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Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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Er ist nur einem treu. Aber den darf man ja nicht nennen in diesem Scheißland. So und jetzt wird er die nächsten Schritte seines Plans durchgehen. Ihm darf kein Fehler unterlaufen. Morgen beginnt Stufe zwei. Wenn die nicht funktioniert, sofort Stufe drei. Das Endspiel, die Sonderlösung unter der Regie des Herrn über Leben und Tod.

12. Kapitel
    Am nächsten Morgen fühlte ich mich nicht nur gerädert, sondern geteert und gefedert gleich dazu. Annika ging mir aus dem Weg, nahm einen Bus früher als üblich, weil sie angeblich noch mit Freundinnen lernen musste. Ich hatte überlegt, mich krankzumelden, aber der Kindergarten hatte heute wegen einer Betriebsversammlung geschlossen und wir waren alle angehalten, unbedingt zu dem Treffen zu kommen. Schließlich ging es darum, wie es mit dem Verein weitergehen sollte. Vor ein paar Tagen hatte Sabine uns eröffnet, sie würde kündigen, und Regine hatte berichtet, dass sie schwanger war. Keine rosigen Aussichten. Ich wäre auch bald weg, aber die Schneider hatte mir ans Herz gelegt zu überlegen, als Auszubildende bei ihnen weiterzumachen. Mir war zwar klar, dass ich dies nicht tun würde, aber trotzdem lag mir der Springseil e. V. sehr am Herzen. Ich musste zu dieser Versammlung – und sicher war David ja auch dabei. Glücklicherweise würde das Ganze nur bis gegen 15 Uhr dauern. Und dann – dann hätte ich Zeit, mit David über alles zu reden.
    Noch war es frisch draußen, der nächtliche Regen hatte die Hitze der Vortage ein wenig abgekühlt. Die Luft war klar, man konnte die Alpen am Horizont deutlich erkennen. Der See lag spiegelglatt, nur der Kopf eines morgendlichen Schwimmers ragte aus ihm empor und ein paar Blesshühner ließen ihre kleinen, nervösen Schreie ertönen.
    Die Versammlung fand im Gemeindesaal des ökumenischen Kirchenzentrums statt. Der schlanke weiße Turm zeigte mir wie ein überdimensionaler Wegweiser die Richtung. Grell stand er gegen den blauen Morgenhimmel.
    Ein paar Raucher plauderten noch im Eingangsbereich, zwischen denen ich mich hindurchdrängte. Ich spähte nervös herum. Zwischen den vielen Frauen musste ein Mann doch auffallen. Aber ich konnte David nirgends entdecken.
    »Ich hoffe, du nimmst mein Angebot an«, sagte die Schneider neben mir und ich zuckte zusammen. Mehr als ein dämliches Grinsen und ein Augenbrauenhochziehen bekam ich nicht zustande.
    »Haben Sie David gesehen?«, entfuhr es mir. Sie schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht steht er irgendwo im Stau.« Ich nickte und atmete tief durch. Wahrscheinlich hatte sie recht. Der Bus war fast immer unpünktlich.
    Durch den Gemeindesaal wehte Kaffeeduft, überall standen tuschelnde Grüppchen, vorne am Podium hatten sich inzwischen Marie Eisenstädter, die übrigen Vorstände und die Leiterinnen der vier Kindergärten niedergelassen. Als endlich alle saßen und die Gespräche abgeflaut waren, konnte es losgehen. Ich bekam kaum ein Wort mit. Ich starrte auf die Tür. Saß meine Finger unter meinen Oberschenkeln platt. Schenkte mir viel zu viel Kaffee ein. Fuhr mir immer wieder über meinen stoppeligen Schädel, auf dem die Haare schon wieder deutlich gewachsen waren. Und starrte auf die Tür. Er musste einfach kommen. Er musste, musste, musste. Er kam nicht.
    In der Mittagspause erwischte ich Marie Eisenstädter in einem günstigen Moment und fragte sie nach ihm. Sie überlegte kurz, sah mich mit ihren ausdrucksstarken Augen durchdringend an.
    »Gestern ist er noch am Ackermannbogen eingesprungen, da hatte eine Erzieherin plötzlich Durchfall. Eigentlich sollte er schon da sein. Angesteckt wird er sich ja wohl nicht haben.« Sie lachte.
    »Danke«, murmelte ich und wandte mich ab.
    »Tabea«, hielt sie mich auf. »Du weißt von seiner problematischen Vergangenheit?« Ich nickte. Ich hätte genauso gut den Kopf schütteln können.
    »Ich bin immer für eine zweite Chance«, sagte sie.
    Wie einfach mit einem Mal alles ist. Er muss nur in diesem Auto sitzen, weltmännisch den Arm über den Beifahrersitz legen, und wenn sie kommt – zuschnappen. Er weiß, dass sie heute früher dran ist, dienstags immer. An seinem Lächeln muss er nicht mehr arbeiten, das ist schon ein Automatismus. Außerdem ist sie sowieso davon überzeugt, dass er ein toller Kerl ist.
    In der flimmernden Hitze des frühen Nachmittags sieht er den Bus schon von Weitem kommen. Der Parkplatz ist komplett leer. Die Gärtnerei wird erst in einer halben Stunde die Mittagspause beenden. Die Mutter, die Angestellten

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