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Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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Süße!«
    Toni war optisch ziemlich das Gegenteil von mir – groß, knochig, mit langen roten Locken, Sommersprossen rund um eine kleine, etwas breite Nase und einem sinnlichen, großen Mund. Wäre ich ein Mann, ich hätte mich sofort in sie verliebt.
    Mir sah man die Freude, sie zu treffen, vermutlich nicht allzu deutlich an. Dazu war ich gerade zu perplex. Ich hätte niemals geglaubt, dass Max so heftig reagieren würde. Ich meine, unsere Beziehung war im letzten halben Jahr ziemlich herumgedümpelt und schließlich war er es gewesen, der auf Partys mit anderen herumgeknutscht hatte. Toni ließ mich in aller Ausführlichkeit erzählen, was in den letzten Tagen passiert war.
    »Endlich bist du diesen Nervkeks los«, resümierte sie. »Ich habe eh nie verstanden, was du an dem findest.«
    »Na ja, manchmal projiziert man eben in Typen Sachen hinein, die gar nicht vorhanden sind. Ich dachte halt, er könnte mein Beschützer sein, wenn ich mal wieder verzweifele an der Bosheit und Ungerechtigkeit der Welt.«
    Was klang ich vernünftig!
    »Ach, Tabea«, sagte Toni mitleidsvoll. »Aber Max – Entschuldigung! – ist so ein oberflächlicher Heini, der versteht doch gar nicht, wenn du ihm erklärst, dass du dir eine bessere Welt wünschst.«
    »David ist ganz anders«, sagte ich und spürte, wie meine Wangen rot wurden. Und dann schwärmte ich von seinem Ernst, von seinem geduldigen Umgang mit den Kindergartenkindern, seiner Zärtlichkeit. Sein plötzliches Verschwinden am Samstag ließ ich lieber unerwähnt. Ich konnte mir schon denken, was Toni dazu gesagt hätte – bestimmt nichts Ermutigendes. Aber ich wollte heute Abend nichts dergleichen hören. Ich war selbst gerade viel zu verunsichert.
    Als studiere sie nicht Kommunikationswissenschaften, sondern Psychologie, erklärte mir Toni dann, dass Max gerade die typischen Phasen einer Trennung durchlaufe – Unglaube, Trauer, Wut, Zorn, Resignation, die ganze Palette eben.
    »Na, die Wut ist aber deutlich am stärksten vertreten«, überlegte ich. »Hoffentlich bleibt es bei Telefonbeschimpfungen, die kann man wenigstens gleich löschen.«
    Es war schon kurz vor zwölf, als wir uns endlich trennten. Wir hatten es beide genossen, endlich mal wieder in Ruhe zu quatschen. Und der Cuba Libre hatte sein Übriges zu unserer Plauderlaune getan. Ein bisschen beneidete ich Toni um ihr Studentenleben, aber es würde ja nicht mehr lange dauern, bis auch ich eines hatte.
    Wie immer bog ich von der Wasserburger Landstraße zum Baumarkt ab, fuhr dann unter der S-Bahn hindurch und den schmalen Feldweg entlang. Mein Fahrradlicht war mal wieder ausgefallen. Bis eben hatte der Mond hell geleuchtet, aber nun war er hinter dunklen Wolken verschwunden. Clueso begleitete mich und ich sang laut sein Zu schnell vorbei mit. Max hasste Clueso. Er behauptete, das sei pseudocooles Schwätzertum und keine Musik, die der Typ mache. Max stand mehr auf klassischen Rock, der in Richtung Metal ging – gar nicht meins! Mit David hatte ich noch nicht darüber gesprochen, was er so für Musik hörte. Es gab noch vieles, das ich nicht von ihm wusste.
    Kurz schrak ich zusammen, als knapp vor mir etwas über den Weg huschte. Uff, nur ein Feldhase. Was war nur mit mir los? Sonst war ich absolut nicht ängstlich.
    Ich hatte schon die Freifläche der Gärtnerei erreicht und der würzige Duft der unzähligen Kräuter, die hier wuchsen, wehte zu mir herüber. Wie viele kleine Setzlinge, die ich im Frühjahr in Aussaattöpfchen gepflanzt hatte, waren jetzt schon große, kräftige Pflanzen geworden! Es war immer wieder ein Wunder, noch dazu ein gut duftendes. Ich musste dran denken, der Schneider vorzuschlagen, mit den Kindergartenkindern endlich einmal hierher zu kommen. Ich sah schon von Weitem, dass im Haus kein Licht brannte, und ich freute mich auf mein Bett. Gerade wollte ich vom Feldweg zu unserer gekiesten Einfahrt abbiegen, als ich nur aus den Augenwinkeln etwas im dichten Gebüsch links von mir bemerkte. Noch ein Hase? Oder hatte der leichte Wind die Äste bewegt? Ich wollte weiterfahren, doch da stand plötzlich eine dunkle Gestalt mit Kapuze überm Kopf vor mir – so dicht, dass ich kaum noch bremsen konnte. Das Gesicht wurde von einer Maske verdeckt, die eine verzerrte, neongelb leuchtende Fratze zeigte. Ich schrie. Meine zitternden Finger fanden die Bremse nicht. Der große, kräftige Mensch griff, ohne zu zögern, in meinen Lenker, das ganze Fahrrad wackelte. Nun schubste er auch noch heftig und

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