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Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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Vandalen, gelangweilte Jugendliche oder so. Können wir was trinken gehen? Ich verdurste.«
    »Okay«, willigte ich ein. »Und danach kaufen wir dir ein Handy. Ich finde das voll abturnend, dass ich dich nie erreichen kann. Oder geht dein Telefonanschluss endlich?«
    Er schüttelte den Kopf, hypnotisierte den heißen Asphalt unter unseren Füßen, kickte kleine Steinchen weg.
    »Ich hab kein Geld für ein Handy«, sagte er gequält.
    »Dann leih ich dir was«, antwortete ich.
    »Ich werde das Ding ständig vergessen oder verlieren. Außerdem kommt der Telefonanschluss sicher ganz bald.«
    »Mann, du bist aber auch ein schwieriger Fall. Sag mir bitte, was ich von dir denken soll! Du kannst doch nicht ernsthaft erwarten, dass ich das noch ewig mitmache.«
    Sein Kopf hing noch tiefer. Wir durchschritten die automatischen Türen und wurden von der Kühle der Fressmeile in den Riem-Arkaden umarmt. Ich atmete tief ein. Am Saftstand holte ich mir ein großes Glas frisch gepressten Ananas-Papaya-Guaven-Saft und trank ihn in großen Schlucken. David holte sich eine Flasche Wasser und auch die war schnell geleert. Den anschließenden Cappuccino nahmen wir mit nach draußen. Wir setzen uns auf die Steinbänke und ich zwinkerte in den klaren Spätnachmittagshimmel. Das Leben könnte so schön sein. David schwieg immer noch. Nachdem ich meinen Milchschaum weggelöffelt hatte, sah ich ihn erwartungsvoll an.
    »Und?«
    Er blickte kurz hoch, zuckte die Schultern.
    »David, Mann, willst du nicht? Kannst du nicht? Ich möchte was von dir hören! Wie soll es weitergehen? Was ist passiert? Was willst du überhaupt von mir? Anscheinend passe ich ja eigentlich grad gar nicht in dein Leben, oder?«
    Ich war unsicher, ob er aufstehen und wegrennen würde, losschreien, erstarren. Immerhin sah er mir endlich einmal in die Augen. Dann streckte er langsam seine Hand aus und streichelte meine Wange.
    »Bitte, verlass mich nicht«, sagte er leise.
    Mir platzte der Kragen. »Das hast du mir vor ein paar Tagen auch schon gesagt! Aber jetzt will ich einen handfesten Grund, warum ich das nicht tun soll. David, bitte, was ist dein Problem?«
    »Vertrau mir, bitte, vertrau mir.« Kaum verständlich.
    »Warum?«
    »Weil … weil ich dich liebe.« Oh Gott, dieser Mistkerl. Aber diesmal blieb ich hart.
    »Wenn du mich liebst, dann sagst du mir jetzt, was los ist!«
    Er blickte über den Platz hinweg in Richtung des kleinen Birkenwäldchens, dessen hellgrüne Blätter sanft rauschten. Er zupfte an seinen Locken herum, versenkte sich in den Anblick seiner Schuhspitzen. Aus den Sandalen ragten große, sonnengebräunte Zehen heraus.
    »Vor einiger Zeit ist etwas sehr Schlimmes passiert«, sagte er langsam. »Ich kann dir darüber nichts erzählen, weil ich dich sonst in Gefahr bringe. Und das will ich nicht.«
    »Bist du deshalb von Hamburg weggegangen?« Er nickte kaum merklich. Mir wurde in der warmen Sonne der Kopf schwer. Sollte ich mich damit zufriedengeben? In dem Moment, in dem ich mir diese Frage stellte, war sie schon entschieden. Ja, hieß die Antwort.
    »Und ich soll jetzt einfach die Klappe halten und akzeptieren, dass du in Gefahr bist, oder wie stellst du dir das vor? Ach, Schatz, lass uns einen lustigen Abend haben, aber pass auf, dass dich kein Heckenschütze abknallt. So vielleicht?«
    »So schlimm ist es auch nicht.«
    »Sondern?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wer hat dir das Handy in die Wohnung geschmuggelt?«
    Wieder dieses Achselzucken.
    »Interessiert dich das nicht?«
    »Doch, aber wenn es der ist, der ich glaube, dann nutzt alles nichts.«
    »Du willst nicht kämpfen?«
    »Hey, hier geht’s nicht um so ein ritterliches Duell oder so was.«
    »Wenn du mir nichts sagst, kann ich nur im Dreck stochern.«
    »Tabea, bitte …« Er stöhnte. »Ich komm schon damit klar. Lass es gut sein.«
    »Nein!« Ich war immer noch sauer. »Du kommst nicht klar! Sonst würdest du mich nicht so behandeln, wie du es tust. Nicht mit mir reden. Einfach verschwinden. Unglücklich sein.«
    »Okay, ich hör auf damit. Vielleicht sehe ich ja nur Gespenster und alles ist gut. Ich verspreche dir, ich werde nie wieder einfach so abhauen. Okay?« Er grinste von einem Ohr bis zum andern, aber seine Augen blieben traurig. Todtraurig.
    »Tja«, sagte die Schneider ein paar Tage später in der Morgenbesprechung und fummelte nervös an ihrer schiefen Hochsteckfrisur herum. »Es tut mir leid, aber so sieht es aus. Wir können euch in diesem Jahr kein Urlaubsgeld zahlen.

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