sie sich hier zum Idioten machten.
    »Wohin wollen Sie?« Eine ältere Frau mit einer weißen Handtasche, die sich ein paar Meter entfernt von dem Alten gesetzt hatte, war auf die drei aufmerksam geworden.
    »Den alten Herrn brauchen Sie nicht zu fragen, der weiß nichts. Aber ich kenne mich hier aus. Ich bin aus Nürnberg.«
    Skamper sah noch einmal auf den Alten, der jetzt wieder regungslos ins Leere starrte.
    »Es geht um so etwas wie ein Spiel«, erklärte Arabella der Frau. »Wir müssen herausfinden, wie wir zum sechsten Planeten kommen, oder auch zum Saturnweg. Der sechste Planet ist nämlich der Saturn.«
    Die Frau überlegte angestrengt, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Einen Saturnweg kenne ich nicht. Es gibt hier aber einen Saturn-Elektromarkt. Gleich hier in der Nähe.« Sie deutete nach hinten zu einer Nebenstraße. »Vielleicht ist ja das gemeint.«
    »Vielleicht«, sagte Skamper. »Auf jeden Fall vielen Dank.« Er sah zu Viktor. »Gehen wir.«
    Die drei gingen ein paar Schritte weiter zu einer zweiten Rundbank und setzten sich. Der Untergrund war nass, Skamper spürte, wie die kalte Feuchtigkeit von unten in seinen Körper kroch. Er stand wieder auf. »Vielleicht war das ja die Antwort«, sagte er. »Ich kaufe nix, ich sag Ihnen gleich, ich kauf nix. Vielleicht hat das ja eine Bedeutung.«
    Viktor überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf.
    »Wir sollten in ein Café gehen«, sagte Skamper.
    »Eine gute Idee«, sagte Arabella.
    Sie stand auf, nur Viktor blieb sitzen. Sein Blick war auf einen blinden Bettler gerichtet, der auf Höhe der Skulptur auf der linken Seite der Straße an einer Hauswand stand. Skamper war Viktors Blick gefolgt.
    »Er kennt die Demut«, sagte Viktor.
    Skamper zuckte die Schultern. »Auf einen weiteren Versuch kommt es jetzt auch nicht mehr an.«
    Die drei setzten sich wieder in Bewegung. Auf Skamper wirkte der Bettler wie die Künstler in der Fußgängerzone, die Skulpturen nachbildeten und oft stundenlang ohne Bewegung an einem Platz verharrten.
    Sie blieben in einiger Entfernung vor dem Bettler stehen.
    Skamper hatte für einen Moment den Gedanken, dass dieser Mann den Bettler nur spielte. Wie er so dastand, wirkte er drahtig und gespannt. Auf seinem Kopf war ein alter, grauer Hut, den er tief in die Stirn gezogen hatte. Das Gesicht war unrasiert und die große, dunkle Brille verdeckte die Augen. Die schwarzen Stiefel waren zerschlissen und das Leder seines alten Militärmantels war brüchig und grau. Der Mann bewegte sich nicht. War er wirklich blind? Skamper war sich nicht sicher.
    Er räusperte sich. Es war nicht zu erkennen, ob der Mann sie bemerkt hatte. »Entschuldigen Sie, wir hätten eine Frage, die in Ihren Ohren vielleicht seltsam klingt. Es geht um den Weg zum sechsten Planeten. Wissen Sie, wo der Weg zum sechsten Planeten ist?«
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis der Mann den Kopf leicht bewegte, ein Zeichen, dass er sie bemerkt hatte.
    Skamper sah auf die dunklen Brillengläser. Im nächsten Moment fröstelte ihn. Eine instinktive Reaktion seines Körpers, die er nicht kontrollieren konnte. Ein Anfall von Angst, der so schnell ging, wie er gekommen war.
    Der Mann lächelte auf einmal. Er bewegte seine rechte, geöffnete Hand und hielt sie in Skampers Richtung. Er hatte graue, an den Fingerkuppen abgeschnittene Wollhandschuhe an. Skamper wechselte einen Seitenblick mit Viktor, dann kramte er in seiner Hosentasche. Er zog eine Fünfzig-Cent-Münze heraus und legte sie dem Blinden in die Hand.
    Der Mann nahm die Münze mit seiner anderen Hand, befühlte das Geldstück langsam und sorgfältig. »Fünfzig Cent«, sagte er dann mit einer leisen und weichen Stimme. »Ich danke für die Großzügigkeit, mein Herr.

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