Todesflut: Thriller
Leinwand zwischen den Rümpfen des Katamarans sonnte und eine Piña Colada in der Hand hielt, bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Nun hör mir mal gut zu, mein Lieber. Ich habe dich diese Reise organisieren lassen, weil du gesagt hast, man könne hier auch noch etwas anderes tun, als nur angeln gehen. Ich verbringe nicht jeden Tag allein auf dem Hotelzimmer, während du am Strand bist. Ich hätte dich überreden sollen, nach Hawaii zu fahren. Da kann man wenigstens shoppen gehen, und eine anständige Tasse Kaffee bekommt man dort auch.«
»Nun mach aber mal halblang. Schnorcheln. Brauchst du mich wirklich dabei?«
»Im Hotel hieß es, es gäbe weit und breit kein besseres Riff. Ich kenne sonst niemanden hier. Ich will kein Wort mehr hören. Du kannst diese Woche noch genug angeln gehen.«
»Wenn wir schon schnorcheln, hätte ich es gern bald hinter mir.«
»Der Kapitän hat etwas von Walen hier in der Nähe gesagt. Willst du sie nicht sehen?«
»Wale leben unter Wasser. Da gibt es nichts zu sehen.«
Harold und Gina hatten sechs Stunden von Sacramento nach Honolulu gebraucht. Dann waren sie weitere drei Stunden bis zur zweitausend Kilometer entfernten Weihnachtsinsel geflogen, die zum Inselstaat Kiribati gehört. Er hatte doch nicht die ganze Strecke zurückgelegt, um einen Höcker im Ozean zu bestaunen! Er sah hinauf zum blauen Himmel.
»Wenigstens regnet es nicht«, stellte er befriedigt fest. Kurz vor dem Ablegen hatte es sehr laut geknallt. Es hatte nach einem gigantischen Donnerschlag geklungen. Am Himmel war aber kein Wölkchen zu sehen gewesen, und man war wie geplant losgefahren.
»Trink was«, sagte Gina. »Mach es dir gemütlich wie die anderen.«
Harold legte seiner Frau die Hand auf die Schulter und stand auf, den Blick fest auf die Weihnachtsinsel gerichtet.
»Was ist los?«
»Keine Ahnung. Mit den Vögeln stimmt etwas nicht.«
Die Insel war klein und dünn besiedelt. Die dreitausend Einwohner bauten ihr eigenes Gemüse an und hielten sich im Übrigen mit dem über Wasser, was die wenigen Touristen ihnen einbrachten. Deshalb war die Insel ein Vogelparadies geblieben und rühmte sich zudem einer bunten Unterwasserfauna.
Harold war nicht nur ein leidenschaftlicher Angler, sondern auch ein begeisterter Jäger, deshalb hatten die Vögel seine Aufmerksamkeit erregt. Es schien, als wäre alles, was Flügel hatte, und das waren viele tausend Tiere, plötzlich aufgeflogen.
»Wie ist das zu erklären?«, murmelte Harold vor sich hin.
Inzwischen waren alle Blicke an Bord auf die Insel gerichtet, auch die des Tauchlehrers und des Kapitäns, der den Motor des Katamarans drosselte.
»He, Pete«, fragte Dave, der Tauchlehrer, »siehst du irgendwo Rauch aufsteigen?«
»Nee«, sagte Pete. »Sieht aber so aus, als hätten sie sich gewaltig erschreckt.«
»Ein Erdbeben?«, fragte Harold. Er wusste von den vielen Jahren, die er in Kalifornien gewohnt hatte, dass Tiere Erdbeben früher als Menschen wahrnehmen.
»Nee«, sagte Pete wieder. »Erdbeben gibt es hier nicht. Auch keine Vulkane.«
Harold zog sein Fernglas aus der Tasche.
»Wir funken besser mal zu Hause an«, sagte Dave.
Pete ging ans Funkgerät, Harold suchte die Insel ab. Aus dieser Entfernung sahen die Vögel selbst durch das Fernglas wie ein kreisender Bienenschwarm aus.
»Na, das ist aber komisch«, sagte er.
»Was?«, fragte Gina.
»Der Strand wird breiter.«
»Was soll das heißen, der Strand wird breiter?«, fragte Gina mit erhobener Stimme. Dave hatte sie gehört.
»Was ist mit dem Strand?«, hakte er nach.
Harold beschrieb, was er sah. Der Sandstrand schien im Sekundentakt breiter zu werden. Kurze Zeit später war bereits das Riff um die Insel sichtbar. Einige Leute liefen den freigelegten Sand hinunter, andere beobachteten einfach das Geschehen.
»Nein!«, schrie Dave. Er rannte zu Pete, der gerade die Zentrale der Tauchschule anfunken wollte. Bevor eine Antwort kam, hatte Dave ihm den Empfänger aus der Hand gerissen.
»Fahr so schnell du kannst möglichst weit aufs offene Meer hinaus! Sofort!«, schrie er Pete an. Der war zwar nicht daran gewöhnt, auf seinem eigenen Boot Befehle entgegenzunehmen, sah aber die Panik in Daves Augen, befahl allen, sich festzuhalten, und gab Gas, bis sie zwanzig Knoten in der Stunde machten.
Dave drückte auf den Sender. »Zentrale, hier ist Seabiscuit, könnt ihr uns hören?«
Eine weibliche Stimme antwortete. Harold erinnerte sich an die junge Frau. Sie hieß Tasha. Dave und sie
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