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Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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Aus«, rief ich, stürzte mich auf unseren Hund und umschlang ihn wie eine Rettungsinsel.
    »Scheiß Köter«, fluchte Max. »Dafür zeig ich dich an!«
    »Und ich dich – wegen sexueller Übergriffe«, schrie ich nun. »Hau ab, du Arsch, und lass dich nie wieder blicken!« Wie zur Unterstreichung meiner Worte fletschte Socke die Zähne und knurrte Max an. Der humpelte schimpfend davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Erschöpft ließ ich mich auf die Eingangsstufe sinken. Socke winselte und ich begrub mein Gesicht in ihrem Fell.
    Das Klingeln des Weckers hatte ich schlichtweg überhört. Ich war erst tief in der Nacht eingeschlafen, hatte mich unruhig durch ein bedrohliches Traumland gekämpft, wo Riesenhunde mit menschlichen Grapschhänden hinter mir her gewesen waren, und fiel gegen Morgen endlich in Tiefschlaf. Als ich im Kindergarten ankam, war es fast halb zehn und die Schneider warf mir vorwurfsvolle Blicke zu. David saß umringt von fünf Mädchen auf der Terrasse und sie topften hingebungsvoll Erdbeerpflänzchen aus kleinen Aussaattöpfen in die großen Kästen um. Ich hatte hin und her überlegt, ob ich ihm von Max’ nächtlichem Angriff erzählen sollte.
    Beim Mittagessen versetzte mir die Schneider den nächsten Schlag. Fröhlich verkündete sie, dass Annegret nächste Woche wiederkommen würde. Ich sah zu David hinüber, der mir einen bedauernden Blick zuwarf. Scheiße, dachte ich. Dann werden wir uns in nächster Zeit viel seltener sehen. Immerhin konnten wir heute gemeinsam die Mittagspause verbringen und liefen in die Riem-Arkaden, um uns etwas zu essen zu holen und einen Kaffee in der Sonne zu trinken.
    »Ich war heute Morgen schon am Ostbahnhof und hab mir beim Fundamt ein altes Fahrrad gekauft«, erzählte David. Er nippte an seinem Kaffee und blinzelte zufrieden in die Sonne. »Jetzt kann ich dich abends besser begleiten.« Als spüre er, dass ich seines Schutzes bedurfte. Ich lächelte gequält.
    »Max hat mir gestern Abend aufgelauert«, presste ich hervor.
    »Was?« Er zog die Augenbrauen zusammen.
    »Na ja, Socke hat ihn in die Flucht geschlagen. Aber ich hätte nicht gedacht, dass er unsere Trennung so schwer nimmt. Echt nicht!«
    David starrte grimmig auf den Boden. In ihm arbeitete es.
    »Soll ich mir den Kerl mal vorknöpfen?«
    Ich sah ihn verblüfft an.
    »Äh … was meinst du mit – vorknöpfen?«
    »Na ja«, David suchte sichtlich nach Worten. »Vielleicht … muss ich mal ein ernstes Wort mit ihm reden. So von Mann zu Mann.«
    »David!«, entfuhr es mir. »Du klingst wie die Typen aus Mad Men. Willst du ihn verprügeln oder was?«
    David schüttelte die blonden Locken. »Nein, Quatsch.«
    Es klang nicht so fürchterlich überzeugend.
    »Vergiss es«, setzte er nach. »Besser, wenn ich mich nicht einmische.«
    »Hab ich auch den Eindruck.«
    Auf dem Rückweg zum Kindergarten schwiegen wir. Und hielten uns nicht an den Händen. Ich war irritiert. Ich hatte gedacht, wenn ich ihm erzählen würde, dass Max mich angegriffen hatte, würden wir gemeinsam überlegen, ob und was zu tun wäre. Dass David mich zum Beispiel begleiten würde zu einem Gespräch mit Max. Aber garantiert nicht, dass er ihn zu einem Duell auffordern würde – denn danach hatte sein Vorschlag für mich geklungen. Und ich war dann das wehrlose Hascherl, das vom großen blonden Ritter beschützt werden musste. Mit Faustschlägen! Danke, kein Interesse!
    David blieb stumm und verschwand zum Helfen in die Küche. Ich spielte unkonzentriert mit den Kindern, und erst als Mathilda und Hannah mit Schminkzeug ankamen und ich ihnen bunte Blumen, Schmetterlinge und Glitzerranken ins Gesicht malte, lenkte mich das etwas ab.
    Als ich ihre kleinen, zarten Gesichter betrachtete, die Ernsthaftigkeit, mit der sie sich nun in Prinzessinnen und Feen verwandelten, dachte ich darüber nach, ob ich David vielleicht unrecht getan hatte. Vielleicht hatte er nur versucht, mein Held zu sein. Der sich mutig vor die Dame seines Herzens stellte, um sie vor der bösen Welt zu beschützen. Natürlich konnte ich das meistens selbst, aber war es nicht unglaublich romantisch, jemanden zu haben, der auf einen aufpasste? Meine Freundinnen hätten mich beneidet.
    Als endlich das letzte Blütenblatt auf eine rosige Mädchenwange gemalt war, ging ich ihn suchen. Er hatte Berivan auf seine Schultern gesetzt, schob sie am Po nach oben. Sie hielt einen Wasserschlauch in der Hand und spritzte in die schwer erreichbaren Blumenkästen, die an der

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