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Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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Augen blickten mich flehend an. Ich füllte das Glas erneut, er trank auch dieses in einem Zug. Dann ließ er das Glas neben sich aufs Bett sinken und starrte ausdruckslos auf die nackte Glühbirne in der Mitte des Zimmers. Vorsichtig versuchte ich, das Blut von seiner Brust und seinem Bauch zu wischen. Glücklicherweise schienen es nur oberflächliche Verletzungen zu sein. Er stieß Luft zwischen den Lippen hervor, ließ mich aber gewähren. Als das Blut einigermaßen entfernt war, wollte ich ihm das Handtuch auf die Brust legen. Da erkannte ich es erst: Die Ritzer auf seiner Brust bildeten ein Hakenkreuz.
    »Diese Sau«, entfuhr es mir und ich warf mich auf seinen Oberkörper.
    »Ah«, stöhnte er auf, fuhr aber gleichzeitig über meinen Stoppelkopf.
    »Entschuldige!« Ich rappelte mich hoch, drapierte das Handtuch auf seiner Brust und nahm seine Hand.
    »Was ist passiert?«, fragte ich leise. Er schaute lange stumm in mein Gesicht, sein Blick wanderte über die Wände, blieb wieder an der Glühbirne hängen. Jetzt erst wurde mir klar, dass der Lampenschirm verschwunden war. Er bemerkte meinen Blick und sagte: »In dem Schirm war die Kamera versteckt. Sie hatte einen Bewegungsmelder und hat automatisch aufgezeichnet. Die war kleiner als ein Handy, die macht sogar im Dunkeln Bilder. Ich hab sie gestern Abend erst entdeckt, die Speicherkarte hat allerdings gefehlt.«
    »Aber was ist dann geschehen?«
    Er schüttelte unwillig den Kopf, zog sich das feuchte Handtuch von der Brust und zog die Decke über sich, die irgendwo vor dem Bett gelegen hatte. Zögerlich tastete seine Hand nach meiner. Wir hielten uns ganz fest.
    »Es muss so gegen fünf, halb sechs heute Morgen gewesen sein. Ich hab noch geschlafen. Ich hab überhaupt nicht geschnallt, was passiert ist. Als ich wach wurde, stand er schon an meinem Bett. Ehe ich auch nur reagieren konnte, hatte er meine Hände mit dem Kabelbinder ans Bett gefesselt. Ich hab versucht, ihn mit den Füßen zu erwischen, aber da hat er eine Pistole auf mich gerichtet und gesagt, ich soll mal schön still liegen. Als er fertig war, hat er das Zimmer auseinandergenommen. Nur gefunden hat er nichts.«
    »Torsten? Annikas neuer …« Ich konnte nur flüstern.
    Er nickte langsam. Sein Griff wurde fester, als klammere er sich an mich wie an eine Holzplanke in eingebrochenem Eis. »Thor, genau«, sagte er.
    »Aber was wollte er? Du bist ein Nazijäger, oder?«
    David biss sich auf die trockenen Lippen. Er kratzte sich die wenigen blonden Bartstoppeln. »Okay.« Er machte noch eine Pause, als müsse er ein letztes Mal kurz abwägen, ob er mich ins Vertrauen ziehen könne. »Ich besitze etwas, das Thor unbedingt haben möchte.«
    »Was?«
    Er räusperte sich, seine Finger zupften am Laken, er sah an die Decke. Er wand sich fürchterlich. »Einen Film.« Er verstummte.
    Scheiße, ich hätte ihn am liebsten geschüttelt. Rede, Mensch, sprich mit mir!
    »Ich habe auf einem Handy einen Film, der ihn einer Straftat überführt. Mehr möchte ich …«
    »Hat es mit Robin zu tun?«
    David fuhr im Bett hoch, sein Gesicht näherte sich meinem, ich spürte seinen heißen Atem auf meinen Wangen.
    »Woher weißt du von Robin?«
    »Ich hab mich mit Torsten auf Facebook befreundet und da …«
    »Was? Warum das denn?«
    »Ich wollte wissen, was er für ein Typ ist. Annika hängt so viel rum mit ihm in letzter Zeit, dass ich einfach checken wollte, wie der so tickt. Na und da bin ich auf die Seite von Robin gestoßen. Und mir wurde schnell klar, dass der wohl keines natürlichen Todes gestorben ist. Torsten hat seinen Tod doch sogar kommentiert. Er hat den Mördern Rache geschworen.«
    »Ich weiß. Diese heuchlerische Drecksau!«
    »Hängt der da mit drin?« Mir war mit einem Mal eiskalt. Meine Finger zitterten. »Ist das auf dem Film drauf? Wie Torsten Robin …?« Ich wagte nicht, es auszusprechen. David nickte ganz langsam, fixierte die Bettdecke.
    »Yep. Genau.« Ich spürte, wie sich meine Gesichtsmuskulatur anspannte.
    »Aber warum bist du nicht …«
    »Zur Polizei?« Er stöhnte auf. »Das wäre mein Todesurteil gewesen. Selbst wenn die Thor verhaftet hätten – der hat genug Freunde, für die es ein großer Spaß gewesen wäre, mich abzumurksen. Abtauchen war das Einzige, was mir blieb. Bis vor Kurzem wusste er auch nicht, dass ich den Film habe.«
    »Und wieso weiß er es jetzt?«
    »Luisa«, quetschte er zwischen den Lippen hervor.
    »Sie hat dich verraten?«
    »Nein!« Er schien entrüstet.

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