Todesflut: Thriller
Evakuierungspläne entwickelt, die sich an der Größe von Tsunamis orientierten, wie sie bei diesen Ursachen typisch war.
Es gab aber keine Vorschriften, wie mit einem Tsunami umzugehen war, der die Folge eines abgestürzten Asteroiden war. Die Wahrscheinlichkeit war zu gering, um die beschränkten Ressourcen des Tsunami-Zentrums dafür zu verwenden.
»Ich habe die Formel gefunden«, meldete sich nun Reggie. Er tippte sie ein. »Nun lass uns mal schauen. Wir haben ein Erdbeben von 6,9 registriert. Wie tief ist der Ozean an der fraglichen Stelle?«
Kai nahm eine Karte vom Boden des Stillen Ozeans und las die Tiefenangabe Zahl für Zahl laut und deutlich vor, um sicherzugehen, dass Reggie ihn richtig verstand. »Vier neun zwei fünf.«
»Gut.« Reggie tippte weiter. »Und nun gebe ich ein, wie weit wir vom Epizentrum entfernt sind, und das sollte uns die geschätzte Höhe der größten Welle geben.«
Als er fertig war, lehnte er sich verdutzt vor. Plötzlich riss er die Augen auf und zog die Hände von der Tastatur zurück, als wäre sie heiß.
»Was ist?«, fragte Brad.
»Ich glaube, ich habe mich verrechnet.« Reggie fing von vorne an und gab alle Zahlen noch einmal ein. Als er das Ergebnis sah, lehnte er sich zurück und schüttelte den Kopf.
»Mannomann«, stöhnte er. »Wenn dieses Modell auch nur annähernd genau ist, steht es verflixt schlecht um uns.«
»Wie schlecht?«, fragte Kai. Er wusste schon jetzt, dass seine schlimmsten Befürchtungen überboten werden würden.
Reggie seufzte tief. »Mindestens siebzig, wenn er hier eintrifft.«
»Heiliger Bimbam!«, sagte Brad. »Der Tsunami von 2004 war nicht höher als dreißig Fuß, oder?«
Reggie schüttelte den Kopf. »Es gibt Schätzungen, wonach er in Banda Aceh doppelt so hoch war.«
Brad fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Siebzig Fuß, das ist unglaublich.«
Kai legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter.
»Brad, du hast was nicht mitgekriegt. Alle unsere Zahlen hier sind metrische Zahlen. Wir rechnen nicht in Zoll, Fuß und Yards. Meter, nicht Fuß. Siebzig Meter. Das wären über zweihundert Fuß.«
20. Kapitel
10:28
54 Minuten bis zum Eintreffen der Welle
Eine siebzig Meter hohe Wasserwand, die sich über eine dicht besiedelte Küste schob, würde ein noch nie dagewesenes Naturereignis sein. Der größte Tsunami, der eine bewohnte Gegend überrollte, war 1883 durch den Ausbruch des Vulkans Krakatau ausgelöst worden. Die über dreißig Meter hohe Welle löschte an der Sundastraße ganze Dörfer aus. Sechsunddreißigtausend Menschen fanden den Tod.
Nun bestand die Möglichkeit, dass eine mindestens doppelt so hohe Welle über eine der am dichtesten besiedelten Küsten der Welt hereinbrechen würde.
Das Telefon klingelte. Kai nahm langsam den Hörer ab, ihm schwirrte noch der Kopf.
»Tanaka«, meldete er sich.
»Dr. Tanaka, hier spricht Jeanette Leslie von CNN. Ich habe Fragen zu der Tsunami-Warnung, die vor einigen Minuten ausgegeben wurde.«
»Es tut mir leid, aber ich habe im Augenblick keine Zeit, Fragen zu beantworten.«
»Aber, Dr. Tanaka, Sie …«
Bevor die Reporterin ihren Satz beenden konnte, hatte Kai aufgelegt. Sekunden später klingelte das Telefon schon wieder.
»Es geht los«, sagte Reggie.
»Das Telefon wird heißlaufen.« Ohne Sekretärin würde es sie ihre ganze kostbare Zeit kosten. Kai wandte sich an Brad.
»Ich brauche noch einmal deine Hilfe.«
»Soll ich das Telefon beantworten?«
»Ja, Reggie und ich haben alle Hände voll zu tun.«
»Und was soll ich sagen? Ich habe doch keine Ahnung.«
»Du weißt eine ganze Menge. Vielleicht zu viel. Du könntest sagen, dass wir eine offizielle Stellungnahme in« – Kai warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr – »zehn Minuten abgeben. Bis dahin – kein Kommentar.«
Die Medien waren ein zweischneidiges Schwert. Fragen zu beantworten würde sie kostbare Zeit kosten, die sie zur Berechnung der Ankunftszeit der Welle für den restlichen Pazifik brauchten. Andererseits konnte man mit Hilfe der Medien die Öffentlichkeit mit allem Nachdruck anhalten, sich in Sicherheit zu bringen. Vorher musste er sich aber erst mit dem Bevölkerungsschutz beraten. Und es wäre eine große Hilfe, wenn seine Vermutung von der NASA bestätigt würde.
»Was ist mit dem Meteor?«, sagte Brad. »Sollten wir den erwähnen?«
Reggie meldete sich zu Wort. »Kai, du hast mich mit deiner Theorie überzeugt. Es kommt ein großer Tsunami auf uns zu. Aber es wäre verfrüht, von
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