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Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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kitzeln, und normalerweise hätte ich gerne zurückgekitzelt. Aber heute fühlte ich mich angespannt, alles nervte und ich lief, als hinge mein Kopf zwischen düsteren Wolken.
    Juli spürte natürlich schnell, dass etwas nicht stimmte, und so blieb sie plötzlich stehen, sodass ich beinahe in sie reinrannte, und nahm mich in die Arme. »Nicht traurig sein, Tabi«, sagte sie. »Nicht traurig sein.« Das wiederholte sie ungefähr 20 Mal und wie immer fühlte ich mich tatsächlich ein wenig besser.
    »Lass uns weiterlaufen«, sagte ich irgendwann sanft. »Gleich sind wir am See. Dann können wir eine Runde schwimmen, magst du?« Sie klatschte begeistert in die Hände und lief weiter, jetzt höchst konzentriert, als wolle sie mir eine Freude damit machen.
    Das kühle Wasser tat gut. Juli konnte sich inzwischen wirklich ganz gut oben halten und schwamm prustend und lachend neben mir her. Sie liebte es, wenn sie sich im Wasser so leicht und losgelöst fühlte. Für eine kurze Zeit vergaß ich David und wir blödelten herum. Als wir schließlich genug hatten, rannte Juli vor mir durchs niedrige Wasser aufs Ufer zu.
    »Anni«, rief sie und winkte. Sie hatte unsere Schwester auf ihrem Badehandtuch im Gras entdeckt. Ihr knapper, pinker Bikini war auch wirklich nicht zu übersehen. Ich nahm unsere Laufschuhe, die wir am Rand des Wassers zurückgelassen hatten, und ging hinter Juli her. Annika winkte zurück. Sie war nicht allein. Ich bemerkte es zu spät. Neben ihr hockte auf einem kleinen braunen Handtuch ihr neuer Verehrer. Er grinste uns entgegen, stand dann auf und deutete eine kleine Verbeugung an.
    »Hallo«, strahlte Juli übers ganze Gesicht und wollte wieder seine Hand nehmen, um sie zu küssen. Schnell versteckte Torsten seine Rechte hinterm Rücken und sagte in neckischem Tonfall: »Nein, nein, das ist meine Hand!« Juli ließ sich ein wenig enttäuscht neben Annika fallen und trocknete sich mit deren Badetuch umständlich ab.
    »Wir kennen uns, wenn ich mich nicht irre«, sagte Torsten zu mir und streckte mir nun seine Hand entgegen. Ich ignorierte sie, nickte vage, rubbelte mit dem Handtuch Wasser von meinem Körper, das längst fort war, und legte mich neben Juli. Torsten setzte sich umständlich hin. Er trug ein beiges Polohemd, das wohl gegen Sonnenbrand schützen sollte und dazu eine altmodische schwarze Badehose mit weißen Schlaufen, in denen ein Gürtel steckte. Anscheinend starrte ich dermaßen auf diese Hose, dass er begeistert verkündete: »Das schöne Stück habe ich von meinem Großvater geerbt, es ist noch original aus den 30er-Jahren. Darin hat er damals bestimmt die Damenwelt betört.« Annika lachte albern und völlig übertrieben. Ich konnte mir ein »Ob das heute noch klappt, wage ich zu bezweifeln!« nicht verkneifen. Annika stieß mich in die Rippen.
    »Neulich Nacht habe ich Ihre Schwester aus einer misslichen Lage befreit«, erklärte er nun Annika. »Beinahe wäre sie von einem riesigen Hund angefallen worden, aber ich konnte ihn vertreiben.«
    Ich war sprachlos! Was war das denn für eine Umdeutung der Ereignisse. Aber Annika sagte nur: »Wollen wir nicht das blöde Sie lassen – ich bin die Annika.« Sie streckte ihm die Hand hin, die er mit zehn Fingern umschloss und schüttelte, während er ihr tief in die Augen sah.
    »Gerne. Ich bin Torsten«, antwortete er.
    »Und ich bin Juli«, sagte Juli und griff wieder nach seiner Hand. Er schüttelte auch ihre kurz, schaute ihr aber nicht in die Augen.
    »Wir hatten uns ja schon vorgestellt, nicht wahr, Bea?«
    »Tabea«, sagte ich, streckte mich auf dem Gras aus und schloss die Augen.
    »Darf ich den Damen ein kleines Picknick anbieten?«, machte Torsten erbarmungslos weiter und mir entwischte ein leises »Oh my God!«.
    Annika und Juli dagegen stürzten sich begeistert auf ein paar Prinzenrollenkekse, Packungen mit Caprisonne und trocken aussehende Brötchen mit Mettwurst darauf. Sehr lecker!
    »Arbeitest du eigentlich auch in der Gärtnerei?«, fragte mich nun Torsten.
    »Im Kindergarten«, quetschte ich zwischen den Zähnen hervor.
    »Ach, interessant«, sagte er. »Es ist ja so wichtig, den Kleinen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.«
    Nun reichte es nur noch zu einem »Mhm«.
    Annika sprang ein.
    »Ja, Tabea macht ihr Freiwilliges Soziales Jahr dort. Gleich da drüben, hinter dem Wäldchen ist der Kindergarten.« Sie wies mit der Hand in die Richtung.
    »Und – gut da?«
    »Mhm.«
    »Mann, Tabea, sei doch nicht so peinlich«,

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