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Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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Fenster hinter mir und zog die Gardine wieder vor. Ich atmete tief ein. Es roch ein wenig nach abgestandener Luft. Nach ihm. Der Raum war vielleicht 20 Quadratmeter groß. Gegenüber des Schreibtisches stand ein Bett, schlicht, aus schwarzem Holz, vielleicht 1,20 Meter breit. Zerwühlte hellgrüne Bettwäsche darauf. Links an der Wand ein weißer Kleiderschrank. Rechter Hand, gleich hinter der Eingangstür, die direkt in den Raum führte, eine kleine Küchenzeile in Weiß mit zwei orangenen Türen am Geschirrschrank, kleinem Herd und Kühlschrank. An einer rechts vom Bett in den Raum gezogenen halbhohen Mauer stand ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Dahinter zwei weitere Türen, sicher ging eine ins Badezimmer, die andere in den Hausflur. Über dem Bett drei Regalbretter voller Bücher, daneben eine alte Weinkiste als Nachttisch. Das war’s. Die Wände waren weiß und nackt. Nirgends hing ein Bild, ein Foto oder eine Postkarte. Irgendwie wirkte der Raum fürchterlich unpersönlich. Als sei zwar ein Mieter angekündigt, aber noch nicht aufgetaucht. Als warte der Raum auf etwas.
    Ich betrachtete die Buchrücken. Der Baader-Meinhof-Komplex, Deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts, Deutsche Lyrik aus zwei Jahrhunderten, mehrere Duden, das Tagebuch der Anne Frank, Hannah Arendt, Science-Fiction-Schmöker und Tolkien. Ein paar CDs von Bands, die mir überhaupt nichts sagten. Schien mittelalterliche Folkmusik mit Punkanklängen zu sein. Ich ließ mich auf die Bettkante sinken, streckte mein schmerzendes Knie aus. Und zuckte zusammen. Am Fenster huschte ein Schatten vorbei. Scheiße! Mich überlief eine Gänsehaut. Wohin bloß? Plötzlich fand ich die Vorstellung nicht sehr attraktiv, dass er mich hier erwischte. Instinktiv ließ ich mich auf den Boden fallen und versuchte, unter das Bett zu rollen. Es war staubig und eng. Ich hielt die Luft an. Nicht niesen jetzt! Natürlich kribbelte es. Shit, und mein Knie pochte und hämmerte, als wollte es schreien: »Hör auf, ich brauch meine Ruhe!« Flach atmete ich. Stieß meinen Ellenbogen an irgendetwas Hartes, was unterm Bett stand. Ich konnte es nicht erkennen. Endlich wurde mir klar, dass niemand die Tür aufschloss. Keiner hereinkam. Ich nach wie vor allein war. Vorsichtig rollte ich unter dem Bett hervor. Durch eine Ecke des Fensters konnte ich sehen, dass eine Frau an der Wäschespinne stand und Wäsche aufhängte. Große, schwarze Tücher, Bettwäsche, Handtücher, alles schwarz.
    Ich lehnte mich erschöpft an den Bettrahmen. War ich denn völlig bescheuert? Andererseits – mittlerweile war es nach acht. Wo war David? Ich tastete nach dem Kasten, den ich hinter mir gefühlt hatte. Vorsichtig zog ich ihn hervor. Das war … ein Laptop. Kein altes, großes klobiges, sondern ein schickes, ziemlich neues. Verblüfft klappte ich es auf. Sogar ein WLAN-Stick steckte darin. Ich drückte auf die Start-Taste und mit einem leisen Surren fuhr das Laptop hoch. Es dauerte nicht lange und die Aufforderung, ein Kennwort einzugeben, erschien. Mist. Spaßeshalber probierte ich meinen Namen aus, aber der war falsch. Genauso wie Davids Vorname. Und sein Nachname. Ich fuhr den Computer wieder runter und schob ihn zurück an seinen Platz. Mister No-technic-please führte also ein Doppelleben, von dem ich nichts wissen sollte. Mühsam rappelte ich mich hoch und sah mich noch ein wenig um. Ich war mittlerweile sicher, dass er nicht kommen würde. Ich setzte mich auf den Schreibtischstuhl. Auf der Schreibtischplatte lag eine große Unterlage mit der Ansicht der Weltkugel darauf, am äußeren rechten Rand ein Stapel weißes Papier, ein paar Stifte. Links ein Ladegerät. Hä? Wieso hatte er ein Handy-Ladekabel herumliegen? Ohne Handy? Mein schlechtes Gewissen verwandelte sich in Ärger. Was war das hier für eine Nummer? Verarschte mich der Typ? Hach nein, kein Handy, kein Computer, kein Geld für so was und überhaupt – so was brauche ich nicht. Verdammt – wollte mich der für blöd verkaufen? Wütend schlug ich mit der Hand auf die Weltkugel. Die Unterlage verrutschte leicht und ich sah Blätter, Postkarten, Umschläge hervorlugen. Bitte, betete ich, nicht noch eine Überraschung. Aber da war sie schon. Grell und leuchtend und nicht zu übersehen. Es waren nur zwei Wörter: »deiner Luisa«. Rasch zog ich den Umschlag hervor, aus dem eine Postkarte mit dieser Unterschrift ragte. Auf dem Umschlag stand kein Absender, nur die Initialen L. H. Auf der Vorderseite war ein altes

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