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Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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erreicht. Wie es nach Wildblumen duftete! So schön die Pflanzen in unserer Gärtnerei waren – eine solche Pracht wie hier bekam nur die Natur hin.
    Zaz fing an zu leiern. Der Handy-Akku ging schon wieder zur Neige. Ich schaltete die Musik aus und lief weiter. Rechter Hand sah ich nun die alte schwarze Friedhofsmauer, dahinter, auf der anderen Seite der Straße befand sich der neue, sehr moderne Teil. Ich war noch nie nachts auf einem Friedhof gewesen und ich merkte, dass ich unbewusst ein bisschen schneller lief als zuvor.
    Plötzlich ein Rascheln. Im Gebüsch neben mir. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Meine Hände wurden feucht. Verdammt, warum war gerade jetzt mein Akku leer? Etwas kam auf mich zu. Uff. Ein großer schwarzer Hund, vermutlich ein altdeutscher Hütehund, der mich aus seinen braunen Augen verwundert anblickte und dann die Zähne fletschte.
    »Na du«, sagte ich ruhig. »Wer hat dich denn hier vergessen?« Der Hund entspannte sich, kam näher und schnüffelte an meiner Hand. Ich kraulte ihn am Hals. Da knackte es wieder und ich duckte mich zu dem Hund hinunter. Aus dem Wäldchen kam schnellen Schrittes ein Mann angelaufen, in der Hand eine Leine schwingend. Er trug eine Schirmmütze tief ins Gesicht gezogen, schwarze Locken quollen darunter hervor, er wirkte bullig und hatte ein grimmiges, bartstoppeliges Gesicht. Vor dem Hund hatte ich keine Angst gehabt … Hoffentlich war das wirklich nur der Besitzer.
    »Halt! Bleiben Sie stehen!«, schrie plötzlich eine Männerstimme hinter mir. Irritiert sah ich mich um. Ein Mann kam auf mich zu. Auf dem Friedhofsparkplatz stand ein Wagen mit laufendem Motor und offener Fahrertür. Der Fahrer blieb nun knapp hinter mir stehen, ich hatte ihn nicht kommen gehört.
    »Lassen Sie die Frau in Ruhe!« Sein Ton war mehr als gereizt. Der Hütehund fing an zu bellen. Sein Besitzer kam langsam näher.
    »Hund weggelaufen«, sagte er mit unerwartet dünner Stimme und hob vorsichtig die Arme, als müsse er beweisen, dass er keine Waffe bei sich trüge. Der Autofahrer ging dicht auf ihn zu, den Hund beachtete er mit keinem Blick.
    »Lassen Sie Ihren Köter nicht ohne Leine rumrennen, das ist ja gemeingefährlich! Die arme Frau hier muss sich ja zu Tode erschreckt haben!«
    »Nein, Quatsch«, fiel ich ihm ins Wort. Mir war die ganze Situation mehr als unangenehm. Ich kraulte erneut den Hund, der mit gespitzten Ohren und deutlich angespannt den Mann beobachtete, der sein Herrchen so anging.
    »Ich extra gehen abends, damit Hund laufen kann«, erklärte der Hundebesitzer in seinem gebrochenem Deutsch. Vielleicht kam er aus Nordafrika oder Südeuropa.
    »Gehen Sie heim mit Ihrer Töle«, sagte mein selbst ernannter Retter. »Am besten ganz heim!« Dann wendete er dem völlig perplexen Mann den Rücken zu und betrachtete mich besorgt. Als sei er plötzlich ein komplett anderer, sprach er dann mich an: »Entschuldigen Sie, aber ich habe die Szene von Weitem gesehen und hatte den Eindruck, Sie benötigen Hilfe.« Der Typ trug einen schlichten Trachtenjanker mit einem weißen Hemd darunter, eine beige Chinohose und Seitenbinderschuhe. Unter dem Hemd blitzte eine dicke goldene Kette mit einem hammerförmigen Anhänger daran hervor. Das halblange blonde Haar war ordentlich geföhnt, der Seitenscheitel korrekt gezogen. Er wirkte wie aus einem vergangenen Jahrhundert.
    »Darf ich Sie vielleicht nach Hause bringen?«, fragte er nun. Wieso siezte er mich eigentlich? Er war doch sicher auch kaum älter als 25. Eigentlich hätte ich sofort Nein«gesagt, aber als ich loslief, durchfuhr mein Knie ein neuerlicher Schmerz, den ich mit zwischen den Zähnen laut eingesogener Luft kommentieren musste und der mich zum Stehenbleiben zwang. Irgendwie war mir beklommener zumute als vorher. Der Mann mit dem Hund war irgendwo im Wald verschwunden, ich war mit diesem seltsamen Typen allein.
    »Bitte, nehmen Sie mein Angebot an«, sagte er. Ich kam mir vor wie im falschen Film. Diese Ausdrucksweise!
    »Außerdem«, fuhr er fort und ging ganz langsam in Richtung seines Wagens. »Wissen Sie, ich habe mich ein wenig verfahren, ich bin noch nicht so lange in der Stadt und vielleicht könnten Sie so freundlich sein und mir auf der Karte zeigen, wie ich zurückkomme. Also dahin, wo ich hinmöchte.«
    »Okay«, sagte ich nun. »Es ist sowieso nicht weit bis zu mir.« Er lächelte galant, aber seine blitzblauen Augen wirkten kalt. Er hatte ein sehr glattes Gesicht, sorgfältig rasiert, ein markantes Kinn.

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