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Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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… ich … Scheiße! Ist alles, was du tust, logisch und sinnvoll?«
    Nein, bei Weitem nicht. Sonst hätte ich ihm schon vor Wochen den Laufpass gegeben. Und säße dann vielleicht nicht hier. Und Juli … Mir war kotzübel. Was tat er meiner kleinen Juli an? Sie war sicher total verängstigt, wusste überhaupt nicht, was ihr geschah. Ich spürte, wie vom Magen her eine Welle aufstieg, eine Welle voller Hass und Empörung und Wut, und ich musste an mich halten, um nicht auf David einzuprügeln. So hatte ich mir eine Nazijagd nicht vorgestellt. Stattdessen rannte ich die Stufen zur U-Bahn hinunter, sein Atem in meinem Nacken. Wir huschten gerade noch zwischen den sich bereits schließenden Türen des U-Bahn-Wagens hindurch.
    »Ich habe geschworen, Robin zu rächen«, sagte er, nachdem wir uns gesetzt hatten. Der Wagen war fast noch leer.
    »Indem du erst mal abtauchst?«
    »Ja. Ich brauchte Abstand. Ich wollte mir was ausdenken. Mein Gott, in dem Milieu muss man extrem vorsichtig sein. Und du weißt doch, wie die Polizei tickt – bei den Rechten ermitteln sie immer als Letztes.«
    »Aber, aber …«, mir rauschte es in den Ohren. Aber wenn der Film doch bewies, wie ein Nazi einen Gegner ermordete, dann mussten sie das doch einfach glauben. Ich hatte keine Kraft mehr. Mein Blick verlor sich in der Finsternis des U-Bahn-Tunnels. Mir waren die Worte ausgegangen für den Moment. Juli, Juli, Juli, war alles, was ich denken konnte.
    An der Haltestelle Josephsburg klingelte mein Handy erneut. Wie gut, dass der Akku voll war.
    »Wo bleibst du?« Meine Mutter schrie fast. Scheiße, was sollte ich nur sagen?
    »Ich hör dich nicht, scheiß Verbindung«, stammelte ich und drückte sie weg. Ich wollte ihr nicht noch mehr Angst machen und beichten, dass Juli entführt worden war. Wir würden das schon schaffen.
    Gerade noch erkannte ich, dass wir bereits am Innsbrucker Ring waren. Ich zog David am T-Shirt hoch und wir hechteten auf der gegenüberliegenden Seite in die bereits wartende U-Bahn. Noch eine Station und wir waren am Ostbahnhof.
    Der Geruch von Döner vermischt mit altem Pommesfett war kaum zu ertragen. Wir schlängelten uns zwischen den Pendlern hindurch, nahmen den falschen Aufgang, suchten nach dem Hauptgebäude und endlich fand ich ein Schild, das zu den Schließfächern wies.
    »Hast du überhaupt den Schlüssel?«, fiel mir ein und ich musterte irritiert David, der außer Unterwäsche, Socken, T-Shirt, Jeans und Sneakers nichts bei sich trug. Er hüpfte aber schon auf dem rechten Fuß, zog dabei den linken Schuh aus und lehnte sich an die Schließfächer. Er fummelte die Einlegesohle seines Turnschuhs heraus und zog endlich einen kleinen Schlüssel hervor. Es war das erste Mal an diesem Tag, dass ich ihn für eine gute Idee beinahe bewunderte. Mit zittrigen Fingern öffnete er das Schließfach, fuhr sich über den Lockenkopf und nahm dann erst das Handy an sich. Natürlich war der Akku leer und es gab keinen Pieps von sich. Mittlerweile waren etwa 35 Minuten seit Torstens Anruf verstrichen.
    »Wohin jetzt?« Er sah sich ratlos um.
    »Fahren wir zurück«, schlug ich vor. »Lass uns an den Riem-Arkaden warten – von dort sind wir genauso schnell zur Gärtnerei wie zu dir gefahren. Vielleicht brauchen wir ein Auto, wer weiß, wo er uns hinbestellt.«
    Als wir wieder in der U2 saßen, nahm ich ihm das Handy ab, das er krampfhaft festhielt. Ich öffnete die kleine Klappe, hinter der sich die Speicherkarte verbarg, und schob sie in mein Handy.
    »Was machst du?«, fragte er verblüfft.
    »Wir werden ihm das Handy doch nicht geben, ohne eine Kopie von dem Film gemacht zu haben. Ich werde ihn an meinen und Annikas E-Mail-Account weiterleiten.«
    »Nein!«, entfuhr es ihm.
    »Doch!«, entgegnete ich.
    Unbeweglich sah er in den finsteren Tunnel hinaus.
    »Wenn wir alles überstanden haben, können wir immer noch zur Polizei gehen.«
    »Tabea! Du kennst den nicht! Selbst wenn wir heute davonkommen – der findet uns überall. Er oder seine Leute«, sagte er und wollte mir das Handy wegnehmen. Ich versteckte es zwischen meinen Beinen.
    »Ich will es sehen.«
    Er starrte geradeaus.
    »Hey, ich bin kein Kind mehr, mich wird der Film schon nicht so furchtbar schocken.«
    Er atmete so tief ein, als wolle er der Welt jeglichen Sauerstoff entziehen.
    »Bitte! Wie du willst.«
    Ich holte das Handy wieder hervor und durchsuchte den Ordner »eigene Dateien«. David regte sich nicht mehr. Wie ein Eisblock saß er neben mir. Nach

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