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Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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Hausmauer angebracht waren. Als sie mich sah, richtete sie den Strahl kurz auf mich. Es reichte! Binnen Sekunden war ich nass. Ich lachte gequält. David wusste nicht, ob er lachen durfte. Berivan kicherte begeistert und wollte noch mal nachlegen.
    »Schluss«, schrie die Schneider und drehte kurzerhand den Wasserhahn zu. »Bitte keine Verschwendung! Wasser ist kostbar!« Berivan zog einen Flunsch und David setzte sie vorsichtig auf den Boden zurück.
    »Arg nass?«, fragte er und schickte mir ein scheues Lächeln.
    »Nicht so wie du«, rief ich nun, fasste nach der Gießkanne und bespritzte ihn. Es dauerte keine 30 Sekunden, bis uns die Hälfte der Kindergartenkinder umrundete und sich über den Regen freute, den ich ihnen bereitete. Sie quiekten und quakten und tanzten um uns herum.
    Gut, dass die Schneider längst wieder in ihrem Büro saß und nichts mitbekam.
    Auf seinem limettengrünen Fahrrad, dem sein fortgeschrittenes Alter anzusehen war, begleitete mich David nach der Arbeit an den See. Nachdem es schon morgens fast 28 Grad gehabt hatte, hatte ich schnell einen Badeanzug und ein Handtuch eingesteckt. Davids bunt gestreifte Boxershorts ging als Badehose durch und das Handtuch konnten wir uns teilen. Das Wasser erfrischte wohltuend und wir zogen ruhig unsere Bahnen. Wir hatten uns auf die Südseite des Sees auf die kleine Wiese gelegt, verborgen von Schilfhalmen, wo außer uns niemand war. Die Schreie der Kinder auf der anderen Seite klangen gedämpft zu uns herüber. Wir lagen in der Sonne auf dem warmen Gras, spielten mit unseren Fingern und schlossen die Augen. Wir mussten nicht reden, wir mussten nur atmen und die Hitze der Sonne aushalten. Es war wunderschön. Ich legte meinen Kopf auf seinen warmen Bauch und nickte allmählich ein, spürte nur noch seine Finger, die meine Haare sanft umeinanderzwirbelten.
    Ich wachte auf, keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, weil Stimmen in mein Ohr drangen, die immer lauter wurden. David saß neben mir, mit hochgerecktem Kopf, und lauschte aufmerksam.
    »Was ist da los?«, fragte ich schlaftrunken. David zuckte die Achseln. Ich rappelte mich hoch und sah über das Schilf hinweg zum vielleicht 20 Meter entfernten Feldweg. Etwa neun Jugendliche standen da. Einer hielt einen kleinen Grill am Fuß fest und schwang ihn langsam hin und her. Ein anderer hatte einen Ghettoblaster auf der Schulter. Einige hatten Badehandtücher über den Schultern liegen. Gut die Hälfte trug lange grellbunte Badeshorts und schwarze Tankshirts mit irgendeinem runden, radförmigen Symbol darauf. Die anderen hatten Trainingsanzüge in verwegenen Farben: Silber, Lila, Türkis. Fünf der Jugendlichen hatten um die anderen vier einen Kreis gebildet. Die vier in der Mitte mit den Trainingsanzügen waren eindeutig Türken und sie waren eindeutig kleiner und jünger, höchstens 14, 15. Der Kreis wurde immer enger. Einer der Türken hob abwehrend die Arme. In typischem Singsang sagte er: »Hey, kommt, lasst uns gehen, is doch alles easy hier.« Die fünf beachteten ihn nicht und rückten noch näher. Ich spürte, dass ich plötzlich fror.
    »David«, flüsterte ich. »Scheiße, da passiert gleich was.« Endlich stand David auf und sah zu den Jungs hinüber.
    »Scheiß Kanaken«, rief nun einer der deutschen Typen. Auf dem Oberarm hatte er ein irgendwie keltisch aussehendes Symbol tätowiert. Der Grill knallte gegen das Schienbein des kleinsten Türken.
    »Mann, das sind ja noch halbe Kinder«, sagte ich. David stand wie versteinert. Ich ging etwas näher auf die Gruppe zu. Keiner bemerkte mich.
    »Oh, hat das wehgetan?«, höhnte der mit dem Ghettoblaster auf der Schulter. Der kleine Türke tat, als sei nichts geschehen. Noch einmal traf ihn der Grill, nun schon fester. Der Getroffene sank zu Boden, umfasste seine Wade. Ich sah Blut auf den sandigen Boden tropfen.
    »Das tut uns aber leid«, sagte der Tätowierte und sprach mit hoher Mickymausstimme.
    »Hört auf!«, schrie ich und rannte nun auf die Gruppe zu. Ich konnte nicht anders, mein Herz trommelte wie wild und meine Finger zitterten. Aber ich konnte doch nicht zusehen, wie diese beschissenen Typen die Jungs hier verprügelten.
    »Hehe, was will’n das Mädchen?«, rief mir einer entgegen.
    »Bestimmt ’ne Kanakenbraut«, sagte der mit dem Grill, und während er mich feist angrinste, ließ er das Gerät in seiner Hand auf den Rücken des Jungen im silbernen Trainingsanzug niedersausen. Der Junge winselte.
    »Hört auf mit dem Scheiß!«,

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